Chefinfo Magazin 03-2024

20 | CHEFINFO | 3/2024 FOTOS: KLAUS SCHOBESBERGER, EY INTERVIEW. Experte Axel Preiss über die Gründe für den schleppenden Absatz bei E-Autos und wie chinesische Hersteller den Markt in Europa verändern werden. CHEFINFO: Warum hat sich das Wachstum beim Absatz von E-Autos so stark eingebremst? Axel Preiss: Technikaffine First Mover haben inzwischen zugegriffen, die große Masse der Autofahrer bleibt aber zurückhaltend und überlegt sich genau, ob ein Elektroauto zu ihren Bedürfnissen passt. Und da spielen Themen wie Preis – der deutlich höher ist als bei Verbrennern –, unzureichende öffentliche Ladeinfrastruktur, anhaltender technologischer Fortschritt gerade bei den Batterien – lieber auf die nächste, bessere Generation warten – und in der Praxis oft zu niedrige Reichweite eine große Rolle. Das allgemeine wirtschaftliche Gesamtumfeld – Stichworte Rezession, Inflation – führt auch zu Zurückhaltung beim Autokauf. Welche Maßnahmen bräuchte es, um mehr E-Autos auf die Straße zu bekommen? Preiss: Dem Preisnachteil kann man mit staatlichen Förderprogrammen begegnen, was auch in vielen europäischen Ländern gemacht wird. Wenn diese Förderprogramme allerdings auslaufen, bricht der Absatz an E-Autos ein, das sieht man gerade am deutschen Markt eindeutig. Will man die E-Mobilität ankurbeln, muss in Leistbarkeit auch durch staatliche Subventionen, Ausbau der Ladeinfrastruktur und Steigerung der Reichweite investiert werden. China und USA drängen mit Rabatten und günstigen E-Autos nach Europa. Wie wird das den europäischen Automarkt verändern? Preiss: Der Marktanteil chinesischer Hersteller ist derzeit noch sehr gering, die Wachstumsraten sind aber hoch. Allerdings stellt sich bei vielen dieser jungen Hersteller die Frage nach der finanziellen Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, mit Pleiten ist zu rechnen. Insgesamt wird der Wettbewerb aber in jedem Fall zunehmen, der Kostendruck bei den etablierten Herstellern steigt. Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Hersteller ein? Preiss: Alle stehen unter Druck, zum einen die Kosten besser in den Griff zu bekommen, zum anderen den Hochlauf der Elektromobilität voranzutreiben – auch um Strafzahlungen zu vermeiden. Axel Preiss Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, Wien Wenn Förderprogramme für E-Autos auslaufen, bricht der Absatz ein, das sieht man gerade am deutschen Markt eindeutig. „Alle stehen unter Druck“ Klug aus E-Fahrung Dabei hat sich BMW still und leise als Elektropionier etabliert. Zuerst mit dem i3 und i8 im Jahr 2012 – das Experiment bescherte der blauweißen Marke allerdings Milliardenverluste. Eine „E-Fahrung“, die auch wertvoll ist und in aktuelle Entwicklungen einfließt. Der bayrische Fahrzeughersteller schafft schneller als andere den Elektrohochlauf und hat 2023 mehr E-Fahrzeuge als seine direkten europäischen Mitbewerber und mehr als der Großteil asiatischer und US-amerikanischer Konkurrenten verkauft. „BMW ist der überraschende Gewinner der E-Mobilität und wird als Einziger mit Tesla mithalten können“, urteilt die New York Times in einer langen Analyse Mitte März. Im Unterschied zu Audi, Ford, Mercedes oder Volkswagen verdiene BMW mit seinen Elektroautos bereits Geld. Das liegt einerseits an den vergleichsweise hohen Stückzahlen – im Vorjahr wurden 376.000 Batteriefahrzeuge verkauft. Andererseits kann für jedes Modell wie X1, 5er oder 7er auch die Antriebsform Elektromotor gewählt werden. Auf eine eigene teuer entwickelte Elektroplattform verzichtete BMW bislang. Mit der Einführung der „Neuen Klasse“ soll sich das ändern. 2030 sollen die Hälfte aller Verkäufe bei BMW Elektroautos sein. „Der Einstieg von neuen Wettbewerbern ist ein positives Signal, weil es uns zu neuen Entwicklungen zwingt. Das sehen wir jetzt als Chance“, zwischenbilanziert Klaus von Moltke. „iFactory“ als smarte Fabrik Die Montagehalle am Werksgelände in Steyr misst 150 mal 105 Meter in der Grundfläche und erstreckt sich auf vier Ebenen. Rund 300 Anlagen im Wert von 500 Millionen Euro werden in dem neuen Gebäudekomplex aufgebaut. Im Juli soll bereits die Vorserienproduktion starten. Die Fäden laufen bei Florian Böhm von der Real Estate Development der BMW Group zusammen, der die Bauarbeiten koordiniert und ihren Fort­

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