CHEFINFO 05_2024 Juni

FAMILIENBETRIEBE FAMILIENBETRIEBE 22 | CHEFINFO | 5/2024 Zweiter Bildungsweg Auch bei den Büchsenmachern gibt es vergleichsweise wenig Nachwuchs. In den letzten Jahren schlossen pro Jahr nur zwischen zwei und sechs Personen eine Lehre zum Büchsenmacher ab. HeinzPeter Kurus hat sich erst am zweiten Bildungsweg für den Beruf des Büchsenmachers und Schäfters entschieden. Nach der AHS-Matura und einigen Jahren in der Privatwirtschaft erlernte er sein Handwerk „auf traditionelle Art und Weise“ in Ferlach an der HTL. „Ich hatte das große Glück, in der HTL von bereits älteren, aber sehr erfahrenen Büchsenmachern unterrichtet zu werden“, denkt Kurus zurück, „das Handwerk wird heute durch die industrielle Fertigung der Jagdwaffen immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Schützen aller Art Im Jahr 1997 eröffnete Kurus seinen eigenen Waffenladen, in dem er auch Reparaturen anbietet. Später wurde der Standort von Perg nach Baumgartenberg verlegt und seit 2017 besitzt er hier ein großzügig gestaltetes Geschäft. Als Ein-PersonenBetrieb hat sich Kurus bewusst nicht auf einzelne Zielgruppen spezialisiert. „Meine Kunden stammen quer durch aus allen Bevölkerungsgruppen und sämtlichen Einkommensschichten und teilen sich sehr gleichmäßig in Jäger, Sportschützen und Privatpersonen auf.“ Da sind auch die Kundenwünsche oft sehr unterschiedlich. Waffen – und besonders das Jagen – liegen zurzeit im Trend, erzählt Kurus. „Ich sage schon seit Jahrzehnten, Golfen ist out, Jagen ist in.“ Auch viele Politiker würden dem Hobby nachgehen, üben das Waidwerk aber eher diskret aus. Kurus würde sich wünschen, dass sich diese öffentlich für die Jagd und legale Waffen einsetzen. Denn der Beruf des traditionellen Büchsenmachers und Schäfters ist laut ihm am Aussterben. „Nur noch sehr wenige können dieses Handwerk qualitativ hochwertig ausführen.“ Wenn es die Zeit im Verkauf zulässt, baut auch Kurus noch gelegentlich selbst eine Waffe. Denn es bereitet ihm auch nach so vielen Jahren noch immer besondere Freude, wenn er in der BüchsenmacherWerkstatt steht und dem außergewöhnlichen Handwerk nachgehen kann. n FOTO: WAFFENSTUBE KURUS Druckknöpfe oder stoffbezogene Pressknöpfe per Handarbeit ein.“ So wie das schon Ferdinand Altmann Junior tat. Und so wie es seit 1921 Tradition ist, lebt das Geschäft von zufriedenen Kunden. Ein Geschäft, in das man reinwachsen muss. „Das kann man nicht einfach so lernen. Es braucht sehr viel Zeit.“ Den Eltern zu verdanken Viel Zeit haben auch die Gefährte auf dem Buckel, mit denen sich Roman Pilz beschäftigt. Er betreibt in St. Georgen an der Gusen eine Sattlerei und neben Polstermöbeln widmet er sich vor allem Oldtimern. Schon sein Vater restaurierte gerne klassische Autos, und daher war für ihn bereits als Kind klar, er möchte etwas in dieser Sparte machen. „Mechaniker war mir aber zu schmutzig“, lacht Pilz, „meine Mutter arbeitete jedoch neben einer Sattlerei und brachte mich auf die Berufsidee.“ So entschied sich Pilz 1990 zu einer Lehre in der Branche. Vom Lehrling zum Gründer Schon in den Neunzigern gab es nicht viele Sattlereien. „Die Lehrlinge sind damals teilweise aus Südtirol zu uns gekommen, weil es so wenige Betriebe gegeben hat.“ Die beiden damaligen Sattlereien in Linz existieren heute auch nicht mehr. Die Gründe für den Rückgang sieht Pilz auch in der Bezahlung: „Verdient hat man damals sehr wenig, weil man in den Kollektivvertrag der Wagner gefallen ist. Da sind die Leute lieber in die Voest arbeiten gegangen.“ Vor acht Jahren machte sich Pilz selbstständig. Seine Frau und er kauften sich damals ein Haus in St. Georgen mit zwei großen Garagen, wo heute fleißig gearbeitet wird. „Und ich habe diesen Schritt nie bereut“, erzählt er. Fest im Sattel Als Stammkunden hat Pilz zwei Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, Oldtimer zu restaurieren. Die Textilien lassen sie von Pilz erneuern. Diese vollständig restaurierten Oldtimer bleiben meist den Wohlbetuchten vorbehalten. „Das sind sozusagen die obersten Zehntausend“, sagt Pilz. Ansonsten ist seine Klientel bunt gemischt. Zu ihm kommen immer wieder Liebhaber, die auf einen Oldtimer sparen und sukzessive über Jahre hinweg Motor, Karosserie und schließlich die Textilien erneuern lassen. Auftragstechnisch sitzt Pilz fest im Sattel. Daher sollte man auch genügend Zeit einplanen, wenn man die Textilien im Oldtimer wiederherstellen möchte. „Gelegentlich werde ich angerufen mit der Bitte, beispielsweise noch die Sitze kurzfristig neu zu beziehen vor einer Ausfahrt. Aber das funktioniert leider nicht.“ Seine Stammkunden wissen bereits, dass sie einige Monate davor anfragen müssen. Viele wollen ihr Innenleben wieder so nahe am Original wie möglich. Aber Pilz geht auch auf Kundenwünsche ein. Vor allem bei den „Youngtimern“ achtet man oft nicht auf die originale Ästhetik, stattdessen zeigen Kunden ihm Fotos aus dem Internet oder lassen sich von ihm beraten. „Es hat noch nie einen Kundenwunsch gegeben, bei dem ich sagen musste, das geht nicht.“ Sattler werden seltener In die Zukunft geht Pilz vorsichtig zuversichtlich: „Solange es die Automobilindustrie gibt, braucht man auch Sattler. Mein einziger Wunsch ist daher, dass die Autos nicht ganz verschwinden.“ Aber er weiß auch, dass es in Österreich immer weniger Firmen geben wird. „Ich glaube daran, dass neue Firmen aufmachen werden, aber die Zahl wird sich in Zukunft dennoch verringern, fürchte ich.“ Und damit gibt es leider auch weniger Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Auch das könnte eine Herausforderung für die Branche werden. Auf zweitem Bildungsweg wurde Heinz-Peter Kurus Büchsenmacher. Die Fertigung eigener Waffen und die Reparatur in der Werkstatt sind dabei seine Passionen. Ich sage schon seit Jahrzehnten, Golfen ist out, Jagen ist in. Heinz-Peter Kurus Inhaber Machland Waffenstube Kurus 3,6 Lehrlinge beenden ihre Ausbildung zum Büchsenmacher im Schnitt pro Jahr. IT RUNS IN THE FAMILY. Ratsam ist es, rechtzeitig Vorsorge zu treffen, dass ein gesicherter Fortbestand von (Familien)Be- trieben im Falle von Trennung und Scheidung gewährleistet ist. Es soll einige wenige Paare geben, welche sich auch nach einer Scheidung blendend verstehen – viele sind es allerdings nicht. Vor allem kurz nach einer Trennung ist die Kommunikationsbasis zwischen den Ex-Partnern oft mehr schlecht als recht. Kaum vorzustellen, dass derart ein gemeinsames Unternehmen geführt werden soll. Bei Paaren, welche ein Familienunternehmen führen, stellt sich daher im Falle der Trennung nicht nur die Frage, wie es privat weitergeht, sondern auch, was mit dem Unternehmen passieren soll. Wichtig zu wissen ist in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Ehescheidung das gemeinsame Unternehmen nicht aufgeteilt wird. Recht unkompliziert? Im besten Fall haben sich die Ehegatten bereits in guten Zeiten Gedanken über dieses Thema gemacht und Exitszenarien in ihren Gesellschaftsvertrag aufgenommen, sodass klar ist, welcher Ehegatte im Fall der Trennung das Unternehmen weiterführt und welcher der Ehegatten zu welchem Preis ausbezahlt wird. Sollten sich derartige Regelungen im Gesellschaftsvertrag nicht finden, kann dies zu existenziellen Problemen führen. Im schlechtesten Fall blockieren sich die Ex-Partner, sodass keine Entscheidungen mehr getroffen werden können, und gerät das Unternehmen derart rasch in eine Schieflage. Um ein gemeinsam aufgebautes Unternehmen nicht zu gefährden, ist es daher unbedingt erforderlich, dass die Ehegatten bereits in guten Zeiten kurz die rosarote Brille abnehmen und gemeinsame sinnvolle Regelungen für schlechtere Zeiten festlegen. The Circle of Life ANZEIGE FOTO: LUDWIG PULLIRSCH Kanzlei Pasching Kramlehnerweg 1a 07229 23848 office@aigner-rechtsanwalt.at www.aigner-rechtsanwalt.at Susanne Aigner steht ihren Klienten beratend zur Seite. 5/2024 | CHEFINFO | 23

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