Chefinfo Magazin 2-23 - Living

CHEFINFO LIVING | 87 86 | CHEFINFO LIVING BAUEN&IMMOBILIEN BAUEN&IMMOBILIEN EIN HAUS OHNE WÄNDE Der Holz-Stahl-Glasbau am Mellensee, rund 60 Kilometer südlich von Berlin gelegen, ist ein Wohnexperiment auf 140 Quadratmetern für zwei Personen. Es ist ein rundum verglastes Objekt, ein Haus ohne Wände – auch ohne Innenwände – mit einer fließenden räumlichen Struktur. Keiner der 70 Bäume auf dem 2.230 Quadratmeter großen Grundstück musste gefällt werden. Sie bieten aber gleichzeitig den nötigen Sichtschutz für die Bewohner. Der Kopf hinter dem gelungenen Wohnprojekt der Zukunft ist der Berliner Architekt, Stadtplaner und Filmemacher Peter Grundmann. „Wohnen ist aus meiner Sicht das wichtigste und anspruchsvollste Thema der Architektur, welches sich ständig anpasst und verändert“, sagt der in Berlin tätige Kreative. Dieses Haus als „räumliches Kontinuum“ von Innen- und Außenwelt ist tatsächlich außergewöhnlich. Der Bau wurde in seine Bestandteile zerlegt und zwischen den Bäumen FOTOS: PETER GRUNDMANN/CALLWEY, OLI HEGE/CALLWEY, GUSTAV WILLEIT/CALLWEY Dass Architektur einen erheblichen Einfluss auf Glück und Wohlbefinden der Menschen hat, ist keine neue Erkenntnis. Trotz zunehmender Umweltsensibilisierung beimThema Hausbau ist der Traum vom eigenen Rückzugsort in einer instabilen Welt auch bei der jungen Generation intakt, wie aktuelle Umfragen zeigen. Daher haben Wettbewerbe über besonders gelungene Einfamilienhäuser ihre Berechtigung. Im vorliegenden Band „Häuser des Jahres 2022“ wird eine breite Auswahl an Objekten präsentiert mit unterschiedlichen Zugängen zu Funktionalität, Ästhetik, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Auch die Beziehung zur Umgebung spielt eine immer größere Rolle. Gebäude, die sich in die Umgebung einfügen und sie respektieren, können dazu beitragen, dass sich die Menschen in der Umgebung geborgen und wohlfühlen. Dieser letzte Gesichtspunkt war wohl ausschlaggebend für die Wahl des Siegerprojekts. E X P E R I M E N T Dieser Bau nahe Berlin errang den ersten Platz. Gebaut auf einem Grundstück mit 70 Bäumen, wurde das Haus „zerlegt“ und zwischen den Bäumen auf Stahlstehern platziert. Das Gebäude hat statt herkömmlicher Wände eine Glashülle mit einer „fließenden räumlichen Struktur“. Alle Teile des Hauses, Stützen, Diagonalstreben, Rahmen, Fassaden, der Betonfußboden und die Holzdecke sind unverkleidet. Ô A M G I P F E L Im Südtiroler Vals auf 1.350 Meter Höhe begegnet einem dieses robuste und kompakte neue Haus in der alpinen Landschaft. Gefertigt aus Beton, entspricht es funktional und optisch der Witterung und den Bergformationen. Lärchenholz sorgt für Behaglichkeit. „Tiefe trichterförmige Einschnitte öffnen die Hülle aus Beton, sie belichten das Wohngeschoß und schaffen geschützte Aufenthaltsbereiche. Punkte durchlöchern poetisch und setzen Lichttupfer im Eingangsbereich und unter dem Dach. Lärchholzfenster rahmen die Ausblicke. Die Leibungen verblieben sägerau und erinnern an die traditionelle Holzbauweise im Tal“, heißt es aus der Beschreibung des von Andreas Gruber geplanten Bauobjekts. R E D U Z I E R T W O H N E N Räumlich auf das Wesentliche reduziert, maximiert das 34 Quadratmeter kleine Domizil die Lebens- und Wohnqualität mitten im Grünen, direkt am See. Dem Problem des Flächenverbrauchs und des Umgangs mit Ressourcen sind die Architekten von motorplan mit der Wahl des Baumaterials Holz und der Reduktion der überbauten, versiegelten Fläche begegnet. „Von Beginn an stand fest, dass es nicht darum ging, ein Haus zu bauen, sondern einen Ort zu schaffen, der mit dem See und der umliegenden Natur kommuniziert. Die Natur hat damit Vorrang und ist Bestandteil des Raumkonzepts.“

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