Chefinfo Magazin 02-2024

30 | CHEFINFO | 2/2024 WIRTSCHAFT Nicht-EU-Ländern Schweiz und Großbritannien). Tech-Firmen aus den USA machen ein Viertel des globalen Aktienmarktes aus. Die sieben größten Technologieunternehmen Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla bedienen fast 30 Prozent des US-Kapitalmarkts. Letztes Jahr hat sich der gemeinsame Börsenwert der „Glorreichen Sieben“ verdoppelt. 2024 setzt sich das Wachstum dank des KIBooms nahtlos fort. Allein die NvidiaAktie legte seit Jahresbeginn um weitere 80 Prozent zu. „Hat Europa endlich eine Antwort auf das Silicon Valley?“, fragt der britische „Economist“ und verweist dabei auf den kometenhaften Aufstieg des niederländischen Chipmaschinenherstellers ASML. Dessen Maschinen sind unentbehrlich für die Produktion hochmoderner Halbleiter, die in Smartphones zum Einsatz kommen. Der Marktwert des Unternehmens hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht und ist mit 366 Mrd. Euro das wertvollste Technologieunternehmen Europas. Derzeit ist in den Niederlanden jedoch Feuer am Dach, nachdem im Jänner bekannt geworden ist, dass ASML über einen Wegzug nachdenkt. Der scheidende CEO Peter Wennink drückte sein Missfallen über die Migrationspolitik und das Ende von Steuervorteilen aus, mit denen Holland als Standort in der Vergangenheit punkten konnte. 40 Prozent der ASML-Mitarbeiter in den Niederlanden seien „Wissensmigranten“ und hoch ausgebildete Ingenieure aus aller Welt. Weil die Digitalisierung weltweit vorangetrieben wird, rechnet das Unternehmen mit einer Umsatzsteigerung von aktuell 28 Milliarden Euro auf bis zu 60 Milliarden Euro bis 2030. „Wir sind ein Weltkonzern – wir werden dorthin gehen, wo es nötig ist, um sicherzustellen, dass das Unternehmen wachsen und seine Kunden bedienen kann“, warnte Wennink. Die Regierung in Den Haag hat mit der Operation „Beethoven“ jetzt ein eigenes Standortsicherungsprogramm für ASML ins Leben gerufen. Verlust industrieller Fertigung Der drohende Abzug wichtiger Industrien hat die Politik aufgeschreckt. „Ohne wettbewerbsfähige Energiepreise ist die energieintensive Industrie längerfristig in Österreich nicht zu halten“, teilt die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) in Richtung Politik mit. Aktuell verliere die energieintensive Industrie in Deutschland und Österreich aufgrund der überdurchschnittlich hohen Energiepreise rasant an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen an das Ausland. Man fragt sich, warum andere Länder in der EU wie Frankreich oder Spanien ihrer Industrie günstige Strompreise aus Atom- oder Windkraft zur Verfügung stellen können, „was in Österreich aus Wasserkraft nicht möglich ist“, kritisiert der IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch. Er fordert noch in dieser Legislaturperiode Entlastungsmaßnahmen wie durch das Modell der Strompreiskompensation (SAG), das zielgenau stromintensive Industrieunternehmen im internationalen Wettbewerb vor der Abwanderung schützt. „Die Angst in Europa vor Deindustrialisierung ist berechtigt. Die aktuellen Veränderungen bei Energiepreisen, Inflation, Arbeitskräftemangel, gravierende Defizite bei der Digitalisierung von Arbeits- und Lebensbereichen und eine halbherzige, nicht ganzheitlich gedachte Transformation könnten zu einem massiven Verlust in der industriellen Fertigung führen“, warnt auch Hans-Dieter Pötsch, gebürtiger Linzer und mächtiger Aufsichtsrats-Chef der Volkswagen AG in Wolfsburg. Europäische Energiepolitik „Europas industrielle Basis muss im globalen Wettbewerb bestehen können, eine Deindustrialisierung gilt es um jeden Preis zu vermeiden. Wenn wir die Industrie in Europa halten wollen, müssen wir jetzt die Infrastruktur für eine dekarbonisierte Industrie bauen, die Energiewende ist dafür ein zentraler Baustein“, sagt auch Michael Strugl, CEO der Verbund AG. Weil das fossile Wirtschaftsmodell an seine Grenzen komme, „darf Energiepolitik deswegen nicht länger nationalstaatliche Aufgabe sein. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Dekarbonisierung voranzutreiben, brauchen wir mehr Europa in der Michael Strugl CEO Verbund AG Wenn wir die Industrie in Europa halten wollen, müssen wir jetzt die Infrastruktur für eine dekarbonisierte Industrie bauen. Ursula von der Leyen: Mehr Wettbewerbsfähigkeit und weniger Green Deal.

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