CHEFINFO Wels Spezial 2024

INTERVIEW. Klaus Bannwarth ist Standortleiter der Gebrüder Weiss (GW) in Wels. Es ist einer der größten und wichtigsten Standorte im familiengeführten Konzern. Bannwarth erklärt warum. INTERVIEW: Jürgen Philipp Warum ist Wels ein derart wichtiger Logistik-Hub? Klaus Bannwarth: Weil es geografisch ideal sowohl für die SüdNord-Verkehre als auch für die Ost-WestVerkehre liegt. Dazu kommt die Nähe zu Deutschland und Italien. Verkehrstechnisch und geografisch ist der Großraum Wels, auch über Geofencing, perfekt. Die alten Römer wussten, wo sie sich hinsetzen und die ursprünglichen Verkehrswege sind immer noch die gleichen. Weiters ist Oberösterreich als Wirtschaftsmotor mit der Industrie einer der stärksten Wirtschaftsräume und dann kommt noch die Bahnverbindung. Die wird aktuell erneuert. Wir fahren als eines der wenigen privaten Unternehmen mit Ganzzügen, die mit Wechselaufbauten ausgestattet sind, Ost-West-Verkehre, von Vorarlberg und Tirol bis Wien mit unserem „Orange Combi Cargo“-Zug. Der ist fast einen Kilometer lang und bringt viel in Hinblick auf die CO2-Einsparung. Welchen Stellenwert besitzt die Niederlassung der Gebrüder Weiss in Wels? Bannwarth: Es ist ein sehr zentraler Standort, weil wir hier diese Verkehrsbündelung haben. Wir haben 16 Niederlassungen in Österreich, doch Wels ist die interne Drehscheibe, von wo aus wir vieles im Land verteilen. Dazu haben wir noch die Luft- und Seefracht in Wels angesiedelt, zum einen durch die Nähe zum Flughafen Hörsching, zum anderen zu den Nordsee- und Adriahäfen. Zur Coronazeit haben wir mit einer Antonow die Masken ins Land gebracht. Die Logistik-Branche ist im Umbruch. Was sind die aktuell wichtigsten Trends? Bannwarth: CO2-Einsparung ist definitiv der große Treiber. Wir haben schon einen Wasserstoff-Lkw in der Schweiz im Einsatz, weil es in Österreich die Tankinfrastruktur noch nicht gibt. Wir nehmen viel Geld in die Hand. Jetzt bekommen wir die ersten richtig großen E-Lkw mit 500 bis 600 km Reichweite. Eine Ladestation für einen Lkw kostet übrigens 350.000 Euro und braucht neue Transformatoren. Grün kostet eben, aber die Kunden fordern das. Alle unsere Lkw werden übrigens mit HVO getankt. Das ist eine Brückentechnologie. HVO ist ein Kraftstoff, der aus organischen Abfällen produziert wird. Das ist ganz normal tankbar und hat einen super Verbrennungswert. Damit können 70 bis 90 Prozent CO2 im Vergleich zu herkömmlichem Diesel eingespart werden. Ein Thema seit Corona sind die Lieferketten-Thematiken und Materialengpässe. Aus just in time wurden wieder Läger aufgebaut. Inwieweit betrifft Sie das als Logistiker? Bannwarth: Das Wichtigste in unserer Branche sind Flächen. Die haben wir Gott sei Dank in Wels, dazu ein Außenlager und einen Standort in Wels-­ Pernau. Gesamt haben wir eine Betriebsfläche von 100.000 m2, da braucht man ein Fahrrad, um von der einen Ecke in die andere zu kommen. Dazu haben wir noch ein Grundstück mit 50.000 m2 in der Hinterhand. Wir machen für eine namhafte Firma in Österreich die komplette Verteilung von Wels aus. Der Zug kommt aus der Produktion direkt zu uns in den Terminal. Dort wird kommissioniert und geht österreichweit in die Auslieferung. Die Strategien zur Lagerhaltung haben sich verschoben. Das Risiko mangelnder Warenverfügbarkeit führt wieder zu vermehrter Lagerhaltung bzw. Lägern, die bei uns outgesourct werden. „Die alten Römer wussten, wo sie sich hinsetzen“ Klaus Bannwarth Niederlassungsleiter GW Wels Wir haben 16 Niederlassungen in Österreich, doch Wels ist die interne Drehscheibe, von wo aus wir vieles im Land verteilen. WELS SPEZIAL WELS SPEZIAL FOTO: GEBRÜDER WEISS Im Zuge des Monsterprojekts – des vier- gleisigen Ausbaus der Westbahnstrecke zwischen Linz und Wels – wird auch der Terminal umgebaut. Er wird zu einem Durchfahrbahnhof – die bisherigen vier Stutzgleise werden zu Durchfahrgleisen – und an die Westbahnstrecke angebunden. Das bedeutet einen Quantensprung des Terminals, der seit den 1990er Jahren zu den wichtigsten Österreichs gehört. Die ÖBB und die EU investieren gemeinsam 68 Millionen. Der neue Terminal soll 2027 fertiggestellt werden. Die bisherigen Ladegleise sind mit 580 Metern mittlerweile zu kurz geworden, sie werden auf 700 Meter verlängert. Dazu werden auch die Kräne adaptiert – sie werden zehn Meter höher gebaut – und ihre Kapazität wird um 50 Prozent erhöht. Östlich des Terminals wird eine zusätzliche Anbindung an die Westbahnstrecke geschaffen. Der Güterumschlag wird damit massiv beschleunigt. Durch intelligente Flächennutzung wird Platz für Gleisanlagen und Abstellflächen frei, da die alten Verwaltungs- und Zollgebäude an anderer Stelle neu errichtet werden. Auch die logistischen Abläufe am Terminal werden vereinfacht. Damit wird die gesamte Abwicklung flexibler. n In Wels steht eines der effizientesten Logistikzentren für den Handel. SPAR investierte 45 Millionen Euro in das voll automatisierte Zentrallager. FOTO: SPAR engagiert. Persönlich Grenzenlos verlässlich. Erleben Sie GW pro.line - unsere europaweite Stückgut-Lösung.

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