CHEFINFO 04_Mai 2024

FOTO: AIRPAQ NACHHALTIGKEIT NACHHALTIGKEIT Und andere globale Akteure der Textil- und Bekleidungsbranche wie China oder Bangladesch hätten Ihnen sicher durch die langen Transportwege die Klimabilanz vermasselt. Goosses: Länder wie China waren auch aus anderen Gründen keine Option. Wir sind kein Unternehmen, das in Fernost für fünf Euro einen Rucksack fertigen lässt, um ihn in Deutschland für 70 Euro oder mehr zu verkaufen. Auch wir wollen Marge, aber uns interessieren in erster Linie qualitativ hochwertige, nachhaltige und langlebige Produkte, die unter fairen Bedingungen und ressourcenschonend in der EU hergestellt werden. Wir verfolgen also eine Mission. Deshalb freuen wir uns auch über jedes andere Unternehmen, das Schrott sinnvoll verwertet. Selbst wenn Sie dadurch einen Konkurrenten haben? Goosses: So leicht lassen sich unsere Produkte zum Glück nicht kopieren. Wir haben absolut nichts im Sortiment, was sich seriell mal eben im großen Stil fertigen ließe. Daher sind auch Patente für uns nicht so wichtig. Die Fabrikation von Airpaq-Produkten ist eine komplizierte, komplexe und aufwendige Angelegenheit. Das beginnt schon mit unserem Rohstoff, dem Autoschrott. Airbags etwa können äußerst unterschiedlich sein, abhängig vom Modell und zig anderen Faktoren. Und dann haben wir noch den Anspruch, dass unsere Produkte und insbesondere die Rücksäcke und Taschen auch individualisierbar sein sollen. So versetzen wir unter anderem Firmenkunden in die Lage, für ihre Mitarbeiter Produkte mit dem Corporate Design in Auftrag zu geben. Haben Sie auch viele österreichische Kunden? Goosses: In Österreich gibt es rund 20 stationäre Läden, die unsere Produkte vertreiben. Das läuft über Kooperationspartner, wie in den anderen Ländern auch. Ein recht bekanntes Label aus Österreich, das auch Airpaq-Produkte verkauft, 15 Kilogramm Textilmüll produziert jeder Mensch in Europa im Durchschnitt pro Jahr. TASCHEN AUS SCHROTT Das Kölner Unternehmen Airpaq wurde 2017 gegründet. Co-Founder neben Adrian Goosses (33) ist Michael Widmann (33). Die beiden Betriebswirte lernten sich an der Rotterdam School of Management kennen, wo sie ihren Master of Science in „Strategic Entrepreneurship“ machten. Ihr gemeinsames Startup Airpaq, das trendige Upcyclingprodukte aus Autoschrott herstellt, war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte mit schnellem Breakeven und starkem Umsatzwachstum. Der Hauptumsatz läuft über einen Onlineshop. Zusätzlich werden Airpaq-Produkte über Kooperationspartner stationär vertrieben. Neben dem B2C-Geschäft vertreibt Airpaq auch personalisierbare Rucksäcke an Firmenkunden. Im Sortiment finden sich neben Rucksäcken und Taschen auch Accessoires wie Brustgurte. Die Materialien stammen nur zum Teil von Schrottplätzen. ist beispielsweise Zerum. Sie sitzen in Graz und Wien und haben auch einen Onlinestore. Dieses Label vertreibt nur ökologische Mode, die fair und transparent produziert ist und zudem gut aussieht. In dieses Sortiment passen wir perfekt hinein. Wie finden Sie die Vorgaben aus Brüssel, mit denen die EU-Kommission auch kleinere und mittlere Unternehmen zur Erstellung von Nachhaltigkeitsbilanzen verpflichtet? Goosses: Ich finde grundsätzlich alles richtig, was Greenwashing verhindert und Nachhaltigkeitsberichte ehrlich vergleichbar macht. Es darf nicht sein, dass ein Produkt unter fragwürdigen Bedingungen in China hergestellt wird und trotzdem einen grünen Haken bekommt, weil der Hersteller zwei Nachhaltigkeitselemente in das Produkt hineinpackt. Uns stören die neuen Vorgaben daher definitiv nicht. Zumal wir dadurch bei Airpaq nichts verändern, sondern nur einiges anders dokumentieren müssen. Dass Sie nichts ändern müssen, überrascht nicht. Was kann schon nachhaltiger sein, als Schrott zu verwerten! Gibt es wirklich nichts, was am perfekten Nachhaltigkeitsimage von Airpaq kratzen könnte? Goosses: Spontan fällt mir da tatsächlich nichts ein. Letztlich hängt die Ökobilanz eines Unternehmens aber auch immer davon ab, wie etwas bewertet und berechnet wird. Wenn eine Upcyclingfirma wie wir beispielsweise Schrott aus Polyamid verwertet, könnte man uns negativ anrechnen, dass wir einen nicht gerade ökologischen Stoff verarbeiten. Man könnte uns in der Ökobilanz aber auch eine Null eintragen, weil wir Schrott verwerten und damit Materialien, die bereits vorhanden sind und keine weiteren ökologischen Fußabdrücke verursachen. Bei dieser Art von Betrachtung würde es keine Rolle spielen, was wir vom Schrottplatz nehmen und weiterverarbeiten. Unter genauer Betrachtung könnte man sogar einen Schritt weitergehen und selbst für Polyamid einen ökologischen Pluspunkt eintragen. Immerhin ist Polyamid als Kunststoff ein sehr langlebiges Material und darüber hinaus leicht zu recyceln. Es sollte eben nur nicht in den Weltmeeren oder sonst wo in der Natur landen. Vieles ist also eine Frage der Sichtweise. Daher ist es gut, wenn eine Gesetzgebung für Klarheit sorgt und die Dinge vergleichbar macht. n Nich nur Nachhaltigkeit zählt: Auch Design und Qualität müssen top sein. 84 | CHEFINFO | 4/2024 NACHHALTIGKEITSTAG DER OÖ WIRTSCHAFT NEUE WEGE ZUR NACHHALTIGKEIT Mittwoch, 5. Juni 2024 13:00Uhr WKO Oberösterreich I Julius-Raab-Saal I Hessenplatz 3 I 4020 Linz NACHHALTIGKEITSTAG DER OÖ WIRTSCHAFT NEUE WEGE ZUR NACHHALTIGKEIT Mittwoch, 5. Juni 2024 13:00Uhr WKO Oberösterreich I Julius-Raab-Saal I Hessenplatz 3 I 4020 Linz Mittwoch, 5. Juni 2024 13:00Uhr WKO Oberösterreich I Julius-Raab-Saal I Hessenplatz 3 I 4020 Linz Infos und Anmeldung:

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTU1