Chefinfo Magazin 03-2024

WIRTSCHAFT 3/2024 | CHEFINFO | 25 FOTO: LAND OÖ/GRILNBERGER soll bereits 2028 fertiggestellt sein. Deshalb macht Luc Arnouts, Direktor für internationale Beziehungen des Hafens Antwerpen-Brügge eines klar: „Der Hafen ist nicht zu verkaufen. Er gehört der Stadt und ist als kritische Infrastruktur eingestuft.“ Fehler wie beim Ausverkauf des Hafens Piräus an China oder die chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen werden sich in Antwerpen nicht wiederholen. Energie-Hub so groß wie Linz und Wels zusammen Der zweitgrößte Chemie-Hub der Welt (Nr. 1 ist Houston) beschäftigt 164.000 Menschen, rein rechnerisch wäre das jeder dritte Einwohner der Stadt. Und auch die Fläche beeindruckt. Der Hafen ist so groß wie Linz und Wels zusammen. „Belgien wird im Energieimport der Zukunft eine wichtige Aufgabe haben. Antwerpen wird der zentrale Hub dafür“, erzählt Landesrat Markus Achleitner am Rande einer gemeinsamen Pressereise mit Landesrat Günther Steinkellner durch Belgien. „In der EU können maximal 40 bis 50 Prozent des benötigten H2 hergestellt werden. Der Rest muss importiert werden.“ Infrastruktur-Landesrat Steinkellner ergänzt: „Dabei geht es um Unabhängigkeit von den bisherigen Energielieferanten.“ Die Lösung könnte daher in den Wüsten Nord- bzw. Nordwestafrikas liegen. In der Wüste liegt die Kraft Schon 2009 rückte die Sahara in den Fokus. Die DESERTEC Foundation wollte Europas Stromhunger mit einem Solarpark in der Wüste decken. Die Gesamtfläche der Paneele hätte dafür so groß sein müssen wie ganz Österreich. „Energie war damals noch billig, und so wurde der Plan verworfen. Jetzt rückt er wieder in den Vordergrund“, so Achleitner. DESERTEC wird wieder aus den Schubladen gekramt, nur Strom spielt dabei keine Rolle mehr. Mit der Kraft der Sonne soll grüner Wasserstoff für Europas Industrie hergestellt werden. „Das Thema ist vor allem Wärme, nicht der Strom“, und diese kann per H2 zur Verfügung gestellt werden. Im deutlich kleineren Maßstab versucht das aktuell CMB.TECH. Das Spin-off der Reederei CMB (Compagnie Maritime Belge), die auf den belgischen König Leopold II. zurückgeht und 1895 gegründet wurde, will aktuell in Namibia grünen Wasserstoff produzieren. CMB.TECH ist aber kein H2-Hersteller im klassischen Sinn, sondern zeigt auf, was der Stoff aus dem die Energieträume sind, schon heute leisten kann. Operations Manager Steven Kennis erklärt den Ursprungsgedanken. „Unsere Aufgabe war es, Lösungen zu finden, wie man die Schifffahrt CO2-neutral gestalten kann. Wir starteten 2015 ohne großes Wissen über H2 im Schifffahrtseinsatz.“ Das erlangten sie rasch. Zuerst bauten sie eine Vessel, ein Schubschiff, um und tauften es Hydrotug. Das erste serienreife Exemplar seiner Art weltweit ist bereits im Hafen Antwerpen unterwegs. Der Clou: Es ist ein Diesel-H2-Hybrid. Zu 80 Prozent fährt es mit Wasserstoff, 20 Prozent mit Diesel. „2040 wollen wir diese Technologie auf großen Ozeanschiffen einsetzen.“ Doch nicht nur im Wasser, auch auf der Straße zeigt CMB.TECH sein Know-how. Das Unternehmen baut klassische Diesel-Lkw zu ebensolchen Hybriden um. Getankt wird an der eigenen H2-Tankstelle. Lkw mit 350 Bar Druck, Pkw mit 700 Bar, und da wird es tricky: „Pkw haben kleinere H2-Tanks, daher brauchen wir mehr Druck. Dieser Druck sorgt für Reibung und die Leitung wird heiß. Wir müssen sie daher auf -40 Grad kühlen. Das ist komplex. Beim Lkw ist das viel billiger und robuster.“ Damit punkten H2-Diesel-Hybrid-Lkw gegenüber elektrischen Artgenossen. Beim Lkw-Hersteller DAF, mit seiner Achsen- und Fahrerkabinenproduktion in Westerlo, macht Sales Director Michiel Kuijs daher klar, „dass ein elektrifizierter Truck in etwa dreimal so viel kostet wie ein Diesel-Truck.“ Steinkellner betont daher, dass „es nicht nur um die Klimaverträglichkeit geht, sondern auch um die Sozialverträglichkeit“. Denn was nützen die grünsten Technologien, wenn dann Produkte so viel teurer würden, dass sie sich keiner mehr leisten kann? Pack Ammoniak in den Tank Die Leistbarkeit von H2 an der CMB.TECHTankstelle ist gegeben. Aktuell kosSeit dem Ukraine-Krieg geht es nicht mehr um das ,ob‘ wir die Energiewende brauchen, sondern nur noch um das ,wie‘ wir sie schaffen. Markus Achleitner Wirtschaftslandesrat Die zwei von der H2-Tankstelle: Markus Achleitner und Günther Steinkellner plädieren unisono für Technologieoffenheit. Ô

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