CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL 46 | CHEFINFO WELS FOTO: STADT WELS WELS SPEZIAL CHEFINFO WELS | 47 FOTO: HERMANN WAKOLBINGER INTERVIEW. Bürgermeister Andreas Rabl im Interview über Weitblick in der Stadtentwicklung, Entsiegelung, Problemviertel und wie aus seiner Sicht Wels in zehn bis 15 Jahren aussehen wird. INTERVIEW: Jürgen Philipp CHEFINFO: Um eine Stadt zu entwickeln, muss man in die Zukunft planen. Wie sieht so etwas konkret aus? Andreas Rabl: Die Politik gibt den Rahmen vor. Wir überlegen uns, wie die Stadt in zehn bis 15 Jahren aussehen soll. Das ist ein Dialog mit den politischen Parteien und den Mitarbeitern bei uns im Haus, die mit viel Know-how auf gewisse Faktoren aufmerksam machen. Es braucht dabei immer Wendigkeit und Flexibilität. Vieles ist nicht vorhersehbar. Damit wir die Stadt aber überhaupt entwickeln können, braucht es stabile Finanzen. Dass wir nun finanziell viel besser dastehen, war auch eine Entwicklung, die so nicht voraussehbar war. Wenn Sie in anderen Städten unterwegs sind: Schauen Sie sich da etwas ab bzw. hat man da bereits einen gewissen Blick dafür? Rabl: Wenn man in anderen Städten ist, kann man immer irgendetwas mitnehmen. Oft sind es nur kleine Dinge, kleine Schrauben, an denen man drehen kann, um besser oder effizienter zu werden. Im Fokus steht immer die Lebensqualität. Es geht viel ums Feeling. Wenn ich mit Bürgern rede, was ihnen an Wels gefällt, kommt oft nur ein „Schön ist es“. Das ist nicht greifbar – es ist eben ein Feeling, ein Gesamteindruck, ein Wohlfühlen. Ein immer wichtigerer Punkt des Wohlfühlens sind Grünflächen. Welche Rolle spielt da der neue Volksgarten? Rabl: Der neue Volksgarten ist das größte Entsiegelungsprojekt Österreichs und er wird zehn Hektar groß. Derzeit stehen dort alte Messehallen und Parkflächen. Im Westen bauen wir eine neue Messehalle als Ersatz für die bestehenden. 2026 wird er fertig und wir haben uns auch gleich für die Landesgartenschau beworben. Immer wieder hört man von Brennpunktvierteln in Wels. Kann man städtebaulich da entgegenwirken? Rabl: Auch das ist in ständiger Veränderung. Der zweite Bezirk in Wien war einmal das berüchtigte Rotlichtviertel, jetzt ist er hip. Umgekehrt war die Noitzmühle ursprünglich ein sehr grüner Stadtteil, der bei der High Society beliebt war. Was kann man also tun? Wir können kleine Grätzel in die Stadtteile bringen, Wirtshäuser, Beisln, Zentren, um zusammenzukommen, und wir können Vereine unterstützen bzw. Treffpunkte schaffen – eine Möglichkeit, um sich auszutauschen. Wie sieht aus Ihrer Sicht Wels in zehn bis 15 Jahren aus? Rabl: Wels wird eine Stadt mit 75.000 Einwohnern sein und viel grüner als jetzt. Es wird Kinderbetreuung für alle geben und jedes Kind wird einen Platz haben. Wels wird seinen Stellenwert als Bildungs- und Unistadt festigen und von einer Logistikstadt zu einer Dienstleistungsstadt. Wels wird seinen Platz als wirtschaftliches Zentrum zwischen München und Wien im Zentralraum ausbauen. „Es ist ein Feeling“ neue Veterinär-Universität könnte Wels als Bildungsstandort zur Universitätsstadt machen. Noch ist nichts in trockenen Tüchern: „Das ist ein laufender Prozess. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Voraussetzungen sind geschaffen.“ Voraussetzungen, die auch budgetär geschaffen wurden. „Es braucht immer die finanziellen Rahmenbedingungen. 2016 hatten wir noch 70 Millionen Euro Schulden, jetzt nur mehr acht Millionen bei einem Sparvermögen von 100 Millionen.“ Kaum Leerstand im Zentrum Investiert wurde daher für alle sichtbar in die Innenstadt. Im Gegensatz zu anderen Kommunen in Österreich hat Wels so gut wie keinen Leerstand im Zentrum. Rabl sieht dafür drei Faktoren verantwortlich. „Erstens: Unser Standortmarketing weiß früh, wer auszieht bzw. wer einzieht. Es hat Kontakt zu den Eigentümern.“ Kostete Mitte der 1990er Jahre ein Quadratmeter Geschäftsfläche im Zentrum 1.000 Schilling, so sind es jetzt mit 70 Euro gleich viel. Die Fläche verlor also an Wert. „Das ist bitter für den Besitzer und eine psychologische Hürde. Dass die Preise nicht mehr so hoch sind wie früher, muss man den Vermietern vermitteln.“ Als zweiten Punkt sieht Rabl die öffentlichen Investitionen: „Die Leute wollen eine sichere und saubere Innenstadt.“ Ein dritter Faktor ist die Vermarktung der Stadt mit zahlreichen Events. „Man muss etwas bieten. Ziel ist es, dass die Leute etwas kaufen und die Gastro nutzen. Wir steigen bei der Frequenz nun stetig. Im stationären Handel kann ich mein Wels wird seinen Platz als wirtschaftliches Zentrum zwischen München und Wien im Zentralraum ausbauen. Andreas Rabl Bürgermeister Stadt Wels Ô Wels will perspektivisch wachsen, gleichzeitig Flächenfraß vermeiden.

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