CHEFINFO 04_Mai 2024

FOTOS: STEPHAN BRÜCKLER, HEIKE BLENK 88 | CHEFINFO | 4/2024 Er verkörpert sie alle: Bühnenstücke etwa von Goethe, Schiller, Stifter, Kafka und nicht zuletzt Hoffmannsthal in unterschiedlichen Interpretationen und Settings. Zwischendurch gerne außergewöhnliche Rollen in Film und Fernsehen wie die des blinden Sonderermittlers oder des schwulen Kanzlerkandidaten. Seine Vielfältigkeit, sein Talent, seine und Hingabe scheinen unendlich. Als neuer Jedermann, den er gerne mit James Bond vergleicht, möchte er das Publikum abermals überraschen. 2018 ist der Grimme- und zweifache ROMY-Preisträger buchstäblich über Nacht – nur 36 Stunden nach dem Anruf, der ihn in Berlin erreichte – am Salzburger Domplatz für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen, heuer ist er der vom Publikum seither ersehnte Jedermann. Zu schaffen war das für den Mimen mit Leseschwäche nur, weil er bereits seit 2013 den Monolog Jedermann Reloaded – ein apokalyptisches Sprechkonzert mit experimentellen Sounds – mit seiner Band, der Elektrohand Gottes, performt. In diesem Monolog spielt er sämtliche Rollen, der Text war ihm also bereits innewohnend, der Rest war vom gesamten Ensemble hervorragend improvisiert. Seine Interviews sind handverlesen und minutiös getaktet, seine Gedanken scheinen bereits weit in die Zukunft zu blicken, dennoch hat der Vielbeschäftigte dankenswerterweise für die CHEFINFO – zwischen Terminen und Proben – etwas von seiner wertvollen Zeit abgezweigt. JEDERMANN-WOODSTOCK. Ein energetisches Feuerwerk als Kontrapunkt zum klassischen Jedermann im Burgtheater. Viel Lärm um PORTRÄT. Wie wird man der Beschreibung eines Künstlers gerecht, der sich so gar nicht einem bestimmten Genre zuordnen lässt. Hier ein Versuch. TEXT: Inge Himmelfreundpointner CHEFINFO: In einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ haben Sie gesagt, Sie würden die Leute vielleicht erst mal irritieren, um sie dann irgendwohin zu führen, wo sie vorher noch nicht waren. Wie möchten Sie das Festspielpublikum als Jedermann überraschen? Philipp Hochmair: Das ist natürlich eine sehr gute Frage und ich würde sie Ihnen auch wirklich gerne beantworten können. Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da wir mit dem Probenprozess noch gar nicht begonnen haben. Mit Ihren Eigenproduktionen Jedermann Reloaded, den Schiller Balladen oder etwa dem neu vertonten Hagestolz nach Adalbert Stifter erreichen Sie ein Publikum, das bei klassischen Interpretationen im Theater eher nicht anzutreffen ist. Was möchten Sie den Besuchern mitgeben? Hochmair: Ich dachte ursprünglich, dass ich mit meinen Produktionen ein ganz anderes Publikum in die Staatstheater holen würde. Aber so ist das nicht. Meine Zuschauer sind ganz klassische Theaterliebhaber, die sich an der offenen Form und dem Experiment erfreuen. Die sozusagen die Vorlagen, die wir neu vertonen, bereits gut kennen und so unserer Versuchsanordnung ohne Weiteres folgen können. Jedermann war schon kurz nach Beginn des Kartenverkaufs ausverkauft. Wie hat sich das Engagement auf Ihre anderen Engagements ausgewirkt? Was hat sich seither geändert? Hochmair: Ich habe mich natürlich gefreut, dass der Andrang auf die Karten so groß war. Aber die zu leistende Arbeit liegt ja noch zur Gänze vor uns. AVANTGARDE: Schillers klassische Sprache des 19. Jahrhunderts trifft auf Elektro-Musik. UNENTRINNBAR. Jedermann Reloaded schreit mit seiner Band „Elektrohand Gottes“ gegen das Schicksal an. Ô Jedermann LIFESTYLE

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