Chefinfo Magazin 03-2024

Ödön von Horváts erfolgreichstes Bühnenstück widmete er seinen geliebten Bäumen: „Geschichten aus dem Wienerwald“. Doch ein Baum sollte ihm zum Verhängnis werden. Der abergläubische Schriftsteller verzichtete am 1. Juni 1938 auf eine Taxifahrt ins Hotel, weil er Autos misstraute. Er ging zu Fuß durch Paris während eines Gewitters. Auf den Champs-Élysées wurde er von einem herabstürzenden Ast erschlagen. Ein tragischer Tod, der selten vorkommt, der aber deutlich macht, welche Verantwortung Baumbesitzer tragen. Damit das nicht passieren kann, gibt es Spezialisten wie Hannes Frank. Frank ist studierter Betriebswirt, gründete aber vor neun Jahren sein Unternehmen Baum.Art e.U. „Während des Studiums habe ich schon in diesem Bereich gearbeitet. Ich erkannte schnell, dass Baumpflege und Baumkontrolle immer relevanter werden. Ich meinte zu meinem ehemaligen Chef: Wenn wir das jetzt aufziehen, sind wir die Ersten. Wenn man den Zug selbst lenkt, sitzt man schließlich vorne.“ Bäume stehen unter Stress. Ein strategisch kluger Schach„zug“, denn das Geschäft brummt. „Jeden Tag, wenn jemand unsere Autos stehen sieht, kommt ein weiterer Tag Arbeit auf uns zu.“ Frank führt das auf die gestiegene Wertigkeit von Bäumen zurück. „Vor allem im urbanen Raum. Ein Schattenbaum ist ein hoher Wohlfühlfaktor und ist Gold wert. Das ist nicht mit einem Sonnensegel oder einer Markise zu vergleichen. Hinzu kommt der optische Faktor.“ Dennoch stehen unsere Bäume unter Stress. „Es wird wärmer, es gibt weniger Niederschläge, Trockenheit, Hitze oder auch Salz im Winter, das alles setzt unseren Bäumen zu.“ Bäume, die – wenn sie nicht regelmäßig gepflegt werden – zu Gefahrenquellen werden können. Kommt es zu einem Personen- oder Sachschaden, so regelt das seit einigen Wochen ein neues Gesetz im ABGB. „Bisher wurde ein Baum wie ein Gebäude behandelt. Es griff die Gebäudehaftung.“ Jetzt ist der Besitzer stärker in der Pflicht, und das geht bis zur groben Fahrlässigkeit, nämlich dann, wenn er den Schaden hätte erkennen müssen. Pickerl für den Baum Doch wie sollen Laien einen Schaden des Baums erkennen können? „Wenn vor 20 Jahren jemand unter einem Baum geparkt hat und es ist etwas passiert, hieß es: ,Naja, selber schuld‘. Heute geht es mehr in die US-Richtung.“ Und das kann für Baumbesitzer extrem teuer werden. Durch immer ausgeprägtere Astreines BUSINESS BAUMPFLEGE. Ob Baumpfleger, Baumgutachter oder Baumschulen: Sie alle sind gut im Geschäft. Die Wertigkeit der Pflanzen steigt nicht zuletzt durch den Klimawandel immer mehr – und damit ist auch mehr Expertise gefragt. TEXT: Jürgen Philipp WIRTSCHAFT 32 | CHEFINFO | 3/2024

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