CHEFINFO Wels Spezial 2024

WELS SPEZIAL CHEFINFO WELS | 39 38 | CHEFINFO WELS FOTOS: ANDREAS MAHRINGER, DOPETSBERGER PFLANZEN. Die Gärtnerei Dopetsberger blüht seit 55 Jahren auf. Inhaber Thomas Dopetsberger über Pflanzenmode, Gartenboom und wie er den Betrieb an seine Söhne übergeben wird. INTERVIEW: Jürgen Philipp Ihr Betrieb ist mittlerweile 55 Jahre alt. Wenn Sie die Gärtnerei Ihrer Eltern mit dem heutigen Unternehmen vergleichen: Was hat sich am markantesten verändert? Thomas Dopetsberger: Die Produktionstechniken haben sich deutlich verändert. Meine Eltern hatten noch Mistbeetkasten statt Glashäusern. Das waren Hochbeete mit einem Fenster obendrauf. Mist und Laub bildeten die Grundlage, diese wurde im Herbst eingebracht. Die Verrottung wirkte wie eine Heizung. Genauso funktionieren heute noch moderne Hochbeete unserer Kunden. Durch die Glashäuser wurde die Produktion deutlich modernisiert. Ich habe beide Welten erlebt. Als Jugendlicher musste ich noch liegend arbeiten. Die Arbeit war mit extrem viel Handwerk verbunden. Heute geht das viel schneller und effizienter. Garteln – und ist die Fläche noch so klein – ist zum absoluten Trend geworden und boomt wie selten zuvor. War das so absehbar? Dopetsberger: Man merkt, dass Selbstversorgung wieder voll im Trend ist. Obstbäume, Beerensträucher und Gemüsepflanzen werden stark nachgefragt. Das zieht auch junges Publikum an. Der Platz spielt keine Rolle, selbst auf engstem Raum wird gegartelt. Mit der Pandemie ging es richtig los. Aus Gartenarbeit wurde Gartentherapie. Das sehe ich bei mir selbst. Ich habe auch privat ein kleines Glashaus und die Arbeit entspannt mich. Ich kann relaxen und herunterkommen. Der Natur zuzu- „Ich habe den schönsten Beruf der Welt“ schauen und Ruhe zu finden, das macht etwas mit einem. Natur und Pflanzen werden daher immer wertvoller. Das sehen wir auch durch die Klimakrise. Das Bewusstsein steigt. Es heißt immer, dass es auch in der Pflanzenwelt Moden gibt. Stimmt das? Dopetsberger: Ja, das stimmt. Die Farben der Saison sind denen der Damenmode nicht unähnlich, aber auch wir Gärtner und vor allem Architekten bestimmen diese Mode mit. Dazu kommt der Zeitgeist. Kräuter, Gemüse und sogar Kakteen feiern ein Comeback. Kakteenpflege ist sehr einfach und etwas für intelligente Faule. Auch die Schwiegermutterzunge ist derzeit voll im Trend. Sie war vor 50 Jahren in, ist dann verschwunden und kommt jetzt wieder, genauso wie Zyklamen, die waren Modepflanzen, verschwanden fast gänzlich und sind wieder da. Natürlich kommen auch neue Sorten auf den Markt. Aus Frankreich kommt eine zünslerresistente Buchs-Art, und auch Sorten, die klimafit – also trockenheitsresistent – sind; so kommen etwa Akazien wieder. Die Pflanzenwelt verändert sich dadurch, auch in der Natur. Fichten werden wir bald nur mehr über 700/800 Meter Seehöhe finden. Sie positionieren sich ganz klar als Fachmarkt. Wie punkten Sie gegenüber großen Ketten? Dopetsberger: Wir matchen uns nicht nur mit anderen Fachmärkten, sondern auch mit dem Lebensmittelhandel, den Diskontern und Baumärkten. Dort werden Pflanzen vom Container herunterverkauft und sehen nur wenig Licht. Unser großer Vorteil ist, dass wir die Pflanzen behandeln, wie man sie behandeln muss. Wir bringen sie vom Licht ins Licht. Wenn eine Pflanze drei Tage kein Licht sieht, hat sie einen Qualitätsverlust von 50 Prozent. Das lassen wir nicht zu. Die Qualität bleibt bis zum Endverbraucher hoch. Es gibt Umfragen, die besagen, dass Gärtner und Floristen die glücklichste Berufsgruppe ist. Können Sie das bestätigen? Dopetsberger: Ich habe den schönsten Beruf der Welt, einen echten Traumberuf. Man hat mit lebender Ware zu tun. Wir schauen, dass es den Pflanzen gut geht und man sieht schnell den Erfolg. Es ist einfach toll zuzusehen, wie sie wachsen und immer schöner werden. Ich gehe am Sonntag durch meine Gärtnerei, beobachte die Pflanzen und genieße den Duft. Das ist bei vielen Handwerksberufen so, ob Maurer oder Bodenleger, sie alle sehen das Ergebnis ihrer Arbeit. Man produziert etwas Haptisches. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das lautet: „Willst Du ein Leben lang glücklich sein, werde Gärtner.“ Ich bin auch in meiner Freizeit gerne im Grünen und spiele Golf. Das wollte ich nie. Ich wurde von Freunden auf einen Golfplatz gelockt und als ich dann gesehen habe, welch wunderschöne Parkanlagen das sind, war ich überzeugt. Dennoch ist Gärtner ein Mangelberuf. Kann man nicht gerade junge Menschen für einen solchen nachhaltigen grünen Beruf begeistern? Dopetsberger: Fachkräfte sind natürlich nach wie vor ein Thema. Wir bilden dennoch immer so zwischen drei und fünf Lehrlinge aus. Ich denke aber schon, dass das goldene Handwerk bei Jungen wieder beliebter wird. Was uns trifft, sind die hohen Energiepreise. Pflanzenproduktion ist sehr energieintensiv. Im Gegensatz zu Norddeutschland und den Niederlanden mit ihren milden Wintern, brauchen wir in Österreich zehn bis 15 % mehr Energie. Welche Ziele bzw. Meilensteine haben Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft geplant? Dopetsberger: Der Betrieb steht ein paar Jahre vor der Übergabe an meine Söhne, daher haben wir noch einmal kräftig investiert. Das Ziel, ein möglichst großes Sortiment anzubieten und gut aufgestellt zu sein, habe ich erreicht. Ich bin daher vom Getriebenen zum Zufriedenen geworden. Wenn meine Söhne übernehmen, mische ich mich nicht mehr aktiv ein. Sollten sie jedoch einen Rat von mir brauchen, gebe ich den gerne. Das hat auch mein Vater schon so bei mir gemacht und das hat sich bewährt. n Thomas Dopetsberger übernahm die Gärtnerei von seinen Eltern und modernisierte sie. Schon bald werden sie seine Söhne in die dritte Generation führen. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das lautet: ‚Willst Du ein Leben lang glücklich sein, werde Gärtner.‘ Thomas Dopetsberger Inhaber Gärtnerei Dopetsberger

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