CHEFINFO 04_Mai 2024

FOTOS: WAKOLBINGER LIFESTYLE 4/2024 | CHEFINFO | 93 92 | CHEFINFO | 4/2024 Eine gut und breit aufgestellte Sponsortätigkeit einer Kulturinstitution reduziert deren Abhängigkeit von der öffentlichen Hand. Das Thema ist dadurch positiv besetzt. KULTURSPONSORING. Im Idealfall ist Sponsoring weit mehr als ein reines Tauschgeschäft, sondern eine beglückende Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Kultur, die bei gut durchdachtem Handeln für beide Seiten Gewinn bringt. INTERVIEW: Friederike Plöchl CHEFINFO: Für den Sport schon lange eine Selbstverständlichkeit, für Kultur- betriebe jedoch ist Sponsoring noch immer ein etwas schwierigeres Unterfangen. Warum wird das in der Öffentlichkeit so unterschiedlich wahrgenommen? Franz Gasselsberger: Vergleicht man bei uns Sportsponsoring mit Kultursponsoring, dann muss man sagen, dass Sportsponsoring etwas im Vorteil ist, weil man hier einfach eine breitere Öffentlichkeit erreicht. Im Sportsponsoring fällt niemandem ein, die Frage nach der Unabhängigkeit zu stellen. Natürlich interessiert mich die Frage, was tut ihr eigentlich dafür, um wieder in die oberste Liga aufzusteigen? Dennoch würde niemandem von denen einfallen, dass ich mich deshalb in deren sportliche Belange einmengen würde. Sponsoring heißt, dass jeder etwas einbringt, was der andere ganz einfach nicht hat! Das ist das Wesen einer Partnerschaft und hat überhaupt nichts mit Mäzenatentum wie in der Renaissance zu tun, sondern es bedeutet, der Marke, wie in unserem Fall der Oberbank, eine gewisse Sichtbarkeit zu geben. Das ist das Motiv, warum man es tut, und es ist keinesfalls eine Spende, sondern eben Sponsoring. Ich denke, es liegt vielfach auch an den Journalisten, dass nämlich die Sportjournalisten von deren Mindset ganz anders aufgestellt sind als die Kulturjournalisten. Geben und nehmen Johanna Mitterbauer: Kulturelle Vielfalt, die Förderung von jungen Menschen und Talenten oder auch neue Projekte und Künstlerinnen und Künstler zu entdecken und Menschen zusammenzubringen ist uns ein besonderes Anliegen. Mit der ideellen wie finanziellen Unterstützung von Sponsoren wie der Oberbank ist dies auch möglich. Wichtig ist uns auch, dass Kunst und Kultur Raum für interkulturelle Begegnungen und Dialog bieten. Denn sie sind eng mit unserem Leben verknüpft, behandeln Themen des Alltags und sind ein Spiegel unserer Lebensprozesse. Genauso wie Musik von gegenseitiger Interaktion lebt, verhält es sich auch mit einer Partnerschaft, sie wird getragen von gegenseitigem Respekt. Gemeinsam können wir neue Impulse setzen und die Zukunft aktiv gestalten. Dabei bleibt jeder unabhängig, da haben wir sehr hohe ethische Standards. Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, wem Sie Sponsoring angedeihen lassen? Gasselsberger: Natürlich können wir im Kultursponsoring nicht alles machen, was an uns herangetragen wird. Es steht und fällt mit den handelnden Personen auf beiden Seiten. Für die Markenpflege muss ich als Partner eine positiv kritische Distanz zum Projekt haben und objektiv argumentieren können, damit das, was wir tun, auch vertretbar ist. Image- und Markenpflege ist immer etwas unglaublich Langfristiges. Mit ein, zwei Jahren bewirkt man überhaupt nichts. Das sieht man auch an der Werbelinie der Oberbank, die im Prinzip seit 20 Jahren unverändert ist, und natürlich ist das Jasagen leichter als das Neinsagen. Unser Schwerpunkt ist das Salzkammergut, weil die Oberbank dort stark vertreten ist und wir einen Beitrag leisten können, die Attraktivität dieser Region mit zu erhöhen. Warum haben seit Menschengedenken Kulturschaffende hier in dieser Region ihre zweite Heimat gefunden und warum inspiriert genau das Salzkammergut die Künstler zu einer besonderen Kreativität? Es ist offensichtlich ein Hotspot der sich bis zum heutigen Tag erhalten hat. Ist es schwierig, Sponsoringpartner zu bekommen und vor allem zu halten, und was verbindet Sie im Besondern mit der Oberbank? Mitterbauer: Nur gemeinsam, mit Herzblut und vertrauensvollen Partnerinnen und Partnern wie der Oberbank – ein Förderer der ersten Stunde übrigens – kann es einem Kulturfestival wie den Salzkammergut Festwochen Gmunden gelingen, das kulturelle Erbe einer reichhaltigen Region wie dem Salzkammergut nicht nur zu pflegen, sondern auch weiterzuentwickeln. Unser gemeinsames Ziel ist es, diese besondere Gegend mit ihrer einzigartigen kulturellen Tradition lebenswert und attraktiv auch für zukünftige Generationen zu gestalten. Die bereits Kult gewordene Hausmusik Roas ist da ein gutes Beispiel, wie aus Tradiertem Neues entstehen kann und Kultur Menschen verbindet. n Ich sehe mich als Ermöglicher und nicht als Beeinflusser. Franz Gasselsberger Vorstandsdirektor Oberbank Die Hausmusik Roas ist das nachhaltigste Projekt der Kulturhauptstadt 2024. Johanna Mitterbauer Kaufmännische Geschäftsführerin Salzkammergut Festwochen Gmunden

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