CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL CHEFINFO WELS | 45 44 | CHEFINFO WELS FOTO: WELS MARKETING Wie sieht Wels 2039 aus? STADTENTWICKLUNG. Wie entwickelt man eine Stadt? Was tut sich aktuell in Wels und wie wird es in 15 Jahren aussehen? Bürgermeister Andreas Rabl und Stadtbaudirektor Wolfgang Pichler geben Einblicke und Antworten. TEXT: Jürgen Philipp Eine Stadt zu entwickeln ist oft eine Reise in die Zukunft. Das ist oft mit atemberaubenden Utopien verbunden. In Saudi-Arabien will man die Planstadt „THE LINE“, Teil des Projekts „NEOM“, aus dem Wüstenboden stampfen. Auf 170 Kilometern Länge und 200 Metern Breite sollen auf diesen 34 Quadratkilometern so viele Menschen leben wie in ganz Österreich: neun Millionen. Städte in die Wüste oder in die grüne Wiese zu bauen ist relativ simpel. Bei Städten, die wie Wels auf über 800 Jahre Geschichte zurückblicken können, ist das etwas komplexer. Wie weiß man also, was man in Zukunft braucht? Bürgermeister Andreas Rabl: „Wir überlegen uns, wie die Stadt in zehn bis 15 Jahren aussehen soll bzw. wie wir seitens der Politik glauben, wie sie aussehen wird. Das geben wir an die Stadtplanung weiter. Dort wird geprüft, ob unsere Parameter richtig und plausibel sind.“ Die Abteilung von Stadtbaudirektor Wolfgang Pichler arbeitet dann „vom Groben ins Feine. Wir schauen uns z. B. den Flächenbedarf etwa bei Freizeiteinrichtungen, Kinderbetreuung, aber auch Betriebsansiedelungen und die begleitende Verkehrsplanung in Absprache mit der Verkehrsplanung des Landes OÖ an“. Wie will Wels wachsen? Dabei ist man in ständigem Austausch mit den Nachbargemeinden. Ein großes Betriebsansiedelungsgebiet in einer Nachbargemeinde etwa hat schließlich Auswirkungen auf die Stadt. Rabl: „Wir sind da immer eingebunden, dass es zu keinem Nadelöhr kommt.“ Ist ein großer Verkehrszuwachs zu erwarten, veranlassen Pichler und sein Team Belastbarkeitsprüfungen. „Auch bei der Bevölkerungsentwicklung passen wir regelmäßig unsere Entwicklungskonzepte an. Wie viel Wohnraum braucht es? Wie viele Kinderbetreuungsplätze, …? Das sehen wir an rein statistischen Werten“, so Pichler. Dabei geht es nicht um grenzenloses Wachstum, wie Rabl festhält: „Wir legen die Push- und Pull-Faktoren fest. Wollen wir stark wachsen, etwa durch Zuzug, oder das dynamische Wachstum ein wenig bremsen?“ Nach Corona kam es zu einer intensiven Bautätigkeit. „Wir haben gesagt, dass das zu schnell und zu viel ist. Wir müssen als Stadt mit der Infrastruktur, etwa Kinderbetreuungseinrichtungen, nachziehen.“ Erstaunlich dabei ist, dass es in Zukunft mehr solcher Einrichtungen benötigen wird als Pflegeheime. „Ältere Menschen werden immer mobiler, die Wartelisten sind daher überschaubarer. Aber es gehen immer mehr Frauen arbeiten und daher brauchen wir vermehrt Kinderbetreuung schon ab 1,5 Jahren. Generell muss man aber bei der Planung immer flexibel und wendig bleiben.“ Wendigkeit als ständiger Begleiter Ein Beispiel für diese Flexibilität ist die FH Wels. „Diese starke Expansion war nicht abzusehen. Der alte FH-Standort wurde schnell zu klein.“ Man nahm umliegende Flächen dazu, die frei wurden. Jetzt ist ein nächster Schritt geplant, der ebenso nicht planbar war. „Die eww errichtet ihre neue Zentrale auf einem Grundstück einer Firma, die in Konkurs ging. Das alte eww-Gelände können wir für die FH, unter anderem als Start-up- Zentrum, nutzen. Vor einigen Jahren war nicht absehbar, dass hier ein Grundstück frei wird. Viele Dinge entwickeln sich erst mit der Zeit, als Stadt muss man diese Potenziale nutzen.“ Die geplante Wir legen die Push- und PullFaktoren fest. Wollen wir stark wachsen, etwa durch Zuzug, oder das dynamische Wachstum ein wenig bremsen? Andreas Rabl Bürgermeister Stadt Wels Ô Das Stadtzentrum wird laufend modernisiert. Mit Veranstaltungen lockt man kauffreudiges Publikum an. Der Leerstand geht daher fast gegen null.

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