Chefinfo Magazin Start Up 01-2024

CHEFINFO SPEZIAL | 53 STARTUP FOTOS: PROJEKT AUGE, CHAMPPIXS / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Dominik Berger erlitt im Juni 2022 einen Schlaganfall, der vorerst zu einem halbseitigen Ausfall des Sehvermögens auf beiden Augen führte. „Im weiteren Verlauf verbesserte sich mein Zustand zwar relativ schnell, jedoch blieb eine Quadrantenanopsie bestehen, was bedeutet, dass ich im rechten oberen Quadranten keine Wahrnehmung mehr hatte.“ Die Hoffnung, dass sich dieser Zustand von selbst verbessern würde, musste er bald aufgeben. Mittels Blicksprung-Training lernte er zwar, mit der Einschränkung umzugehen. Doch es gab keine Therapien oder Trainings zur tatsächlichen Verbesserung des Gesichtsfeldes. Das war für Dominik nicht akzeptabel. „Besonders am Morgen nach dem Aufwachen versuchte ich zu prüfen, ob sich der betroffene Bereich verändert hatte. Leider ist es schwer einzuschätzen, was man NICHT sieht.“ Dominik hatte zwar keinerlei medizinischen Hintergrund – er ist Controller –, begann aber intuitiv, eigene Trainings zu entwickeln. Und da kam sein Bruder Florian Berger ins Spiel. Florian ist Programmierer. „Ich fragte ihn, ob er mir ein Programm für meine VR-Brille schreiben könnte, mit dem ich genau den betroffenen Bereich messen konnte.“ Der Bruder konnte: „Nach kurzer Entwicklungs- und Programmierzeit konnte ich in der ersten Version nun den Verlauf meines Gesichtsfeldausfalls täglich ausmessen und kontrollieren.“ In weiterer Folge wurden Trainings dazuprogrammiert, die durch verschiedene Reize den betroffenen Bereich reaktivieren sollten. OLYMPIONIKIN SCHAFFT BEWUSSTSEIN Und dann kam Kati Beierl ins Spiel. Die österreichische Olympionikin im Bobfahren erlitt dasselbe Schicksal wie Dominik. Auch sie empfand es anfangs als belastend, kaum Trainingsmethoden für den Gesichtsfeldausfall zur Verfügung zu haben. Dominik kontaktierte sie via Instagram und sie war froh, ebenfalls mit dem Trainingsprogramm starten zu können. Sie kann mittlerweile wieder Auto und sogar Bob fahren. „Ohne die Hilfe des Projekt-Auges und ohne diese Trainingsmöglichkeiten wäre das sicher nicht wieder so schnell gegangen. Ich möchte es also jedem, der leider auch davon betroffen ist, wirklich ans Herz legen“, sagt Kati in einem Referenzvideo. Dominik und Florian wollen den Betroffenen ein Stück Lebensqualität zurückgeben. „Die Behandlung kann von jedem Betroffenen zu Hause selbstständig und täglich durchgeführt werden und erfordert keinen Besuch beim Ergotherapeuten. Alles, was dafür nötig ist, sind eine VR-Brille und eine Internetverbindung.“ „EDISON“-GEWINNER IN SILBER Das „Projekt Auge“ schlug hohe Wellen und so wurden die Bergers während der Absolvierung des Activate-Programms von tech2b 2023 mit dem EDISON-Preis in Silber in der Kategorie „Kreativwirtschaft“ ausgezeichnet. Und das obwohl die Bergers noch nicht gegründet haben. „Der Grund dafür ist, dass es im Bereich Medizinprodukte sehr hohe Standards gibt.“ Standards, die für eine Zertifizierung als Medizinprodukt gelten. An der wird nun fieberhaft gearbeitet. „Wir sind dafür bereits in Kontakt mit einem Consulting-Unternehmen, das sich auf die Zulassung medizinischer Produkte spezialisiert hat.“ Gelingt die Zulassung, wollen die Bergers das Programm, das ohne Installation auf der VR-Brille läuft, auf Abo-Basis anbieten. Aktive brüderliche Hilfe: Dominik und Florian Berger halfen in einer Notlage zusammen und entwickelten das „Projekt Auge“, das schon bald anderen helfen könnte. PROJEKT AUGE. Dominik Bergers Gesichtsfeld war nach einem Schlaganfall eingeschränkt. Therapie: Fehlanzeige. Also entwickelte er mit seinem Bruder ein Trainingsprogramm für eine handelsübliche VR-Brille. Das Sichtfeld im Blick Die Behandlung kann von jedem Betroffenen zu Hause durchgeführt werden und erfordert keinen Besuch beim Ergotherapeuten. Dominik Berger Miterfinder „Projekt Auge“ Ô

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