Chefinfo Magazin 02-2024

FÖRDERUNGEN Schutz von Meeren und Gewässern –, klimaneutrale Städte, gesunde Böden und gesundes Leben.“ Winner spricht dabei von einem Top-down-Ansatz. Auch die nationalen Programme und die der Bundesländer verfolgen diesen Ansatz. „Das Land OÖ verfolgt etwa das Ziel, den Standort und die Technologieführerschaft in strategisch ausgewählten Bereichen zu stärken. Da ergibt Top-down Sinn.“ Auf der anderen Seite gibt es den Bottom-up-Ansatz, etwa wenn Förderungen von der Industrie bzw. privaten Geldgebern in Kombination mit der EU bzw. einzelnen Staaten ausgelobt werden. Die Töpfe dieser PrivatePublic-Partnership-Förderungen sind oft prall gefüllt und verfolgen konkrete Ziele, etwa wie man Wasserstoff speichern oder Mobilität neu gestalten kann. OÖ greift am tiefsten in die Töpfe Auf Bundes- und Bundeslandebene ist die FFG die Förderdrehscheibe, wenn es um Forschung geht. „Oberösterreich holt das meiste Geld in den Basisprogrammen ab. 2022 flossen 90,7 Millionen Euro aus der FFG in unser Bundesland.“ Das FFG-Basisprogramm ist dabei offen, man kann also auch alleine einreichen, während es bei thematischen Calls meist die Auflage gibt, sich als Konsortium zu bewerben. „Ein gutes Beispiel ist ein großes EU-Projekt namens DigiCell, das vom Linzer Technologieunternehmen Keysight verwaltet wird. Das ist ein riesiges Konsortium, das Batterien nachhaltiger und effizienter machen will. Dazu gehören sieben Partner aus verschiedenen EU-Ländern. Zwei der sechs Millionen Euro Fördergelder fließen nach OÖ.“ Fördereffekte sind messbar Und was bringt nun Forschungsförderung konkret? „Eine Studie der Business School St. Gallen zeigt, dass ein Fördereuro mittelfristig zu zehn Euro zusätzlicher Umsätze für Firmen, die Fördergelder erhalten, führt. Zwischen 2016 und 2019 haben Unternehmen, die FFG-Förderungen erhalten haben, ihre Beschäftigungszahlen um 7,1 Prozent steigern können, während andere Unternehmen nur um 0,4 Prozent wuchsen. Dasselbe beim Umsatz. Mit Förderungen wuchs dieser um 10,8 Prozent, Firmen ohne Förderungen verzeichneten nur 2,5 Prozent Wachstum. Die Sinnhaftigkeit von Förderungen ist ganz klar belegt.“ Effekt auf Bildungseinrichtungen Forschungseinrichtungen, Universitäten oder Fachhochschulen sind bei zwei Drittel aller FFG-Projekte mit an Bord, zum Teil ist ihre Teilnahme verpflichtend. Dennoch hört man oft den Vorwurf, Projekte würden abgearbeitet und dann in der Schublade verschwinden. Das sieht Winner nicht: „Es wird schon lange daran geschraubt, dass Ergebnisse der industriellen Grundlagenforschung auch umgesetzt werden. Die Motivation wird erhöht, weil es mehr Geld gibt, wenn Unternehmen, die an einer Umsetzung interessiert sind, und die Forschung gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“ Erste Früchte sieht man an der steigenden Zahl an universitären Ausgründungen, sogenannten Spin-offs, die eine wirtschaftliche Verwertung der Erkenntnisse im Auge haben. Österreich ist Förder- Europameister Auch Startups und kleine Unternehmen können die gut gefüllten Töpfe in Österreich anzapfen – das Land ist ein Spitzenreiter in Europa, Länder wie Spanien sind ausschließlich auf EU-Förderungen angewiesen. „Dort, wo es bei staatlichen Förderungen Lücken gibt, springt das Land OÖ ein, gerade für kleinere Unternehmen.“ So schließt das Land die Lücke zwischen dem FFG-Innovationsscheck, der mit 12.500 Euro dotiert ist, und den FFG-Kleinprojekten mit 150.000 Euro mit dem Programm Impuls Single, das mit 50.000 Euro dotiert ist. „Eine kluge Maßnahme“, wie Winner anmerkt. Er sieht Österreich bei Förderungen für Startups daher gut aufgestellt. Im Fokus der FFG stehen aber die Scale-ups, also junge Unternehmen, die dem Startup-Dasein entwachsen und ihr Geschäftsmodell ausrollen wollen. „Da sind wir nicht so gut aufgestellt, weil es privates Kapital braucht.“ Business Upper Austria organisiert daher gemeinsam mit anderen Bundesländern das Austrian Deep Tech Pitching, ein Event, der Scaleups mit Investoren zusammenbringt. Auch auf EU-Ebene sind Scale-ups im Fokus. Der European Innovation Council hat für sie eigene Fördertöpfe geöffnet, die bis zu 15 Millionen Wachstumskapital bringen können. „Für einzelne Unternehmen“, wie Winner betont. Solche Töpfe sind natürlich kein Selbstbedienungsladen. Die Kriterien sind streng. Für manche zu streng. „Es muss natürlich Kriterien geben, denn das Fördervolumen ist begrenzt. Es muss daher gewährleistet werden, dass die Besten eine Förderung bekommen. Daher werden genau die Qualität des Projekts, die Wirksamkeit, die Marktfähigkeit, die Skalierung sowie die Kompetenz des Teams gecheckt und unabhängig bewertet.“ Es kann sich also lohnen, sich durch die oft komplexen Förderkriterien durchzuarbeiten. Einer, der das getan hat, ist Gerald Infanger. Er hat sein Startup „MatheArena“ mit Förderungen auf ein neues Level gehoben, wie er im Interview verrät. FOTOS: BUSINESS UPPER AUSTRIA, MAX ZOLOTUKHIN / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Förderexperte Florian Winner rät auch kleinen Unternehmen, die Chancen zu nutzen. Sein Team und er beraten zu rund 80 Prozent Klein- und Kleinstunternehmen. Entgegen aller Klischees sind es hauptsächlich Klein- und Mittelbetriebe, die von Förderungen profitieren. Ô

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