CHEFINFO 6_2024 Sommer

38 | CHEFINFO | 6/2024 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER / BOY WIRAT, ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS WIRTSCHAFT Die Ressourcen unseres Planeten sind endlich. Eines Tages mag die letzte Erzader erschöpft sein und die letzte Ölquelle versiegen. Ressourcenknappheit war jedoch schon die letzten Jahre in vielen Branchen Realität und die Lieferketten entpuppten sich als weniger strapazierfähig als gedacht. Nun kann aus der Not Kür werden, wenn Unternehmen zusehends der Linearwirtschaft – auch Wegwerfwirtschaft genannt – entsagen und die Kreislaufwirtschaft adaptieren. Die Europäische Union möchte dabei Vorreiter sein. Mit einem Aktionsplan sagt die EU den 2,1 Milliarden Tonnen Müll, die jährlich anfallen, den Kampf an. Die Politik ist gefragt „Gerade Europa ist ein rohstoffarmer Kontinent“, erklärt Julia Schmitt, Deputy Head des Instituts für integrierte Qualitätsgestaltung, „Kreislaufwirtschaft kann Europa langfristig Ressourcen sichern, zu denen man vielleicht sonst in ein paar Jahren oder Jahrzehnten überhaupt keinen Zugang mehr hätte. Beispielsweise wenn sich das politische Klima mit China verschlechtern würde.“ Für die Expertin führt an Kreislaufwirtschaft so oder so kein Weg vorbei. Sie arbeitet eng mit Unternehmenspartnern zusammen. Dabei wird analysiert, wie diese die Kreislaufwirtschaft in ihren Prozessen umsetzen. Für die Pioniere auf diesem Gebiet wünscht sich Schmitt Unterstützung: „Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind und Innovationen voranbringen, haben höhere Kosten.“ Dabei kann Kreislaufwirtschaft Kosten einsparen, die ansonsten durch Umweltschäden von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Jedoch ist es für Unternehmen schwierig, diesen Dienst an der Gesellschaft einzupreisen, wenn konventionelle Produkte bedeutend günstiger hergestellt werden. „Deswegen ist die Politik gefragt, damit sie für Kostenwahrheit sorgt“, sagt Schmitt, „Produkte, die schädlich für die Umwelt sind, müssen teuer sein.“ Ein perfekter Kreis KREISLAUFWIRTSCHAFT. Als Antwort auf die Ressourcenknappheit der letzten Jahre braucht es Innovation. Im Industriebundesland Oberösterreich gibt es naturgemäß viel Potenzial für Kreislaufwirtschaft. Doch auch die Politik ist gefragt. TEXT: Michael Schwarz Produkte, die schädlich für die Umwelt sind, müssen teuer sein. Julia Schmitt Deputy Head Institut für integrierte Qualitätsgestaltung, JKU Potenzialbundesland Oberösterreich Oberösterreich ist durch die große Menge an Industrie so etwas wie der Wirtschaftsmotor Österreichs. Schmitt sieht in dieser Ballung auch eine große Chance für kreislaufwirtschaftliche Ansätze: „Durch die regionale Nähe funktioniert in Oberösterreich die Wertschöpfungszyklus-übergreifende Zusammenarbeit leichter. Man kann schnell miteinander reden und etwas auf die Beine stellen.“ Auch durch ihr Forschungszentrum und durch eine funktionierende Recyclingindustrie sieht sie Oberösterreich gut für die kommenden Herausforderungen vorbereitet. „Die oberösterreichische Industrie setzt Leuchttürme“, sagt Schmitt, „Kreislaufwirtschaft noch weiter in die Breite der Industrie zu bringen – das wäre mein Wunsch.“ Von der Idee zum Erfolg Viele ambitionierte Projekte im Bezug auf Kreislaufwirtschaft werden derzeit durchgeführt. So arbeitet beispielsweise die voestalpine mit Mercedes-Benz und TSR Recycling an Wiederaufbereitung von PostConsumer-Schrott. Beim EU Life Award wurde das „Waste2Protein“-Projekt der Reploid Group aus Wels ausgezeichnet, das mit Insektenfarmen mehrere Tonnen organische Reststoffe pro Tag zu nährstoffreichem Futter für Tiere umwandeln kann. Schmitt rät Unternehmen, sich nicht von Kreislaufwirtschaft abschrecken zu lassen, wenn erste Versuche nicht immer das erzielte Resultat ergeben. „Wir sehen in unserer Forschung, dass es wirklich eine Lernreise ist“, erklärt die Expertin, „bei Innovationen ist es normal, manchmal zu scheitern.“ Schmitt erzählt von einem Projekt von Wolford. Ursprünglich wollte man hier nachhaltig BHs erzeugen, doch stellte sich das als zu komplex heraus. Und auch Strumpfhosen konnten nicht auf Anhieb auf die gewünschte Qualität gebracht werden. Doch Wolford lernte aus diesen Versuchen und so kamen schließlich nachhaltige Leggings auf den Markt. „Durch diese Lerneffekte kommen in Zukunft dann auch schneller Erfolge.“ n 2,1 Mrd. Tonnen Müll fallen jährlich in der EU an. UNTERSTÜTZUNG. Die Nachfrage im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung und Nachhaltigkeitsprüfung wächst. EY hat die nötige Expertise, um eine spezialisierte Beratung anzubieten. Die Industrie ist ein wesentlicher Motor für die oberösterreichische Wirtschaft. Wie eine aktuelle EY-Studie unterstreicht, sind gerade in der Industrie die Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäftsmodell besonders groß. Gleichzeitig sehen im Industriesektor aber 42 Prozent der Unternehmen Chancen, nur 19 Prozent Risiken in der ökologischen Transformation. Gerade für die international starke Industrie in Oberösterreich gilt es daher, die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen und diese Chancen zu nutzen. Nachhaltige Partnerschaft „Wir sehen in den letzten Jahren eine immer stärkere Nachfrage nach Expertise und Unterstützung im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung und -prüfung“, erklärt Erich Lehner, Partner und Standortleiter bei EY in Oberösterreich. „deshalb haben wir uns kürzlich mit denkstatt, einem der führenden Nachhaltigkeitsberater am österreichischen und osteuropäischen Markt, zusammengeschlossen. In dieser Konstellation können wir Kunden nun noch besser entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette in Nachhaltigkeitsfragen begleiten.“ Auch gesetzliche Rahmenbedingungen treiben die nachhaltige Transformation voran. Der Green Deal der EU sieht eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent bis 2030 vor. Für heimische Unternehmen bedeutet dies, dass sie ihre Produktionsprozesse und Geschäftsmodelle überdenken müssen. Auch hier bietet EY gemeinsam mit denkstatt spezifische Beratungsleistungen an. Ausbau der Nachhaltigkeitsberatung ANZEIGE FOTO: CHRISTINA HÄUSLER Erich Lehner, Partner und Standortleiter bei EY in Oberösterreich 6/2024 | CHEFINFO | 39

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