CHEFINFO 6_2024 Sommer

DAS MAGAZIN DER FÜHRUNGSKRÄFTE DORIS HUMMER HARRY KRIEGNER MARIO HAIDLMAIR Der Kick des Erfolgs FUSSBALLMANAGER Das Business mit der wichtigsten Nebensache der Welt SOMMER 2024 TRANS-NATIONALPARK Die neue E-Bike-Route von den Kalkalpen ins steirische Gesäuse SALZKAMMERGUT Traditionsbetriebe, Sommerfrische und rare Seegrundstücke ÖKOBETON NACHHALTIGKEIT TREIBT BÖRSE AN Christoph Peschek Geschäftsführer FC Blau-Weiß Linz SOMMER 2024/34. JG./NR. 6/2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ WERBEWENDE KREATIVITÄT ALLEIN REICHT NICHT MEHR POLITIKWENDE GEMEINSAM DIE ZUKUNFT BEWÄLTIGEN TECHWENDE INNOVATIONEN FÜR EINE WELT VON MORGEN AUFGELISTET INNOVATIONEN AUS OBERÖSTERREICH

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com BERATUNG | VERMITTLUNG | PROJEKTENTWICKLUNG IHRE NEUE IMMOBILIE 2024 PROVISIONSFREI FÜR MIETER LINZ Attraktive Büroflächen in Linz Zentrum Lage: Am Winterhafen 4, 4020 Linz Büro: ab 385 m² bis 1.754 m²; Top-Ausstattung: Klima, Küchen, Dusche, Qualitätsböden, Personen- und Lastenlift, Parkplätze, etc.; Bezug: ab Jänner 2025; Miete: auf Anfrage; HWB: 11 kWh/m²a, fGEE: 0,64 Büroflächen im TECHBASE LINZ – Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ Bürofläche: ab 330 m² bis 4.400 m² Bezug: 2024/2025; Hochwertige Grundausstattung MIETERWÜNSCHE können noch berücksichtigt werden! Benefits: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kinderbetreuung, Hotel, direkte Anbindung an Straßenbahn, Bus und Autobahn Miete: auf Anfrage; HWB: 16 kWh/m²a, fGEE: 0,78 IQ Salzburg Lage: Salzburg Nord, Schillerstraße 25–27 Büro 1: ca. 286 m², Büro 2: ca. 301 m² Hochwertige Ausführung, Kühlung, Beleuchtung, Sonnenschutz, Lift, Tiefgarage, u.v.m. Schnelle Anbindung an Bus, Bahn, Autobahn Miete: auf Anfrage; Bezug: kurzfristig möglich HWB: 17 kWh/m²a fGEE: 0,82 SALZBURG SOFORT BEZIEHBAR – Erstbezug Lage: 1210 Wien, Strebersdorf – direkte Autobahnanbindung, Bus, Bahn Büro: ab 670 m² bis 4.725 m², komplett saniert, Top-Ausstattung, Lift, Klima, 133 Parkplätze etc. Miete: auf Anfrage HWB: 83 kWh/m²a, fGEE: 1,51 21. WIEN © NICOLE VIKTORIK Hochwertige Gewerbeflächen mit 480 m² Kühllager für Lager, Logistik, Assembling, Schauraum zu vermieten Adresse: Franzosenhausweg 37, 4030 Linz Hallenflächen: 4 Hallen mit gesamt 4.130 m², Halle 1: 1.380 m², Halle 2: 1.160 m², Halle 3: 1.152 m² (Glashalle), Halle 4: 600 m² Überdachte Ladehalle für Abhol- und Kundenbereich mit Parkplätzen und Sprintertoren, Aufenthaltsraum, WC- und Sanitäranlagen Büro: 300 m² Ausstattung: PV-Anlage 460 KW-Leistung, Zutrittskontrollsystem, KAT-8- Verkabelung, Alarmanlage, Brandmeldeanlage, Videoüberwachung Die gesamte Liegenschaft ist eingezäunt. Mietkonditionen: auf Anfrage Bestandfreies Stadthaus mit Entwicklungspotenzial im Zentrum von Wels zu verkaufen Adresse: Kaiser-Josef-Platz 35 Nutzfläche: 1.616 m², Keller: 502 m², Grundstück: 624 m², Tiefgarage für 12 Pkw Erzielbare Nutzfläche bei Neubau: ca. 2.200 m² Widmung: „K“ – Kerngebiet Kaufpreis: auf Anfrage OBJEKT 2 OBJEKT 1 LINZ Die Wohnungen sind für Eigennutzer und Anleger geeignet. Wohnungstypen: Gartenwohnungen: 70–92 m2 Wohnfläche, 2 oder 3 Schlafzimmer, Garten: 70–91 m2 Terrassenwohnungen: 38–85 m2 Wohnfläche, 1, 2 oder 3 Schlafzimmer, Loggia/Terrassen: 16–24 m2, teilweise überdacht Penthouse: 103 m2 + 2 Terrassen mit 64 m2 gesamt, 3 Schlafzimmer, großer Wohn-Essbereich, Terrassen nach Ost und West Jeder Wohnung sind 2 Tiefgaragenplätze zugeordnet und im Kaufpreis inkludiert, hochwertige Ausstattung, barrierefrei, wunderschöner Ausblick. Infos: www.cyra-immobilien.at Tel.: +43 664 1006505, Hr. Rahmat BEZUGSFERTIG! Neubau Erstbezugswohnungen in Kirchschlag zu verkaufen Kirchschlag 17, 4202 Kirchschlag bei Linz

Amt der Oö. Landesregierung, Direktion Kultur und Gesellschaft, Abteilung Kultur, Promenade 37, 4021 Linz | Bezahlte Anzeige BRUCKNERAUSSTELLUNG IM STIFT ST. FLORIAN Wie alles begann. Bruckners Visionen 4. Mai - 27. Oktober 2024

Klaus Schobesberger Chefredakteur Belanglose Parteiprogramme k.schobesberger@chefinfo.at Fußball garantiert im „Free-TV“, 32-Stunden-Woche oder ein Recht auf ein analoges Leben. Diese Forderungen aus dem einsetzenden Vorwahlkampf mag man gut oder bescheuert finden. Mit Sicherheit sind sie angesichts der tristen Lage in den Betrieben und am Arbeitsmarkt vor allem eines: belanglos. Hat irgendeine Partei bereits verlautbaren lassen, mit welchen Maßnahmen sie die Wirtschaft entfesseln möchte? Ich weiß, damit kann man bei Wahlen nicht unbedingt einen Blumentopf gewinnen. Und die Weltkonjunktur, Europa und so weiter. Dabei gäbe es genug zu tun für die heimische Politik. EU-Experten haben sich in ihrem Brief an Österreich der Situation von Unternehmern in diesem Land gewidmet. Ihre Analyse ist wenig schmeichelhaft. Das Land erlebe einen Rückgang seiner Unternehmensdynamik, die Zahl der Unternehmensgründungen gehöre zu den niedrigsten in der EU. Lösungen und Anpacker sind gefragt. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Wirtschaftspolitik Reformagenda für Europa. Zurück zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Boom-erang? Während Neuzulassungen reiner E-Autos deutlich verlieren, feiern Hybride ein Revival. Ein perfekter Kreis Als Reaktion auf die Ressourcenknappheit braucht es in Zukunft Kreislaufwirtschaft. Leben & arbeiten am See CHEFINFO präsentiert drei Unternehmen, die teilweise seit Generationen vor einer Traumkulisse am See tätig sind. Wirtschaft Grüne Strategien Große Bauunternehmen wollen sich mit Investitionen mehr als ein grünes Image verpassen. Wie die Superreichen Ein Bericht zeigt, welche Anlagestrategien Family Offices in turbulenten Zeiten verfolgen. 78 83 52 78 16Coverstory Inhalt Finanzen Editorial FOTOS: YURAN-78, TU IS, FAHRONI / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, LAND ROVER, FRANZ NEUMAYR / PICTUREDESK.COM COVERFOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, WKOÖ, MARKUS KOHLMAYR2020, LUNIK2 86 90 Durch zwei Nationalparks Eine neue Mountainbikeroute im Nationalpark Kalkalpen bietet Wildnis und Naturwunder. Winter of ’24 Drei Musiklegenden spielen am Ski-Opening in Schladming. Lifestyle 86 90 IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Michael Schwarz BA MA, Friederike Plöchl, Andreas Hamedinger. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Verkaufsleitung: Klaus Niederhuber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Roswitha Lang, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Julia Pargfrieder. Grafik: Malina Lahner, Vanessa Morandell, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chef-info.at. Gültig ist die Preisliste 2024. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, THOMAS SATTLER, VANRAY 6/2024 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 6/2024 Ideenreich CHEFINFO präsentiert einige der innovativsten Unternehmen Oberösterreichs. KI und Patente IP-Experte Hannes Burger erklärt, wie sich KI auf Patente auswirkt. Büro„Van“sinn Rollende Büros nehmen Fahrt auf und können beliebig ausgestattet werden. 52 56 70 Innovationen OÖ 28 32 38 42 42 Von Bällen und Bilanzen Was kann die Wirtschaft vom Fußball lernen und umgekehrt? 32

FOTOS: LIESA JOHANNSSEN / REUTERS / PICTUREDESK.COM, IMPACT PHOTOS / VISUM / PICTUREDESK.COM, ALEXKUEHNI / MANUEL RONDON / KITZCORNER / RONSTIK / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 6/2024 | CHEFINFO | 9 8 | CHEFINFO | 6/2024 Radar „Arnie“ besucht Steyr Klaus von Moltke. Beim Austrian World Summit in der Wiener Hofburg trafen Klaus von Moltke und Initiator Arnold Schwarzenegger einander. Bei einer Panel-Diskussion lud der BMW-Manager den Schauspieler und Klima-Aktivisten in das Motorenwerk nach Steyr ein, um sich über die Fortschritte in der Transformation hin zur E-Mobilität selbst ein Bild zu machen. „Arnie“ sagte zu, im Herbst die neue Fertigung für E-Antriebe zu besuchen. Moltke erklärte in Wien die großen Umbrüche im Werk Steyr vor Livepublikum in aller Welt. 1. Singapur Der Index für wirtschaftliche Freiheit ist ein volkswirtschaftlicher Indikator. Er wird seit 1995 jährlich durch die Heritage Foundation und das Wall Street Journal ermittelt. 177. Nordkorea In einer wirtschaftlich freien Gesellschaft kann der Einzelne frei arbeiten, produzieren, konsumieren und investieren, wie er will. In Diktaturen wie Nordkorea ist das schwierig. 2. Schweiz Die wirtschaftliche Freiheit ist das Grundrecht eines jeden Menschen, über seine Arbeit und sein Eigentum selbst zu bestimmen. Österreich ist auf Platz 23. 176. Venezuela In wirtschaftlich freien Gesellschaften erlauben Regierungen den freien Verkehr von Arbeit, Kapital und Gütern und verzichten auf Zwang. Venezuela wäre freier ohne Sozialismus. TOP DOWN Länder mit der höchsten wirtschaftlichen Freiheit Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit Javier Milei Ökonom und Präsident Argentiniens „Der Armut entkommt man nicht durch Zauberei, sondern mit Kapitalismus, Sparen und harter Arbeit.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Christoph Knogler leitet mit Finanzchef Andreas Knogler die Keba AG. Der Automatisierungsspezialist investierte 2023 rund 80 Mio. Euro in Forschung. Die neuen Potenziale, die der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in Automatisierungslösungen bringt, bilden gemeinsam mit der Bewältigung des demografischen Wandels durch smarte Assistenten und SB-Terminals die Schwerpunkte im Innovationsbereich von Keba. Im Vorjahr wurde das erste KI-Modul vorgestellt, zum anderen wurden die ersten „AmtO-Maten“ (Bürgerterminals) in Deutschland in Betrieb genommen. In der Forschung setzt Keba auf Open Innovation und arbeitet mit zahlreichen Unis, Fachhochschulen und Startups zusammen. FOTOS: POP_JOP/ DIGITALVISION VECTORS/GETTY IMAGES, VICTOR METELSKIY / AKARAWUT LOHACHAROENVANICH / SHUTTER_M / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, KEBA GROUP ZAHL Quelle: EY Prozent der Angestellten wären bereit, sich unethisch zu verhalten, sollte ihr Vorgesetzter dies von ihnen verlangen. Das ergab eine Umfrage des „EY Global Integrity Report“ in 53 Ländern der Welt. Best of 38 Nachgefragt Unnützes Wissen? Der CHEFINFO-Gastkommentar über den gerne verkannten Wert von Wissenschaft. Freie Wissenschaft ist eine der großen Errungenschaften der Menschheit. Der Wissensgewinn in den letzten Jahrhunderten ist so enorm, dass Universalgelehrte wie Isaac Newton oder Alexander von Humboldt heute praktisch nicht mehr existieren. Stattdessen werden die Spezialisierungen immer konkreter und die Fragestellungen detaillierter. Manch Außenstehender fragt sich da: „Was bringen diese obskuren Erkenntnisse?“ Vielleicht braucht es Dolmetscher, die uns den Nutzen von Wissenschaft erklären können. Auf Irrwegen. Sogar Elon Musk, der von seinen Anhängern als Genie angesehen wird, erkennt den Nutzen der wissenschaftlichen Methode nicht und stichelte auf Twitter gegen Yann LeCun, Chief AI Scientist von Meta. Als dieser ihm mit Hinweis auf seine zahlreichen Publikationen Parole bot, eilten Musks Jünger herbei, um den geringen Wert wissenschaftlicher Papers zu erklären. Dass sie dem Austausch zwischen Forschern dienen, ist ihnen wohl nicht bewusst. Auch momentan wertlose Erkenntnisse können den Weg für bahnbrechende Innovation ebnen. Und wenn die Wissenschaft manchmal auf eine Sackgasse zusteuert, sollte man das auch verzeihen. Denn erst wenn das Ende des Wegs erreicht wurde, werden sich zukünftige Forscher nicht mehr dorthin verirren. Ihr Anonymus Anonymus 1954: Die erste Organtransplantation Dem US-amerikanischen Chirurgen Joseph E. Murray gelingt die erste erfolgreiche Lebendorganspende einer Niere bei eineiigen Zwillingen. Heute sind Transplantationen alltäglich. 1964: Der erste Hochgeschwindigkeitszug Die Shinkansen-Baureihe 0 waren die ersten Triebzüge, die gebaut wurden, um Japans neue Hochgeschwindigkeitsstrecken zu befahren. Erstmals war die Reisegeschwindigkeit höher als 200 km/h. 1974: Die ersten Strichcodes Die Erfinder der Codes sind die US-Amerikaner Joseph Woodland und Bernard Silver, die 1949 ein Patent beantragten. Erst Jahre später feierte die Erfindung in einem Marsh-Markt Premiere. 70 JAHRE wissenschaftlicher Fortschritt in Feierlaune 60 JAHRE 50 JAHRE

Wirtschaft Neuer Vorsitz Max Hiegelsberger wurde bis 2029 zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Oberösterreichischen Versicherung bestellt. Hiegelsberger sieht die Position als reizvolle Herausforderung. Neuer Obmann Martin Sonntag wurde mit 1. Juli Spartenobmann des Handels in Oberösterreich. Fortan vertritt Sonntag die Interessen von rund 30.000 Handelsunternehmen. Spitzenreiter bei Arbeitslosen Im Juni war die Zahl der Arbeitslosen in Oberösterreich um 18,2 Prozent höher als vor einem Jahr. Oberösterreich liegt damit weit über dem österreichweiten Zuwachs von knapp 10 Prozent. Dieser traurige erste Platz hängt vor allem mit der großen Dichte an Industrieunternehmen zusammen. Denn in diesem Sektor gibt es derzeit besonders viele Menschen auf Arbeitssuche. Laut AMS-Vorstand Johannes Kopf sind die schwache internationale Nachfrage und die im europäischen Vergleich stärker gestiegenen Lohnstückkosten zwei Gründe für die verschlechterte Lage. Wettbewerbsfähigkeit stärken Stefan Piererrief im Zuge des Industrieempfangs ein weiteres Mal die Politik und Gesellschaft dazu auf, mehr für die Wettbewerbsfähigkeit Oberösterreichs zu tun. Dabei wies der Industrielle darauf hin, dass die Jahresarbeitszeiten in China um einiges höher sind als hier. n IWS. Die Initiative Wirtschaftsstandort OÖ fordert in einem FünfPunkte-Programm einen Abbau der Bürokratie innerhalb der EU. Unter anderem wünscht sich die IWS eine Verringerung der Berichtspflichten und einen Sonderbeauftragten für EU-Bürokratieabbau. FOTOS: OBERÖSTERREICHISCHE VERSICHERUNG, SABINE KNEIDINGER, MARTIN JUEN / SEPA.MEDIA / PICTUREDESK.COM, IV OÖ / PELZL 6/2024 | CHEFINFO | 13 MANCHE MOMENTE SOLLTE MAN NICHT VERPASSEN Jeden Monat NEU im Zeitschriftenhandel www.momentsmagazin.at Follow us on INSTAGRAM and FACEBOOK @momentsmagazin

6/2024 | CHEFINFO | 15 14 | CHEFINFO | 6/2024 20 Jahre Dachser in Österreich Mit der Gründung von Dachser Austria vor 20 Jahren erweiterte das deutsche Familienunternehmen sein internationales Netzwerk. Über einen Jahresumsatz von fast 202 Millionen Euro freuen sich die Dachser-Managing-Direktoren Günter Hirschbeck, Peter Deutschbauer und mit ihnen Monica Rintersbacher von Leitbetriebe Austria. Branchen VKB eröffnet Kompetenzzentrum Mit rund 160 Gästen feierte die VKB die Eröffnung des VKB Kompetenzzentrums Wels sowie die Fertigstellung des VKB Park Mercurius. Mit dabei waren Bürgermeister Andreas Rabl, Landesrat Markus Achleitner, die Vorstandsdirektoren Markus Auer, Maria Steiner und Alexander Seiler und der Aufsichtsratsvorsitzende Matthäus Schobesberger. Der oberösterreichische Produzent von Polstermöbeln Joka eröffnete einen neuen Schauraum in einer Villacher Villa. Auf rund 75 Quadratmetern werden hier die beliebtesten Möbel präsentiert. Den umliegenden Joka-Handelspartnern soll der Schauraum als erweiterte Verkaufsfläche dienen. Damit befinden sich in sieben Bundesländern Schauräume der bekannten heimischen Marke. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Soziale Verantwortung übernehmen Vergangenes Jahr gründete Alfred Fiedler die weltweit erste Initiative für gelebte unternehmensübergreifende soziale Verantwortung namens „schon genial“. Auf Schloss Starhemberg trafen sich Vertreter der mittlerweile 70 Partnerunternehmen. Raum für Ideen & Inspiration Der ehemalige Lambrechterhof wurde vergangenes Jahr zum „Auszeit Hotel St. Lambrecht“. Das neu ausgerichtete Hotel im steirischen Naturparadies ist der ideale Ort, um Feste zu feiern und Teamspirit zu erleben, beispielsweise bei einer Tagung. Joka-Schauraum-Eröffnung in Villach Wiener Städtische feiert 200-Jahr-Jubiläum Am 19. Juni lud Wiener-Städtische-Landesdirektor Günther Erhartmaier zur 200-Jahr-Feierlichkeit ins Musiktheater in Linz. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft wie LandeshauptmannStellvertreter Manfred Haimbuchner oder WKOÖ-Vizepräsident Leo Jindrak folgten der Einladung. 1824 in Wien gegründet, ist die Wiener Städtische seit mehr als 100 Jahren mit einer eigenen Landesdirektion in Oberösterreich vertreten. 322 Mitarbeiter sind in Oberösterreich angestellt. redaktion@chefinfo.at Wohnwelt Maier fusioniert mit See+Maschik Das Möbelhaus See+Maschik in Wels kooperiert mit der Wohnwelt Maier. Damit erweitert die Wohnwelt Maier ihre bisherigen fünf Standorte um einen weiteren in Wels und setzt damit den eingeschlagenen Expansionskurs fort. Die Stärken der beiden traditionsreichen Unternehmen sollen durch die Kooperation gebündelt werden. Bio-Ölmühle in Ennsdorf Am 14. Juni 2024 wurde die VFI Oils for Life Bio-Ölmühle in Ennsdorf eröffnet. Es handelt sich dabei um die größte Bio-Ölmühle Europas. Bio-Pflanzenöle und -Futtermittel werden hier künftig produziert. Dabei werden die Schalen der verwendeten Sonnenblumenkerne für die Energiegewinnung in einer eigenen Biogas-Anlage genutzt. n AMS. AMS OÖ, Land OÖ und Sozialministeriumservice erstellten ein Arbeitsübereinkommen, welches die Betreuung junger, beeinträchtigter Menschen am Arbeitsmarkt regelt. Ziel ist, diesen jungen Erwachsenen Perspektiven zu geben, ihr Potenzial zu analysieren und die Inklusivität am Arbeitsmarkt zu erhöhen. n CUBE DX. Das Unternehmen Cube Dx aus St. Valentin entwickelte einen Prozess, bei dem Sepsiserreger in nur drei Stunden identifiziert werden können. Durch eine internationale Kooperation mit den Unternehmen PSS und Synergy Diagnostics entsteht nun ein Laborgerät, welches den Prozess automatisiert. n FH OÖ. An der Management-Fakultät der FH OÖ gibt es ab Herbst einen neuen Master-Studiengang „Human Resource Management“. Der neue Studiengang mit Schwerpunkt auf Interkulturalität und Global HRM, geleitet von Silke Preymann, soll über die Bundeslandgrenzen hinaus eine Rolle spielen. n KREMSMÜLLER. Der Anlagenbauer aus Steinhaus befindet sich auf Wachstumskurs. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte er die Betriebsleistung der Firmengruppe um 18 Prozent auf 260 Mio. Euro steigern. Besonders beschäftigt ist man derzeit mit Projekten, welche sich an den Klimazielen orientieren. GEWERBE & DIENSTLEISTUNGEN FOTOS: DACHSER, WOHNWELT MAIER, VFI OILS FOR LIFE, RICHARD HAIDINGER FOTOS: CITYFOTO, AUSZEIT HOTEL ST. LAMBRECHT, JOKA, #SCHONGENIAL

16 | CHEFINFO | 6/2024 COVERSTORY COVERSTORY FOTO: YURAN-78 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS BÄLL EN Von und BILA NZEN FUSSBALL UND MANAGEMENT. Die Fußball-EM hat das ganze Land bewegt. Fußball reißt mit, Fußball vereint. Doch hinter dem Sport stecken nicht nur Emotion und Leidenschaft, es ist auch ein Geschäft. Ein schwer kalkulierbares. Was kann die Wirtschaft vom Fußball lernen und umgekehrt? Sind Fußballer gar die besseren Unternehmer und wie schaffen es Klubpräsidenten und -geschäftsführer, bei all der Emotion stets einen kühlen Kopf zu bewahren? Ein Blick hinter die – für die meisten Fans verborgenen – Kulissen des Fußballalltags. TEXT: Jürgen Philipp

COVERSTORY COVERSTORY FOTO: MARKUS KAPL FOTO: WAKOLBINGER CHEFINFO: Was sind eigentlich die größten Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen einem Geschäftsführer in der Privatwirtschaft und einem eines Fußballklubs? Christoph Peschek: Die betriebswirtschaftlichen Grundsätze gelten für alle. Es braucht eine vernünftige und saubere Liquiditätsplanung und eine möglichst präzise Planung von Erlösen und Aufwänden. Die größten Unterschiede sind sicher die Emotionalität und die Öffentlichkeit. Es gibt zwei Branchen, über die täglich berichtet wird: Politik und Sport, und da besonders der Fußball. Das öffentliche Interesse ist groß und damit auch die Bewertung. Der Fußball eint, das heißt aber auch, dass viele Menschen mitdiskutieren. Das Feedback der Fans kommt sehr schnell. Das ist ein riesiger Unterschied zur Privatwirtschaft, gleichzeitig ist das aber auch das Schöne. Die Emotionalität zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt ist evident. Als Geschäftsführer eines Fußballklubs musst du aber immer die Balance wahren. Ist der sportliche Erfolg da, darf man nicht überheblich werden oder sich in der Sonne suhlen. Unternehmen haben etwas mehr Planungssicherheit, aber auch dort gibt es Unklarheiten, etwa über Marktentwicklungen. Könnte eigentlich jeder Geschäftsführer aus der Privatwirtschaft einen Klub führen oder braucht es dazu spezielle Skills? Peschek: Ein ausgeprägtes Interesse am Fußball ist eine Grundvoraussetzung. Wir sind zum einen ein Sportunternehmen, das tagsüber seine Verpflichtungen erfüllen muss, gleichzeitig sind wir ein Freizeitdienstleister. Spieltage und Eventformate finden an den Wochenenden oder am Abend statt. Man ist immer verfügbar. Es gibt nur drei Tage im Jahr, an denen der Fußball ruht – am 24., 25. und 26. Dezember. Sonst läuft es durch. Dazu braucht man viel Leidenschaft und emotionale Verbundenheit. Wenn man die hat, geht man auch die Extrameter, die es braucht. Fußball lässt sich nur schwer planen. Wie schafft man das trotzdem? Peschek: Als Klubführung hast du drei Handlungsfelder. Erstens: Strategie und Konzept, also zu wissen, was man ist und was nicht. Zweitens braucht es die Infrastruktur, um das erfüllen zu können, und es braucht drittens das richtige Personal. Man kann das Personal nicht von der Strategie getrennt betrachten. Wenn man einen Kader zusammenstellt, muss man wissen, welche Spielidee man verfolgt und welches Anforderungsprofil man braucht. Dasselbe gilt beim Wirtschaftlichen und Organisatorischen. Das Spannungsfeld in der Planung ist immer da. Verletzungen, Sperren oder einfach nur Pech sind zwar Herausforderungen, aber gleichzeitig braucht es die Strategie, um die Kräfte zu bündeln. Alle müssen von diesem Weg überzeugt sein und an einem Strang ziehen. Welche Pläne verfolgt Blau-Weiß Linz in der Zukunft? Peschek: Wir wollen sowohl mit unserem Frauen- als auch dem Männerteam in der Bundesliga bleiben. Daraus ergeben sich die nächsten Schritte: im Sponsoring und im Staff zu wachsen. All das auf Basis einer klaren Positionierung und die betrifft auch den Unterbau. Wir haben derzeit noch keine Nachwuchsakademie, diese wollen wir in den nächsten Jahren schaffen. Wir wollen Spieler entwickeln, welche die Klub-DNA kennen. Der Nachwuchs ist so etwas wie unsere F&E-Abteilung. GESCHÄFTSFÜHRUNG. Was müssen Geschäftsführer von Fußballklubs mit- bringen und wie unterscheidet sich ihre Arbeit? Christoph Peschek, Geschäftsführer von FC Blau-Weiß Linz, klärt auf. „Man ist immer verfügbar“ Es gibt nur drei Tage im Jahr, an denen der Fußball ruht – am 24., 25. und 26. Dezember. Sonst läuft es durch. Christoph Peschek Geschäftsführer FC Blau-Weiß Linz Es ist der 4. Juni 2023. In Linz und Dornbirn geht es um Millionen. Der FC BlauWeiß Linz gewann gegen Sturm II. Das Parallelmatch des GAK in Dornbirn ist noch im Gange. Die Grazer müssen siegen. Ziehen die Linzer als Erst- oder Zweitligist ins neue Stadion ein? Heißen die Gegner Lafnitz oder LASK? FAC oder FAK? Liefering oder Red Bull Salzburg? Es beginnt das große Zittern. Der GAK haut alles in die Waagschale: Stangenschuss! Lattenschuss! Großchance um Großchance. 88. Minute – Dornbirn geht in Führung. Jubel in Linz. 95. Minute: Der GAK gleicht aus. Bangen in Linz. 96. Minute: Rot für den Dornbirner Keeper. Panik in Linz. 100. Minute: Schlusspfiff. Ekstase in Linz. Ein Spiel, das zeigt, wie knapp Triumph und Depression im Fußball beisammenliegen können. Es geht um viel Geld, es geht um Existenzen und es geht um Wirtschaft. Die KPIs des Fußballs Einer, der damals mittendrin statt nur dabei war, ist der Geschäftsführer der Linzer Christoph Peschek. Viel Zeit zum Feiern blieb ihm nicht. „Wir haben immer zwei Szenarien geplant. Mit dem Faktum Bundesliga hieß es nun, bei der Kaderplanung die notwendigen Schritte zu setzen. Wenn ich mich ein Jahr zurückbeame, dann ist die Entwicklung des gesamten Klubs im Eilzugtempo vorangegangen.“ Eine Entwicklung, die sich an den KPIs des Fußballs ablesen lässt. Von 34 Businesspartner in Liga 2 auf 115 in Liga 1. Von einem Zuschauerschnitt von 1.027 in Liga 2 auf einen von 4.912 in Liga 1. 3.000 Abos wurden abgesetzt, das Budget erreichte neue Dimensionen. Geschäftsmodell Fußball Doch wie verdient ein Fußballklub überhaupt Geld? „Das kommt darauf an, welches Geschäftsmodell man verfolgt. Es gibt Community-Klubs mit seinen Mitgliedern, wie wir es sind. Es gibt Oligarchen- oder Investorenvereine, bei denen sogar Staatsfonds investiert sind, und Unternehmensklubs wie Wolfsburg oder Bayer Leverkusen. Das macht den Unterschied bei der Finanzierung aus. In unserem Fall sind das Sponsoren, Businesspartner, das TV-Geld und Zuschauereinnahmen.“ Harte Arbeit, doch das passt, so Peschek, zu den Werten des Klubs. „Das ist kein Lippenbekenntnis. Wenn fürs Match gegen Sturm Graz im Winter um sieben Uhr Früh 80 Freiwillige zum Schneeschaufeln ins Stadion kommen, zeigt das diese Werte.“ Werte, die in Wirtschaft und Sport wichtiger denn je sind. Kein Personal über Nacht Einen Abstieg musste der SK BMD Vorwärts Steyr verdauen. 2022/23 stieg man am letzten Spieltag unglücklich von der 2. Liga in die Regionalliga ab. Am Ende fehlten trotz starkem Finish lächerliche zwei Punkte. Zwei Punkte, die im Laufe von 30 Runden durch Verletzungen von Schlüsselspielern, Fehlpfiffe oder ein einziges Blackout eines Spielers verloren gehen können. Präsident Markus Knasmüller, im Zivilberuf Geschäftsführer von Namenssponsor BMD, erlebte hautnah, was dieser Abstieg bedeutete. 6/2024 | CHEFINFO | 19 18 | CHEFINFO | 6/2024 Ô Das Fußballbusiness steckt voller Überraschungen: Blau-Weiß-Linz-Geschäftsführer Christoph Peschek freut sich über den Auswärtssieg gegen Liga-Krösus Salzburg.

COVERSTORY FOTOS: DER BOTAGRAPH, DAVID INDERLIED / DPA / PICTUREDESK.COM FOTO: MARKUS KNASMÜLLER „Am Sonntag sind wir abgestiegen und am Montag waren alle Verträge gekündigt. Der Klub hatte keine Mitarbeiter mehr. Kündigungsfristen gibt es im Fußball nicht. In der BMD bin ich eine Fluktuation von nur 2 Prozent gewöhnt, im Fußball ist das komplett anders.“ Strenge Lizensierungsverfahren Berechenbarkeit ist im Fußball eben keine Kategorie – manchmal ist das zum „Narrisch-Werden“. Und doch sind sich die Wirtschaft und der Sport ähnlich, etwa wenn es um die Zahlen geht. Wie Firmen müssen auch die Klubs genaue Rechenschaft ablegen, wie sie ihr Budget eingesetzt haben. „Die Lizensierung und die Zulassung durch die Bundesliga sind sehr streng. Es steckt viel Aufwand dahinter.“ Und das ist gut so. Das Verfahren gibt Mindeststandards in Sachen Infrastruktur vor und durchleuchtet die Bilanzen der Klubs. Wirtschaftliche Skills sind daher im Fußball ebenso gefragt. „Man muss auch als Präsident Geschäftsmann sein und das ist manchmal unpopulär.“ Hoch verschuldete „Weltmarktführer“ Vorwärts Steyr wurde im Jahr 2000 ebenjene Lizenz entzogen. Schulden von mehr als 50 Millionen Schilling machten einen Profibetrieb unmöglich. Steyr musste nach dem Zwangsausgleich in der untersten, achten, Liga (2. Klasse) starten und kämpfte sich wieder nach oben. Im Vergleich zu den Verbindlichkeiten von Großklubs wie Barcelona oder Chelsea wirkt diese Summe direkt lächerlich. Die Katalanen haben 1,35 Milliarden Euro Schulden, nur 6/2024 | CHEFINFO | 21 20 | CHEFINFO | 6/2024 CHEFINFO: Sie sind nicht nur Geschäftsführer von BMD, dem Namenssponsor von Vorwärts Steyr, sondern auch Präsident des Klubs. Wie kam es zum Sponsoring bzw. zur Präsidentschaft? Markus Knasmüller: Sponsor zu werden muss wohlüberlegt sein. Man muss das Wirtschaftliche abwägen. Es ist ja nicht mein Geld, sondern das der Firma. Wir haben kein Produkt, das man im Supermarkt kaufen kann, deshalb geht es mehr um die Marke. Wir wurden mit dem Sponsoring als führendes Unternehmen in Steyr sichtbarer. Das wirkt sich auf die Mitarbeitermotivation und -gewinnung im Umkreis aus. Wenn man die Zeitung aufschlägt und dann die Berichterstattung sieht, ist man stolz, wenn man zehnmal den Firmennamen liest. Es ist daher gut angelegtes Geld. Wir laden auch unsere Mitarbeiter zu manchen Spielen ein und es kommen dann bis zu 300. Manche sind fußballbegeistert, manche sehen das als Event. Was ist eigentlich einfacher? Präsident eines Fußballklubs oder Geschäftsführer eines Unternehmens zu sein? Knasmüller: Ehrlicherweise ist es wesentlich einfacher, Geschäftsführer eines florierenden Unternehmens zu sein, das seit 25 Jahren fast jährlich um 10 Prozent wächst. Ich habe 1997 bei BMD begonnen, damals waren wir 70 Mitarbeiter, jetzt sind wir 780. Ein Unternehmen zu führen ist konstanter. Man hat loyale Mitarbeiter und viele zufriedene Kunden, das hast du im Fußball nicht immer. Umgekehrt ist der Fußball viel emotionaler, dennoch muss man wirtschaftlich denken. Einen Klub nur mit der emotionalen Brille zu führen geht nicht. Man muss mit Herz und Hirn agieren. Die Präsidentenrolle ist keine operative, das wäre neben der Firma nicht möglich, dennoch muss man wirtschaftliche Entscheidungen treffen, das Budget vorgeben und den Verein repräsentieren. Ins Sportliche und Organisatorische mische ich mich nicht ein, da haben wir eigene Spezialisten. Wirtschaftlich passieren auch einige überraschende Dinge, aber es ist kalkulierbarer. Im Fußball kann ein Fehlpfiff, eine Verletzung oder ein unglückliches Tor über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Was kann man als Geschäftsführer vom Fußball lernen bzw. umgekehrt? Knasmüller: Als Geschäftsmann kann man Euphorie und Teamgeist lernen. Ich vergleiche BMD mit einer Mannschaft. In der Firma braucht man auch Einzelkämpfer, aber als großes Unternehmen müssen Leute zusammenarbeiten. Auch im Fußball nützt es nichts, wenn der Stürmer trifft, der Tormann aber einen schlechten Tag hat. Umgekehrt kann der Fußball wirtschaftliches Denken lernen. Kaum ein Verein würde überleben, wenn es kein ökonomisches Know-how gäbe, da wäre zu viel Emotion dabei. Wenn man sich die Bilanzen großer Fußballklubs in Europa oder auch in Österreich ansieht, sieht man viele Sanierungsfälle. Milliarden Schulden wie Real Madrid oder Barcelona wären in der Wirtschaft nicht möglich. Aber es gibt auch jede Menge gute Beispiele. INTERVIEW. Welche Parallelen gibt es zwischen Wirtschaft und Fußball? Welche großen Unterschiede? Markus Knasmüller, Präsident von SK BMD Vorwärts Steyr, kennt beide Welten. „Man muss mit Herz und Hirn agieren“ Kaum ein Verein würde überleben, wenn er nicht wirtschaftlich denken würde, da wäre zu viel Emotion dabei. Markus Knasmüller Geschäftsführer BMD, Präsident Vorwärts Steyr Ô Er war gerade einmal 16 Jahre und 338 Tage alt, als Lamine Yamal am 15.6.2024 im spanischen Teamtrikot jüngster EMSpieler aller Zeiten wurde. Und der Jungspund hat seinen Preis: 90 Millionen Euro Ablöse müsste man an den FC Barcelona überweisen. Das ist in etwa elfmal so viel wie der gesamte Kader des FC Blau-Weiß Linz und dreimal so viel wie jener des LASK kostet. Doch Yamal ist nur die Hälfte eines Erling Haaland (NOR), Kylian Mbappé (FRA), Vinicius Júnior (BRA) oder des Engländers Jude Bellingham „wert“. Den höchsten Marktwertsprung verzeichnete ebenfalls ein Brite: Kobbie Mainoo. Sein Preis stieg um 6.150 Prozent auf 50 Millionen Euro. Doch wie kommt man auf solche Werte? Wie immer regelt das der Markt. Bei Spielern geht es dabei nicht nur um Leistungsdaten. Es ist eine Mischung aus Alter, Zahl der Einsätze und Zugkraft. Cristiano Ronaldo kostete Juventus Turin 2018 117 Millionen Euro. Alleine durch den Verkauf von CR7-Trikots konnte Juve 58 Millionen Gewinn (!) machen. Dazu stieg die Medienpräsenz des italienischen Klubs, sodass sich der Deal rechnete. WAS DARF ER DENN KOSTEN? Marktwert. Wer bestimmt den Marktwert von Spielern und können sich die zig Millionen an Ablösesummen überhaupt rechnen? COVERSTORY Der 16-jährige Lamine Yamal, jüngster EM-­ Spieler aller Zeiten, kostet bereits 90 Millionen Euro Ablöse. Eine Familie sieht rot-weiß: Markus Knasmüller, Präsident von SK BMD Vorwärts Steyr, mit seiner Frau, seinem Sohn und manchmal auch 300 BMD-Mitarbeitern in der Volksstraße.

22 | CHEFINFO | 6/2024 COVERSTORY FOTOS: GEORG HOCHMUTH / APA / PICTUREDESK.COM, REINHARD EISENBAUER / EXPA / PICTUREDESK.COM FOTO: PROCESSONE der Verkauf von TV-Rechten und der erhöhte Gewinn bei Merchandising half, die Verbindlichkeiten, die vor einigen Jahren noch bis zu vier Milliarden betrugen, zu senken. Dennoch sind die RotBlauen der drittwertvollste Fußballverein der Welt. Mit Anlagevermögen wie dem weltberühmten Camp Nou Stadion und einem Kader der 843 Millionen Euro wert ist, ist Barca „too big to fail“. Der teuerste Klub ist übrigens Manchester United. Auch wenn die goldenen Zeiten schon etwas her sind, müsste man 5,5 Milliarden Euro auf den Tisch legen, um neuer Inhaber zu werden. Die „Red Devils“ gehören der US-Milliardärsfamilie Glazer. Sie wollte 2023 verkaufen. Doch das war selbst dem katarischen Scheich Jassim bin Hamad Al Thani zu teuer. Der britische Selfmademan Sir Jim Ratcliffe, Gründer des Chemiekonzerns Ineos, stieg dennoch mit 27,7 Prozent bei Manchester United ein. Ratcliffe besitzt auch den Schweizer Klub FC Lausanne und den französischen Erstligisten OGC Nizza. Geldmaschine Fußball Fußballvereine zu besitzen – bloßes Hobby spleeniger Superreicher? Nicht unbedingt, denn mit Fußball kann man auch gut Geld verdienen. Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg konnte 2023/24 zwar nicht die Meisterschaft feiern, dafür einen satten Gewinn ausweisen. Bis zum Lizenzstichtag im März 2024 verzeichnete der Klub Transfereinnahmen von 77,6 Millionen Euro, bei Ausgaben von 33,2. Salzburg besitzt eines der besten Scoutingsysteme im Profifußball. Man entdeckt und entwickelt junge Spieler, investiert in ihre Ausbildung und verkauft sie teurer. Prominentestes Beispiel: Erling Braut Haaland. Die Salzburger holten den Norweger als 18-Jährigen um acht Millionen und gaben ihn nach nur einem Jahr in der Mozartstadt um 20 Millionen an Dortmund ab. Heute ist der 23-Jährige mit 180 Millionen Euro Marktwert einer der teuersten Spieler rund um den Globus. Auch Bayern München zählt zu den Besten, wenn es um den wirtschaftlichen Erfolg geht. In den letzten fünf Jahren lag das EBITDA immer über 80 Millionen Euro. Nicht wenige Vereine sind an der Börse notiert, unter anderem Ajax Amsterdam, Juventus Turin, FC Porto, Celtic Glasgow, ja sogar die Spielvereinigung Unterhaching aus der dritten deutschen Liga. Tradition und Marke als Aktie Auch in Steyr versucht man, in kleinerem Maßstab, Ähnliches, um die Finanzierung des neuen Stadions zu gewährleisten. Zwei Drittel wurden dem Klub von der Stadt Steyr und vom Land OÖ zugesichert, ein Drittel muss der Verein selbst aufbringen. Das soll über ein innovatives Modell möglich gemacht werden. „Wir geben die Marke Vorwärts Steyr in eine AG. Die Investoren kaufen dem Verein für einige Jahre die Markenrechte ab. Das Geld investieren wir in einen neuen Stadiontrakt.“ Schon ab 1.000 Euro kann man so Mitinhaber der Traditionsmarke werden. Die 6/2024 | CHEFINFO | 23 CHEFINFO: Was kann man aus der Fußballwelt für die Wirtschaftswelt lernen? Lukas Kragl: Fußball ist eine perfekte Schule fürs Leben. Man arbeitet mit den verschiedensten Charakteren zusammen. Man muss den Zeugwart richtig packen, um mit ihm gut auszukommen, mit der Physiotherapeutin, dem Präsidenten, den Trainern und vor allem den unterschiedlichsten Spielern. Man lernt den Umgang mit anderen Sprachen und Kulturen. Ich hatte Mitspieler aus Spanien, Italien, Afrika, Brasilien und anderen Regionen. Man nimmt sich aus jeder Kultur das Positive für sich heraus. So wie jedes Unternehmen eine andere Kultur hat, so unterschiedlich ist auch die Vereinskultur. Im Fußball, wie in der Wirtschaft, braucht es einen kreativen Freiraum und man muss gleichzeitig als Team funktionieren. Außerdem sind in den Klubs viele Alphatiere unterwegs und man lernt, wie man mit ihnen richtig umgeht. Dazu kommen Disziplin, Zielstrebigkeit, Struktur und eine intrinsische Motivation. Sportler wollen weiterkommen, egal in welcher Sportart, egal ob im Spitzen- oder Breitensport. Dieses Mindset tragen sie auch in ihren Beruf hinein. Oft werden Fußballer belächelt. Sie werden nicht gerade mit Raketenwissenschaftlern gleichgesetzt. Dabei ist es in ihrer DNA, dass sie sich weiterentwickeln wollen. In meinen beruflichen Stationen war immer Führungsqualität gefragt. Die Firmen sahen, dass ich aus dem Spitzensport komme, und erkannten die Chance dahinter. Was ist der gravierendste Unterschied zwischen dem Profifußball und dem Unternehmertum? Kragl: Die Fußballwelt dreht sich um ein Hauseck schneller als die Wirtschaftswelt. Jede Saison ist wie ein Neustart. Wie ist die finanzielle und wirtschaftliche Lage im Verein? Dazu kommen Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. Fußballvereine brauchen ein anderes Krisenmanagement. Ein Verein muss schon gut aufgestellt sein, wenn jeder gut schlafen will. Der Druck auf Spieler und Funktionäre ist enorm. Zurücklehnen und sich ausrasten geht fast nicht. Jedes Jahr kämpfen viele Klubs um den Auf- und Abstieg und damit indirekt auch ums Überleben. Die Wirtschaftswelt ist da um einiges berechenbarer. Sie zeigen mit ProcessONE Unternehmen Chancen und Potenziale der Digitalisierung und von KI auf. Der Fußball hat sich in den letzten Jahren extrem digitalisiert. Sind da die Klubs vielleicht sogar weiter als die Unternehmen? Kragl: Das würde ich zu 100 Prozent unterschreiben. Der Fußball ist tatsächlich digitaler als ein Großteil der Unternehmen. Jeder Spieler hat einen Tracker, der Daten sammelt und so alles sichtbar macht. Ein Unternehmen hat keine Heat Maps. Damit kann sich jeder Spieler ein paar Minuten nach dem Match auf Knopfdruck seine Daten am Handy ansehen. Die Heat Map zeigt, wo sich ein Spieler bewegt. Ich kann mir Laufwege, Abschlüsse, Flanken und Zweikämpfe ansehen und so das Spiel optimieren. Schon im Unterhaus gibt es KI-Kameras, die automatisch den Ball erkennen und ihm folgen. Damit kann man selbst unterklassige Partien aufzeichnen und sogar streamen. Am nächsten Tag gibt es schon die Videoanalyse. Schon in der 5. und sogar in der 6. Liga wird heute mit Hüfttracker und Pulsuhr trainiert. SPIELER ALS UNTERNEHMER. Der ehemalige Bundesliga-Profi Lukas Kragl gründete das Startup ProcessONE. Er verrät, was er aus der Fußballwelt mitnahm und wie es um die Digitalisierung von Klubs steht. „Fußballklubs sind digitaler als viele Unternehmen“ Die Fußballwelt dreht sich um ein Hauseck schneller als die Wirtschaftswelt. Jede Saison ist wie ein Neustart. Lukas Kragl Ex-Profifußballer, Startup-Gründer Das strenge Lizenzverfahren soll Fälle wie jenen des SV Mattersburg – die Abhängigkeit von Präsident Martin Puchers gecrashter Commercialbank war zu groß – verhindern. Als Mittelstürmer ging Lukas Kragl unter anderem für den LASK auf Torjagd. Heute ist er Startup-Gründer und profitiert auch als Businessman von seinen Kicker-Genen. COVERSTORY Ô

24 | CHEFINFO | 6/2024 COVERSTORY COVERSTORY FOTOS: DEVKE, FOTOJOG / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, WILLIAM VOLCOV / ZUMA / PICTUREDESK.COM, TOM JENKINS / EYEVINE / PICTUREDESK.COM Frauen verdienen im Schnitt in Österreich um 30 Prozent weniger als Männer. Davon können Fußballerinnen nur träumen. Während die bestbezahlte Kickerin der Welt, die US-Amerikanerin Alex Morgan, rund 800.000 USD pro Jahr verdient und sie mit Werbeverträgen auf ein Jahressalär von 7,1 Mio. USD kommt, erwirtschaftet der Spitzenreiter der Männer, Cristiano Ronaldo, 37-mal so viel. Ein weiteres Beispiel gefällig? Der Durchschnittsverdienst von Spielerinnen des FC Bayern München beträgt 8.000 Euro, das ihrer Kollegen 653.000 Euro. In Österreichs oberster Frauenfußballliga zählt Serienmeister St. Pölten zu den wenigen, die auch ein Gehalt bezahlen. Die Kickerinnen erhalten zwischen 1.200 und 1.500 Euro pro Monat. Die allermeisten Vereine können (oder wollen) sich – wenn überhaupt – nur ein Taschengeld leisten. Genaue Einblicke zeigt die brandneue Doku der Linzer Filmemacher Daniela Six und Dominik Thaller namens „Stand your Ground“. GENDER „PLAY“ GAP Frauenfußball. Das ungleiche Einkommen von Männern und Frauen – der Gender Pay Gap in Österreich liegt bei 70 Prozent – ist virulent. Doch kaum sonstwo als im Fußball klafft diese Lücke deutlicher auf. Die US-Amerikanerin Alex Morgan ist die bestbezahlte Fußballerin der Welt. Sie verdient mit Werbeaufträgen 7,1 Mio. USD pro Jahr. Ihr Pendant Cristiano Ronaldo: 260 Mio. USD. Stationen wurde seine Profivergangenheit übrigens gerne gesehen. „Einer meiner Vorgesetzten meinte: Sportler wollen sich immer weiterentwickeln.“ Und das tun einige: Vorhang auf für die erstaunlichsten „Karrieren danach“. Vom grünen Rasen zum grünen Milliardär Der wohl erfolgreichste seiner Art ist Mathieu Flamini. Der französische Ex-Internationale spielte unter anderem bei Marseille, Arsenal und dem AC Milan. Heute trägt er den Beinamen „grüner Milliardär“. Schon 2008 war er Co-Gründer von GF Biochemicals. Dem Unternehmen gelang es erstmals, Lavulinsäure in großen Mengen kostengünstig herzustellen. Lavulinsäure gilt als grüne Alternative zu Erdöl. Es kann aus Biomasse gewonnen werden. Der Ex-Bayern-Kapitän und Turnierdirektor der EM 2024, Philipp Lahm, ist als erfolgreicher Startup-Investor aktiv. Er hat bei zahlreichen jungen Firmen investiert. Genauso wie Gerard Piqué. Der ehemalige Barca-Verteidiger galt schon am Platz als besonders intelligenter Spieler – Piqué hat einen IQ von 140. Hirnschmalz, das er in seine Kosmos Global Holding einbrachte, die eine federführende Rolle im Tennissport spielt. Auch Medienunternehmen gehören zu Piqués Imperium. Einer, der die Managementlaufbahn eingeschlagen hat, ist Bjørn Gulden. Als Ex-Nürnberg-Kicker war der Norweger zwar nur mäßig erfolgreich, als Manager umso mehr. Gulden war im TopManagement bei Deichmann, Pandora und Puma. Seit 2023 ist er Vorstandsvorsitzender von adidas. Der Doppelpass zwischen Wirtschaft und Fußball und umgekehrt funktioniert, auch wenn es manchmal bange Minuten, ja Sekunden sein können, die über Sieg und Niederlage entscheiden, so wie am 4. Juni 2023 in Linz und Dornbirn. n Der französische Ex-Internationale und heutige Milliardär Mathieu Flamini wechselte vom grünen Rasen ins grüne Business. Er produziert Lavulinsäure als potenziellen Erdölersatz. finanziell breite Basis ist für Knasmüller sowohl im Fußball als auch in der Wirtschaft notwendig. „Auch im unternehmerischen Umfeld spricht man von Risikodiversifizierung.“ Die Abhängigkeit von einzelnen Großsponsoren oder Kunden ist in beiden Fällen gefährlich. Das sah man zuletzt beim SV Mattersburg. Der Crash von SVM-Präsident Martin Puchers Commercialbank riss den Verein in die Insolvenz. Vom Kicker zum „KI-ler“ Perspektivenwechsel: Wie machen sich eigentlich ehemalige Kicker als Unternehmer? Lukas Kragl, Ex-Fußballprofi bei LASK, St. Pölten und Austria Lustenau, tauschte den Anpfiff gegen ein Startup. Er gründete mit seiner Partnerin Evelyn Oberleitner ProcessONE. ProcessONE deckt in Unternehmen Potenziale für Digitalisierung und KI auf und hilft bei der Implementierung. Seine Vergangenheit als Profi kommt ihm dabei entgegen. „Wir schauen uns die Strategie der Unternehmen an und – wie bei mir damals am Fußballplatz – versuchen, mit minimalem Aufwand den maximalen Output rauszuholen.“ Repetitive – „stupide“ – Arbeiten werden automatisiert und es „bleibt mehr Zeit für Sinnerfülltes“. Repetitive und langweilige Fußballtrainings können damit noch nicht ersetzt werden, auch wenn der Fußball sogar digitalisierter als die Wirtschaft ist, wie Kragl im Interview verrät. Nicht der einzige Unterschied zu seiner Profilaufbahn. Spieler als „Produkt“ Die größte Differenz sieht Kragl in der Selbstvermarktung: „Im Fußball muss man immer auf seinen Marktwert schauen. Als Kicker bist du quasi das Produkt, das sich selbst vermarkten muss.“ Bei ProcessONE ist das anders. Der Ex-Profi hatte schon bald einen „Plan B“ im Kopf. Mit 25, im besten Fußballeralter, stand Kragl vor einem Scheideweg: „Es gab zwei Möglichkeiten: Ich gehe ins Ausland oder ich wechsle in den Amateurbereich und konzentriere mich auf das Studium.“ Kragl entschied sich für Zweiteres. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und schloss in rekordverdächtigen drei Semestern einen Master für Digitalisierung ab. Die Zeit im Spitzensport hatte dabei deutliche Auswirkungen auf seine Arbeitswelt in der Privatwirtschaft: „Ich kam in die Berufswelt wie in den Fußball – mit Zielstrebigkeit und Motivation. Das lernt man im Teamsport schnell.“ An seinen beruflichen Neue Impulse setzen, eine Auszeit genießen, Feste feiern und Teamspirit erleben: Für inspirierende Erlebnisse ist das ****Hotel Auszeit ein vielseitiger und ganz besonderer Ort. Mit Kapazität für bis zu 200 Personen, modernen Tagungsräumlichkeiten, einem großzügigen Wohlfühlbereich und der herzlich steirischen Gastfreundschaft im Genuss-Restaurant bieten wir Raum für Inspiration & Ideen. INCENTIVES • ERLEBNISSE • TAGUNGEN • TEAMBUILDINGS • FESTE • EVENTS EVENT-SPECIAL Übernachtung mit Halbpension + Auszeit Inklusivleistungen Kontakt Event & Organisation +43 (0) 3585/275 55-0 reservierungsleitung@leistbare-auszeit.at Attraktive Rabatte für Gruppen. AUSZEIT ****Hotel St. Lambrecht, Hauptstraße 38 – 40, 8813 St. Lambrecht, +43 3585/275 55-0, reservierung@leistbare-auszeit.at www.leistbare-auszeit.at im Hotel der unbegrenzten Möglichkeiten Seminare & Events EventOrganisation zubuchbare Erlebnisse

6/2024 | CHEFINFO | 27 26 | CHEFINFO | 6/2024 ANZEIGE FOTOS: SIWA ONLINE GMBH So oder so ähnlich lässt sich der Arbeitsstil des fast 40-köpfigen Teams aus Hagenberg und Linz beschreiben. Seit 22 Jahren werden digitale Projekte umgesetzt, vorwiegend im Web, aber immer ohne Scheuklappen auf der Suche nach der besten Lösung – auch wenn Systeme zusammen genutzt werden, die auf den ersten Blick gar nicht zusammengehören. Eine CUTE Herangehensweise Begonnen hat alles mit der Digitalisierung einer Excel-Liste für Investment-Clubs. Inzwischen erstreckt sich das Portfolio des #sexiestoffice (wie sie sich selbst nennen) über Websites, Portale, E-Commerce, Prozessdigitalisierung, Cloud-Services, Apps, Produkte wie den Chatfinder.AI, Webdesign und mit der Marke „RECreate“ auch Branding & Content-Creation fürs Web & Social. Projekte werden mittels des eigens entwickelten „CUTE-Modells“ implementiert, welches erlaubt, diese im gemeinsamen Tempo umzusetzen. Unabhängig davon, ob es die Webseite Pimcore und andere Technologien werden zur besten Lösung verknüpft. „Warum haben eure Lamas ein Einhorn am Kopf?“ HAGENBERG/LINZ. „Weil wir zusammenbauen, was zusammengehört – und manchmal passt eben ein Einhorn auf ein Lama“, sind sich Matthias und Jochen, die beiden Eigentümer und Geschäftsführer von SIWA sicher. Matthias Zwittag Geschäftsführender Gesellschafter Gemeinsam bauen wir ein digitales Headquarter. So bezeichnen wir unsere Lösungen, die sich den Needs und technologischen Veränderungen anpassen. des Installateurs ums Eck ist, das Händler- oder Lieferantenportal eines Industriekunden erweitert oder der Prozess zur Bewerbung digitalisiert wird. Jedes Projekt wird gemeinsam konzipiert, umgesetzt und weiterentwickelt. In der Web-Welt kann man nicht stehen bleiben, daher dürfen auch die Projekte nicht zum Stillstand kommen. Die Balance, zwischen dem Tempo des digitalen Fortschritts mitzuhalten und die regularischen Herausforderungen einzuhalten, stellt manchmal eine Herausforderung dar. Deswegen haben sich Matthias und Jochen entschieden, das gesamte Unternehmen nach ISO27001 zu zertifizieren. Damit sind sie für NIS2 und deren Notwendigkeiten gerüstet. Dank eigens eingerichtetem Labor wird den neuesten Trends wie KI, Cloud-Services und mehr nachgegangen, um diese für Anwendungen der KMUs aus OÖ nutzbar zu machen. Variable Nutzung Nur langsam etabliert sich das Verständnis für dynamische Ressourcennutzung. Doch ist das der Schlüssel, wenn es um sparsame Nutzung von Rechenleistung geht. So werden Übersetzungen, Verarbeitungen oder Generierung von Daten nur aufgerufen und abgerechnet, wenn diese gebraucht werden. Diese Art der Services in bestehende Systeme wie Portale, Webseiten oder Webshops zu integrieren ist eines der Zukunftsthemen der SIWA. Die Welt der SIWA dreht sich ständig weiter. Mithilfe des „CUTE-Modells“ entwickelt sich auch das Unternehmen selbst weiter und übersetzt moderne Technologien in Anwendungsfälle für die heimischen Betriebe, und auch wenn sich alles sehr schnell verändert – die Grundlage vieler Projekte bleibt dann doch noch eine Excel-Liste. Und so verwundert es nicht, dass das SIWA-Maskottchen „SIWI“ ein Lamacorn ist. Genau genommen eine Mischung aus Lama und Unicorn. Bei genau diesen Ansätzen ist es üblich, dass manchmal Dinge zusammenkommen, die auf den ersten Blick gar nicht recht zusammenpassen. Modernste Infrastruktur an den Standorten im Softwarepark Hagenberg und im Zentrum von Linz Das eigens entwickelte CUTE-Modell für die Projektabwicklung Jochen Landvoigt Geschäftsführender Gesellschafter Als Amazon-AWS-Partner können wir auch Cloud-Services wie Management-Dashboards leistbar und schnell in Systeme integrieren.

6/2024 | CHEFINFO | 29 28 | CHEFINFO | 6/2024 FOTOS: FOTOKERSCHI.AT / APA / PICTUREDESK.COM, BKA/ALEXANDER ZILLBAUER, SESAME / DIGITALVISION VECTORS / GETTY IMAGES weniger Bürger schultern: Nur noch 30 Prozent der Arbeitnehmer- und 50 Prozent der Unternehmerhaushalte sind Nettozahler. Ist der Standort abgesandelt? Sorgenfalten bereitet auch der Arbeitsmarkt. Ein Plus bei der Arbeitslosigkeit von 16 Prozent im Juni nur die Industrie betreffend. Oberösterreich hat 18 Prozent mehr Arbeitslose als noch vor einem Jahr. „Wenn wir nicht das Ruder herumreißen, wird der Druck auf den Arbeitsmarkt noch stärker“, sagt Christoph Neumayer, der Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Wirtschaftsminister Martin Kocher merkte durchaus selbstkritisch an, dass die Regierung vielfach naiv agiert habe und zu wenig strategisch. Österreich sei zwar nicht abgesandelt, wie Christoph Leitl einst anmerkte, aber der Standort steht massiv unter Druck, so Neumayer. „Wir haben ein massives Preis-Leistungs-Mismatch. Bei den Lohnstückkosten haben wir Zuwächse bis 2026 von 5,8 Prozent.“ Pensionen und Verwaltungsreform: Daran werde die nächste Regierung nicht vorbeikommen, sagt Neumayer. Deglobalisierung ist real Auf Europa angesprochen, sieht KTMChef und IV-OÖ-Präsident Stefan Pierer einen Abwärtstrend. „Als jemand, der Rennsportgeräte produziert, kann ich nur sagen, dass wir mit Full Speed in die falsche Richtung unterwegs sind.“ Der deutsche Kanzler Olaf Scholz hat von einer Zeitenwende gesprochen. „Es ist tatsächlich eine Zeitenwende. Wir erleben eine massive Deglobalisierung der Wirtschaftsbereiche, USA, China und Indien beginnen, sich neu aufzustellen. Und dazwischen sind 27 europäische Zwerge, die sich untereinander auch noch verzwergen“, sagt Pierer. Vor 25 Jahren wies die EU ein globales BIP von 25 Prozent auf, heute liegt die Staatengemeinschaft bei 15 Prozent. Pierer kritisiert, dass Antworten auf den demografischen Wandel fehlen. „Die qualifizierte Einwanderung haben wir leider nicht zusammengebracht, obwohl 2015 noch alle sagten: Wir schaffen das.“ Stattdessen gebe es unkontrollierte Einwanderung in unsere Sozialsysteme. Mit dem Green Deal habe man den Kapitalmarkt zum Stillstand reguliert. Weil Österreich mit seinen Exporten zu 40 Prozent von Deutschland abhängig ist und die Deutschen erst nächstes Jahr wählen, „werde es noch ein Jahr dauern, bis sich die Wende einstellt. Aber nicht aufgeben, sage ich. Aufgeben tut man einen Brief. Das Unternehmertum ist auch optimistischer Realismus“, so Pierer, der auch auf das „Reparaturpaket“ der IV verweist. Die wichtigste Forderung: Wir müssen wieder mehr arbeiten. Und: Leistung muss sich wieder lohnen. Also runter mit den Lohnnebenkosten. Startups fallen zurück Nicht nur im Bereich „Old Economy“ fallen Europa und Österreich hinter China und die USA zurück. Ronald Rapberger, DACH-Regionalmanager der Investment- und Equity-Managementplattform SeedBlink, konzentriert sich auf die Konkurrenzfähigkeit in Sachen Technologisierung von österreichischen Unternehmen und Innovation, denn: Österreichische und europäische Startups fallen hinter ihren internationalen Pendants zurück. Und das in einer Zeit, in der das Wirtschaftswachstum in Österreich nachweislich hinter jenem der gesamten EU liegt – während China ganz vorne liegt. „Europa ist in Sachen Konkurrenzfähigkeit das Pony im Pferderennen, Österreich schafft es gar nicht erst aus der Box“, so Rapberger. Am Markt vorbei entwickeln Verantwortlich dafür macht er eine schwache Infrastruktur und hohe bürokratische Hürden in Europa: zu wenige Förderungen, zu schwache Investmentbranchen und mangelnder Innovationsdrang. Das bezieht sich auf Förderstellen, die ihre Kriterien am Markt vorbei entwickeln, auf Investoren, die versuchen, Innovationskraft an Konzernkompatibilität zu messen, aber auch auf Gründer, die voller Motivation auf einen mangelhaften Trampelpfad des Unternehmertums geschickt werden und diesem blind folgen. Was Rapberger ärgert, ist die Kurzsichtigkeit in Europa, keine ITGiganten wie Nvidia aufgebaut zu haben. Der US-Chiphersteller sei auch nicht von heute auf morgen entstanden, hat aber mit der KI früh auf das richtige Pferd gesetzt. „Europa ist drauf und dran, den KI-Trend wieder zu verschlafen.“ Angesprochen auf notwendige Reformen, weist Rapberger auf einen anderen Aspekt hin: „Ich kenne in meinem Land Österreich, aber auch auf EU-Ebene nur wenige Parteien, die damit Werbung machen, die Wirtschaft anzukurbeln. Warum ist das so?“ n WIRTSCHAFT Kein Sommermärchen für den österreichischen Fußball bei der Europameisterschaft. Kein Sommermärchen für die heimische Wirtschaft. Während in Leipzig die Österreicher von den Türken unglücklich aus der Euro 2024 gekickt wurden, waren es in Wien die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS, die Hoffnungen auf eine konjunkturelle Besserung zunichte machten. Wachstum gibt es nur bei den Schulden. „Wir brauchen ein Rendezvous mit der Realität“, sagte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Sommerprognose Ende Juni. Österreich habe im Vergleich zu 2019 einen Wohlstandsverlust erlitten. Das BIP pro Kopf ist heute um 1,5 Prozent geringer als vor fünf Jahren. In der Eurozone liegt das BIP im Schnitt um drei Prozentpunkte höher. Die vielen staatlichen Hilfen und die hohen Lohnsteigerungen haben das Land Wettbewerbsfähigkeit gekostet. Klar ist auch: Österreich wird heuer und 2025 die Maastricht-Kriterien von 3 Prozent Neuverschuldung verfehlen. Von Brunners Budget blieben damit nur Schulden. Neben den erodierenden Staatsfinanzen und überzogenen Sozialleistungen weist Österreich mit 43 Prozent die dritthöchste Steuerquote der EU auf. Die Abgabenlast müssen indes immer Mit welchen Maßnahmen schafft Europa, aber auch Österreich wieder mehr Wirtschaftswachstum? WACHSTUM WETTBEWERBSFÄHIGKEIT STANDORT. Der Wohlstand schrumpft, die Wirtschaft geht den Bach runter. Selbst besonnene Experten schlagen Alarm. Die kommende Regierung wird ein Sparpaket ins Auge fassen und große Reformen angehen müssen. TEXT: Klaus Schobesberger WIRTSCHAFT Zurück zu und Stefan Pierer KTM-Chef und IV-OÖ-Präsident China, USA, Indien stellen sich neu auf und Europa hat 27 Zwerge, die sich selbst auch noch verzwergen. Ronald Rapberger Country-Manager SeedBlink Europa ist bei der Konkurrenzfähigkeit das Pony im Pferderennen, Österreich kommt nicht aus der Box. 1,5 Prozent: Um diesen Wert ist das Pro-Kopf-BIP in Österreich geringer als 2019.

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