CHEFINFO 05_2024 Juni

FOTO: LUNIK2 FAMILIENBETRIEBE 5/2024 | CHEFINFO | 31 Mehr als 240 Jahre Firmengeschichte brachten die Firmen Resch, Hehenberger und Kumpfmüller gemeinsam auf die Waage, als sie Ende 2022 den Entschluss fassten, das Alte über Bord zu werfen und unter der neuen Flagge „Dreihans“ zu neuen Ufern aufzubrechen. „Es ist ein radikaler Schritt, der nicht oft vorkommt“, sagt Georg Altendorfer, einer von fünf Geschäftsführern bei Dreihans. „Man schiebt die Geschichte von vier Generationen beiseite und macht aus drei starken Betrieben ein gemeinsames, schlagkräftiges und attraktives Bauunternehmen. So ein Schritt erfordert Mut.“ Dass die alten Firmennamen im externen und internen Wording nicht mehr verwendet werden, sei die logische Konsequenz aus der Fusion und verhindere Lagerdenken unter den Mitarbeitern. Die Zwischenbilanz nach eineinhalb Jahren Dreihans? „Wir haben seit der Fusion sowohl am Markt als auch als Arbeitgebermarke an Fahrt aufgenommen. Der Schritt ist zu 99 Prozent bei Kunden und Mitarbeitern sehr wohlwollend registriert worden“, resümiert Altendorfer, der die Bereiche Hoch- und Tiefbau bei Dreihans verantwortet. Ressourcen als Zukunftsfaktor Auslöser für diesen Schritt war letztlich die Existenzabsicherung für die Zukunft. So wurde Insourcing betrieben, Abteilungen wie Marketing, Forschung und Entwicklung oder Experten für die Planung wie BIM-Spezialisten und Statiker sind wieder im eigenen Haus. „Die Kraft dafür haben wir jetzt, weil wir als Dreihans eine höhere Auslastung sicherstellen können, mehr Leistungskraft haben und mit höherer Wertschöpfung punkten“, sagt Altendorfer. Als erster Schritt wurden die operativen Einheiten zusammengelegt und Kompetenzen neu strukturiert. Die Technik von Dreihans wurde in Ulrichsberg konzentriert und die kaufmännischen Agenden in Peilstein angesiedelt. In einem Prozess mit den Mitarbeitern wurde überlegt, wie Abläufe am effizientesten funktionieren und wie die Verschwendung von Ressourcen, Material und Arbeitskraft vermieden werden kann. An diesem Punkt trennt sich in Zukunft die Spreu vom Weizen, ist Altendorfer überzeugt: „Wer nicht ressourcenschonend wirtschaftet, dem fehlen am Ende die Mitarbeiter und dem laufen die Kosten aus dem Ruder.“ Durch technische Innovation könnten 20 bis 30 Prozent des Materials konventionell eingespart werden. Mit alten Verhaltensmustern und Firmenstrukturen schaffe man das nicht, sagt Altendorfer. „Alte Werte wie Handschlagqualität verbunden mit Planungs- und Produktinnovation – das wird die Paarung der Zukunft sein.“ Vordenker für das neue Bauen Materialunabhängigkeit lautet das Motto der Zukunft. Damit können nicht nur Risiken für das Bauunternehmen durch Diversifizierung reduziert werden, auch Forschung & Entwicklung spielen eine große Rolle – etwa durch den smarten Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen. Ende des Jahres sollen die Elemente für eine Holz-BetonVerbunddecke (HBV) marktreif sein, die seriell erzeugt wird und in vielen Fällen die Hohldielendecke als zukunftsträchtige Alternative ablösen kann. „Die Mischung wird ausschlaggebend sein, weil die Stärken der jeweiligen Materialien und ihr effizienter Einsatz entscheidend für den Erfolg sind“, sagt Altendorfer. 30 Prozent weniger Beton bei herkömmlichen Bauten wären bereits „ein Quantensprung“. Recycling, Wiederverwertung oder Urban Mining sind für den studierten Bautechniker ein riesiges Zukunftsfeld. Der Bausektor hat gegenüber anderen Branchen massiven Aufholbedarf, sagt Altendorfer: „Während Logistik und Produktion starke Effizienz- und Produktivitätssteigerungen verzeichnet haben, stagniert der Bau seit Jahrzehnten bei der Technisierung. Ich mache leidenschaftlich gerne Studienreisen in andere Nationen, von denen wir versuchen, das Beste im eigenen Betrieb umzusetzen.“ Attraktiver Arbeitgeber Auch der Arbeitskräftemangel, der den Baubereich besonders hart trifft, lasse sich nur durch mehr Technisierung kompensieren. Wobei sich Dreihans im Personalbereich noch gut aufgestellt sieht. 50 Lehrlinge zählt das Unternehmen, das sind rund 10 Prozent der Gesamtbelegschaft. „Durch permanentes Besserwerden, das sich auch im Ergebnis und in der Produktivität ausdrückt, werden wir als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Auch das Wachstum wird sich fast von selbst einstellen“, sagt Altendorfer. Ein Vorteil ist auch der Standort Mühlviertel: „Du findest hier zuverlässige und sehr gute Leute.“ n 50 Lehrlinge beschäftigt Dreihans. Das sind rund 10 Prozent der Belegschaft. Georg Altendorfer Geschäftsführer Dreihans GmbH Handschlagqualität verbunden mit Planungs- und Produktinnovationen ist die Paarung der Zukunft. FOTO: RICHVINTAGE / E+ / GETTY IMAGES 30 | CHEFINFO | 5/2024 FAMILIENBETRIEBE Gemeinsam stark FUSION. Im Mühlviertel haben sich drei Familienbetriebe zu einem Unternehmen zusammengeschlossen. Dreihans-Geschäftsführer Georg Altendorfer erklärt die Idee dahinter und wie das Bauen von morgen aussehen könnte.

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