CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL WELS SPEZIAL CHEFINFO WELS | 57 56 | CHEFINFO WELS FOTOS: AUTO LEEB, PORSCHE WELS, HISPANOLISTIC / E+ / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Biker Wonderland Zufrieden sind auch die Kunden von MaMot in Weißkirchen an der Traun. Mit Autos oder Nutzfahrzeugen hat Martin Mayer jedoch nichts zu tun. Mayer setzt voll und ganz auf das Zweirad und verkauft in seinem Schauraum Ducati- und Fantic-Motorräder. „Ich habe meine Leidenschaft und mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Der gelernte Mechaniker hatte lange Zeit eine Werkstatt für Motorräder. „Im Gegensatz zum Auto kann man als Mechaniker am Motorrad noch vieles selber machen. Man ist mehr als nur der Ölwechsler und Teile-Austauscher.“ Biker, so Mayer, legen ihr Leben in die Hände des Mechanikers, das bedingt meist ein innigeres Kundenverhältnis. In Mayers Schauraum finden sich FanticEinsteigermodelle um 4.000 Euro ebenso wie hin und wieder einmal auch ein limitiertes Ducati-Sammlerstück um 80.000 Euro. So sehr Mayer den Standort schätzt, so sehr kämpft er mit einem Thema, das alle im Fahrzeuggewerbe betrifft. Fachkräfte würden oft abgeworben, nicht so sehr untereinander, sondern „durch unsere starke Industrie. Da können wir nicht mithalten“. Gerade das Schrauben an Motorrädern sei anstrengend. „Es braucht eine gehörige Portion Leidenschaft und Passion dazu, damit man das macht.“ Der Ausbau der Werkstatt sei daher durch fehlende Ressourcen gebremst. Von Wels nach ganz Österreich So wie es Martin Mayer von seinem Heimatort im Steyrtal mit der Firma in den Großraum Wels zog, so zog es auch Stefan Leeb 2004 in die Messestadt. „Meine Familie kommt aus Gallspach. Mein Vater hat 1979 den Meister gemacht und eine kleine Werkstätte eröffnet. Seit 1984 handeln wir mit Citroën.“ Gallspach war den Söhnen schnell zu klein. „Seit 2017 sind wir am heutigen Standort. Wels als zweitgrößte Stadt hat dementsprechendes Potenzial.“ Der Anstoß war ein frei gewordener Citroën-Kontrakt in Wels – so kam Stefan Leeb mit 21 Jahren zu einem Neuwagenvertrag. „Anfangs waren wir in Miete und hatten drei Mitarbeiter, mittlerweile sind wir 60.“ Rund 700 Neuwagen aller Stellantis-Marken – außer Alfa Romeo – sind jährlich bei Leeb verfügbar. „In den besten Jahren haben wir bis zu 5.000 Neu- und Gebrauchtwagen pro Jahr verkauft, aktuell sind es um die 4.000.“ Leeb ist damit der größte StellantisHändler Österreichs. „Wir haben 34 Vertriebspartner im ganzen Land. Kleinere Werkstätten, die keinen Händlervertrag haben und denen wir attraktive Jung- und Gebrauchtwagen verkaufen sowie Neufahrzeuge vermitteln. Allein das macht rund 25 Prozent unseres Umsatzes aus.“ Industrie und KMU als Zugpferde Die Mobilitätsbranche ist eben im Umbruch. Franz Stöllinger kennt das Geschäft seit 46 Jahren und weiß, dass kein Stein auf dem anderen blieb. „Ich bin gelernter Mechaniker. 1978 habe ich noch Wankelmotoren des NSU Ro 80 repariert. Im Prinzip ist die Dienstleistung die gleiche, egal ob im Verkauf oder in der Werkstätte. Das Ureigenste unserer Branche ist geblieben.“ Die Dimensionen haben sich jedoch geändert, nicht nur im Geschäft, auch bei den Fahrzeugen. „Ein Mitarbeiter von mir hat sich einen Porsche 944 gekauft. Der 944er war damals ein unglaublich großes und faszinierendes Auto. Heute steht er neben modernen Fahrzeugen und man denkt sich: ‚Wie konnte der nur so schrumpfen?‘“ Auch das Geschäft ist deutlich größer geworden: „Wir hatten letztes Jahr ein gutes Auslieferungsjahr, auch heuer werden wir mit unseren Marken bei Personen- und Nutzfahrzeugen auf 1.400 Neufahrzeuge kommen.“ Ein Trend, der sich in Wels von anderen Standorten abhebt: „Im Privatkundenbereich ist es schwieriger geworden, aber bei Großabnehmern und den KMU läuft es gut, hier merkt man wenig von Flaute, weil Wels insgesamt stark ist.“ Mit der neuen Online-Gebrauchtwagenmarke „OutletCars“ steigt der Gebrauchtwagen-Durchsatz zusätzlich auf rund 1.000 Fahrzeuge. OutletCars-Kunden kommen täglich aus ganz Österreich. „Wir wollten uns zwischen St. Pölten und Salzburg positionieren, aber sie kommen von überall her.“ Vorausschauende Organisation Neu ist auch, dass die Porsche-Betriebe in Oberösterreich nun unter der Marke „PIA“ (Porsche Inter Auto) zusammengefasst wurden. Stöllinger ist deren Chef, Wels quasi damit das Zentrum. „Wir nutzen Synergien und bringen mit insgesamt 400 Mitarbeitern schon eine gewisse Kraft mit. Es macht Sinn, wenn nicht jeder das Gleiche macht, gewisse Dinge kann man zusammenfassen.“ Für Stöllinger ein vorausschauender Schritt, denn demnächst gehen viele Mitarbeiter in Pension – inklusive Stöllinger selbst. Und damit geht es wieder einmal ums Personal. „Das Match in Wels ist schon schwieriger. Nach Corona haben unsere Großkunden aus der Industrie einiges Personal von uns abgezogen.“ Doch Stöllinger als auch Leeb setzen auf eigene Lehrlingsausbildung und die trägt Früchte. Stefan Leeb: „Wir sind gefordert, unsere Leute ans Unternehmen zu binden und das gelingt uns gut.“ Auch bei Porsche Wels sieht man das ähnlich: „Ich könnte den einen oder anderen Techniker noch vertragen, aber ich darf nicht jammern. Wir schulen und investieren sehr viel Geld in diese Menschen.“ Entspannung am Arbeitsmarkt? Das große Einzugsgebiet entpuppt sich dabei als Volltreffer. „Wir haben nur wenige urstämmige Welser, aber das ist egal. Wir wollen eifrige Leute und die haben wir.“ Auch Leeb jammert nicht, sondern sieht langsam eine kleine Erholung am Arbeitsmarkt: „Es gibt ein Umdenken bei Lehrberufen. Handwerksberufe werden in Zukunft wesentlich attraktiver. Ein Kfz-Techniker hat ein gutes Einkommen und der Beruf lässt sich nicht ins Ausland verlagern. Der Weg geht in die richtige Richtung, bald wird jeder Handwerker mit einer soliden Aus- und Weiterbildung einem Maturanten mit Bürojob mindestens ebenbürtig sein.“ Und es gibt gute Karriereperspektiven: „Unser Werkstattleiter kam vor 16 Jahren zu uns, ist jetzt 31 und führt ein Team von 21 Leuten. Das ist ein Paradebeispiel.“ Und so werden Wels und Wels-Land weiter ein Parade-Autostandort bleiben. n Stefan Leeb begann mit 21 Jahren, einem Citroën-Vertrag und drei Mitarbeitern in Wels. Heute ist er der größte Stellantis-Händler Österreichs. Vor sieben Jahren hatte Porsche Wels noch zwei kleinere Standorte. Der aktuell einzige Standort bietet mit 40.000 m2 Fläche deutlich mehr Platz für die Kunden. Der Weg geht in die richtige Richtung, bald wird jeder Handwerker mit einer soliden Aus- und Weiterbildung einem Maturanten mit Bürojob mindestens ebenbürtig sein. Stefan Leeb Geschäftsführer Auto Leeb

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