Chefinfo Magazin 02-2024

Überlange, schlapp hängende Pullover, Baggy Jeans und Retro-­ Sneaker. Wer heute junge Menschen sieht, könnte denken, er sei in den 1990ern gelandet. Bei manchen sind sogar die Mobiltelefone im 90er-Style. Ein Trend, der aus Dänemark kommt und sich „Dumbphone“ nennt, also das Gegenteil eines Smartphones ist, sprich „offline“ ist. Im Sommer 2024 wird sogar ein „dumbes“ Barbie-Klapptelefon auf den Markt kommen. Mattel und der finnische Hersteller HMD surfen mit einem pinken glitzernden NOKIA Mobiltelefon auf der Trendwelle. Diese Strategie wird von Umfragen untermauert: 38 Prozent der 16- bis 24-Jährigen geben an, zu viel Zeit mit sozialen Medien zu verbringen. Ein Drittel der Gen Z möchte seinen Konsum deutlich reduzieren. Das Konstrukt – MHD nennt es „kulturelles Phänomen“ – des FOMO, also der Angst, etwas zu versäumen, bricht in sich zusammen. Die neuen Maschinenstürmer Auf die Spitze treiben dies Digital Natives in den USA. Sie nennen sich „Neo-Luddites“ oder „Luddite-Club“. Die Ludditen waren einst auch als Maschinenstürmer bekannt. 1811 waren es Textilarbeiter aus Nottingham, die eine industrielle Konterrevolution anführten. Sie zerstörten Textilmaschinen, die ihre Jobs zerstörten. Die Bewegung breitete sich so weit aus, dass in England „Maschinenstürmerei“ zum Kapitalverbrechen erklärt wurde. Für fortschrittsgläubige Ideologien wie Liberale oder Sozialisten wurden Luddisten als rückschrittlich reaktionär gebrandmarkt. Die jungen Neo-Luddisten von heute stürmen keine Maschinen, sondern sie verweigern einfach Teile der digitalen Revolution. Sie legen Platten auf, statt Spotify zu streamen, und fotografieren analog, statt digital. Interaktionen sinken rapide Entstanden ist der Trend ausgerechnet in den sozialen Netzwerken. Und es könnte ein Wendepunkt in deren Erfolgsgeschichte sein. HMD und Mattel rechnen Von nun an geht’s bergab. Die Gartner Group erkennt in ihren Marketing Trends 2024 nicht nur ein Stagnieren von Social Media, sondern ab 2025 rückläufige Userzahlen. dich nicht mehr SOZIALE MEDIEN. Nach Jahren des ständigen, teilweise atemberaubenden Userzuwachses könnte nun die Wende kommen. Immer mehr junge Menschen verzichten auf soziale Medien und setzen auf Dumbphones statt Smartphones. Ältere Zielgruppen könnten ihnen folgen. TEXT: Jürgen Philipp LIKE Ich 84 | CHEFINFO | 2/2024

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