Chefinfo Magazin 02-2024

WIRTSCHAFT 2/2024 | CHEFINFO | 39 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, BYOUNGJOO / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Krise selbst verschuldet? Klaus Wiesmayr, Gründer von Vitadrom, verneint das. Er ist seit 27 Jahren in der Branche und damit am zweitlängsten in Oberösterreich durchgehend am Markt. Vitadrom Studios gibt es in Bad Schallerbach, zweimal in Eferding und einmal in Alkoven. „Wir verstehen uns als Premium-Diskonter. Unsere Mitglieder bekommen viel für ihr Geld. Wir haben alles, was Premium-Studios bieten, zu einem leistbaren Preis.“ Mit 17 dachte der heute 49-Jährige das erste Mal darüber nach, ein Fitnessstudio zu gründen. Mit 21 hat er sich in Bad Schallerbach in viel Eigenarbeit und mit Unterstützung von Familie und Freunden diesen Traum erfüllt. Die Krise, in der einzelne Studios stecken, sieht er selbst verschuldet: „Oft sind Betreiber einfach nur verlogen und faul. Sie wollen nur Abos schreiben, ob die Kunden dann kommen oder nicht, ist ihnen egal.“ Schlüsselfaktor Personal Wiesmayrs Frau Sigrid, die für Marketing und Controlling im Unternehmen tätig ist, unterstreicht das: „Vielen geht es nur um den kurzfristigen Erfolg. Kunden sind für sie ein Störfaktor. Wir wollen, dass unsere Mitglieder auch wirklich regelmäßig kommen. Wenn sie den Erfolg sehen, bleiben sie uns als Mitglied erhalten. Alles andere ist nicht nachhaltig.“ Der Schlüssel dazu sind gute Mitarbeiter. Wer ein Fitnessstudio aufmachen will, braucht übrigens keine besondere Befähigung, auch gibt es keinen Kollektivvertrag. „Wie bezahlen daher 40 Prozent über dem Durchschnitt und unsere Mitarbeiter bekommen ein 13. und 14. Monatsgehalt. Das sichert uns ein gutes Team, denn ,mit Bananen bekommt man nur Affen‘.“ Die Mitglieder bleiben bei der Stange. Manche sind seit der Stunde null mit dabei. „Unser jüngstes Mitglied ist 14 unser ältestes 90. Erst kürzlich begann eine Dame mit 83 Jahren mit dem Training. Es ist nie zu spät.“ Von Muckibuden zu Gesundheitsdienstleistern Den Trend zwischen Premium und Diskonter sehen die Wiesmayrs kritisch. „In fast allen Studios – ob teuer oder billig – stehen dieselben Geräte. Das wäre, als würde es fünf Wirtshäuser geben und in jedem gibt es nur Schnitzel.“ Mit einer Kraftbox, die sich an wettkampforientierte Sportler richtet, Leistungsdiagnostik und zahlreichen Kursen will man sich abheben und neue Zielgruppen erreichen. Zielgruppen, die sich stark geändert haben. „Klassisches Bodybuilding gibt es kaum noch. Die alten Muckibuden sind passé. Heute dominiert der Gesundheitsaspekt.“ In dasselbe Horn stößt auch Philipp Kaufmann, Gründer der EMSTrainingskette M.A.N.D.U.. „Wir sind Gesundheitsdienstleister. Natürlich will man am Samstagabend gut aussehen, doch der Fokus liegt auf dem langfristigen Erhalt der Gesundheit.“ So sehr es den Franchiser mit 50 Studios in Österreich, Deutschland, Frankreich, den USA und Chile auch in der Pandemie durchschüttelte, am Ende profitierte man davon. „Weil die Pandemie Gesundheit in den Fokus gerückt hat, deshalb sind wir gut durch die Krise gekommen, auch wenn wir einige Stores schließen mussten.“ Digitales Training? Selbst wenn die Konzepte komplett unterschiedlich sind – M.A.N.D.U. setzt auf 15-minütige EMS-Trainings einmal in der Woche – sind sich Kaufmann und Wiesmayr einig: Die Durchdigitalisierung der Branche ist für sie nicht der Stein der Weisen. In einem digitalen Studio bekommt das Mitglied einen QR-Code, den es an den Geräten einscannt. Die Geräte stellen sich dann vollautomatisch ein. Das Mitglied muss nur noch den Anweisungen folgen. Julia Kellner, Premium Coach bei M.A.N.D.U., glaubt, „dass man damit Klaus Wiesmayr und seine Frau Sigrid führen vier Vitadrom-Studios. Wiesmayr ist seit 27 Jahren in der Branche und damit ein Urgestein. Früher gab es in Eferding zehn Lokale für junge Menschen, heute keines mehr. Die Jungen treffen sich nun im Fitnessstudio und nicht mehr im Wirtshaus. Klaus Wiesmayr Inhaber Vitadrom Ô

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