Chefinfo Magazin 10-23

92 | CHEFINFO | 10/2023 FOTO: TREND / MICHAEL RAUSCH-SCHOTT WIRTSCHAFT zen und einen Kriterienkatalog definieren.“ Dadurch sei klar, welche Investitionen als nachhaltig und „grün“ gelten dürfen und welche nicht. „Impact“ bei vielen wichtiger als Rendite Diese Klarheit ist auch jenen Anlegern wichtig, mit denen Lisa Metzner vom Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen zu tun hat. „Diese Kundinnen und Kunden möchten ausschließlich nachhaltig investieren“, erklärt Matzner, die von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) als Expertin für nachhaltige Veranlagungen zertifiziert wurde. Die Rendite stehe bei diesen Anlegern nicht im Vordergrund. „Vielmehr ist es der Impact, den sie durch das Investment erzielen wollen.“ Weshalb diese Kunden auch „sehr sensibel sind, was Green Washing betrifft“. Mitarbeiter des Umweltcenters müssten daher „in der Beratung sehr umfassend und mit fundierten Informationen arbeiten“. Überzeugungsarbeit zugunsten nachhaltiger Investments hingegen müsse man nicht leisten. Im Gegenteil: Die Kunden fordern mehr, als der Markt hergibt, deutet Matzner an und verweist auf eine zu geringe Auswahl an sogenannten Artikel-9-Fonds. Dabei handelt es sich nach Angaben ihres Kollegen Dominik Bachler, Prokurist bei Raiffeisen Gunskirchen und Leiter Private Banking, um Fonds, die als „streng nachhaltig“ eingestuft werden. Es sei „positiv erkennbar“, dass immer mehr dieser Fonds „auf den Markt drängen“, zumal dies von den Kunden verlangt und gefordert werde. Erhöhte Nachfrage nach ESG-Fonds Anders sehe es bei denjenigen Fonds aus, „die nach der EU-Offenlegungsverordnung als sogenannte Artikel8-Fonds einzustufen sind, weil hier der Level der Nachhaltigkeit stark variiert, aber zumindest bei 50 Prozent liegt“. Diese Fonds würden „kundenseitig kritisch betrachtet“. Insgesamt beobachtet aber auch Bachler ganz klar „eine deutlich erhöhte Nachfrage von ESG-Fonds“ – was aber auch an der verpflichtenden Abfrage jedes Veranlagungskunden im Anlegerprofil liege. Dabei werde erfragt, „ob Nachhaltigkeitspräferenzen bestehen und ob Negativkriterien, die sich belastend auf die Umwelt auswirken, für Wertpapierveranlagungen ausgeschlossen werden sollen“. Denjenigen Kunden, die über Fonds tatsächlich grün investieren wollen, sei „Transparenz in der Fondsgestaltung und der damit verbundene positive Umwelteffekt besonders wichtig“. Wie ertragreich der Fonds ist, sei hingegen „derzeit noch sekundär“. Der Fokus liege derzeit „primär auf sozialen und umwelttechnischen Maßnahmen, gepaart mit vorbildlicher Unternehmensführung“. Breite Risikostreuung nicht immer möglich Und dann hat Bachler auch noch einige Zahlen parat, die das Interesse an Green und Sustainable Finance am Beispiel der eigenständigen Raiffeisenbank Gunskirchen eindrucksvoll belegen. Demnach liegt die Nachhaltigkeitspräferenz im Private Banking bei 67 Prozent. Auf der Ebene der gesamten Bank liege sie bei 61 Prozent, ergänzt er. „Das heißt, dass zwei Drittel aller Kundinnen und Kunden ein hohes Interesse daran haben, in Wertpapiere-Veranlagungen zu investieren, die als nachhaltig eingestuft werden.“ Dieses hohe Interesse nimmt auch Vorständin Albiñana-Rosner von der UniCredit Bank Austria wahr: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt heute auch deswegen eine so zentrale Rolle in unserer Unternehmensstrategie, weil es eine klare Erwartungshaltung gibt.“ Diese Erwartungshaltung gebe es eben nicht nur vonseiten der Politik und auch der Aufsichtsbehörden, sondern auch „vonseiten unserer Kunden und Investoren“. Sie rate allerdings dazu, bestimmte Grundsätze zu beachten: „Wie generell beim Veranlagen ist es wichtig, nicht aktionistisch zu agieren, eine fundierte Strategie zu haben und diese durchziehen.“ Auch bei nachhaltigen Investments gelte: „Ein stark diversifiziertes Portfolio und ein langfristiger Anlagehorizont schützen am besten vor den Risiken der Kapitalmärkte.“ Bachler zufolge ist die breite Risiko- und Ertragsstreuung indes noch nicht bei allen grünen Fonds möglich. So könnten bei den Artikel-9-Fonds „die sekundär betrachteten Ertragserwartungen nicht ganz erfüllt werden“. Aus einem einfachen Grund: „Es sind derzeit noch zu wenige Unternehmen als streng nachhaltig eingestuft.“ n 114 Billionen Dollar müssen in erneuerbare Energien investiert werden, um die globale Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Nachhaltige Investmentmöglichkeiten gewinnen insbesondere bei jungen Menschen immer mehr an Bedeutung. Marion Morales Albiñana-Rosner Vorständin Wealth Management and Private Banking der UniCredit Bank Austria Im kostenlosen Finanzbildungsprogramm Euro-Aktiv werden gemeinsam mit den Schüler:innen aktuelle Themen rund ums Geld erarbeitet. Bei allen Fragestellungen können die Jugendlichen ihr Wissen und ihre Erfahrungen einbringen. Die Workshops finden direktan der Schule statt. Anmeldung unter herbert.rathgeb@oenb.at. Weitere Informationen unter www.eurologisch.at Entgeltliche Information FINANZBILDUNG durch die Oesterreichische Nationalbank OESTERREICHISCHE NATIONALBANK EUROSYSTEM Dauer: 2 Unterrichts- einheiten Zielgruppe: 9. bis 13. Schulstufe sowie Berufsschulen Themen: Bargeld & Zahlungsverkehr, Preisstabilität, Umgang mit Geld

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