Chefinfo Magazin 8-23

94 | CHEFINFO | 8/2023 UMWELT UMWELT FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, CHUNYIP WONG / E+ Entwicklung noch komplett am Anfang. Nicht nur der Aufbau der Infrastruktur wird erhebliche Kosten verursachen. Frommwald wünscht sich ein Modell für die finanzielle Unterstützung von Betrieben, um Investitions- und Betriebskosten abfedern zu können. Außerdem müssten europaweit Rahmenbedingungen geschaffen werden, um nicht von Regionen, die kein CCS einsetzen, aus dem Wettbewerb gedrängt zu werden. Hoffnungsträger CCS Viele legen ihre Hoffnungen derzeit auf die CO2-Abscheidung. Allerdings dürfen Bestrebungen, CO2 einzusparen, dadurch nicht untergraben werden, wie Umweltschützer befürchten. CO2-Speicherung wird allein nicht imstande sein, den drohenden „Klima-Kataklysmus“ zu verhindern. Pröll meint dazu: „CCS wird sicher kommen, wird aber nur ein Instrument im Orchester zur Erreichung der Paris-Ziele sein können.“ Auf mehrere Pferde zu setzen kann aber auch nicht verkehrt sein. Assoziation „Endlager“ Die Kosten sind ein Thema, das vermutlich nicht nur den Finanzminister beschäftigen wird, sondern auch die Industriemagnaten Europas. Daneben bringt CCS auch Risiken für Mensch und Umwelt mit sich. Leckagen beim Transport sind zwar unwahrscheinlich, können für Menschen in der unmittelbaren Umgebung aber zu gesundheitlichen Schäden führen. Ebenfalls möglich ist der langsame Austritt des Treibhausgases aus den Lagerstätten. So könnte es Trinkwasser und Boden kontaminieren. Außerdem besteht die Angst vor Erdbeben durch die Injektion von CO2 in die Speicherstätten. Selbst wenn die Bevölkerung durch den derzeitigen Diskurs ein positives Bild von CO2-Speicherung bekommt, werden spätestens bei der Lagerung besorgte Menschen und Bürgerinitiativen Lösungen auf österreichischem Boden verzögern. Ein Ausweg dafür ist der Export des CO2. Frei nach dem Spruch, den man an mancher Hauswand findet: „Heiliger Sankt Florian, schon’ unser Haus, zünd’ andere an.“ Doch in diesem Fall werden die Gefahren stärker wahrgenommen, als sie wirklich sind. CO2 verbindet sich mit dem Bodensediment und über längere Zeit steigt die Lagersicherheit dadurch sogar. Pilotprojekte in Skandinavien und Deutschland zeigen bereits, dass CCS zumindest in einem gewissen Maßstab ohne Risiko machbar ist. Zukünftiger CO2-Exportmeister? Auch Experten sind davon überzeugt, dass es dringend Vorstöße in neue technologische Felder braucht, damit die Klimaziele erreicht werden können. „Was das CO2 bei Industrieanlagen betrifft, sehe ich leider keine realistische Alternative zu CCS“, sagt Tobias Pröll, „ich stimme zu, dass wir in Österreich hier rasch machbare Konzepte vorlegen müssen.“ Während an der Montanuniversität Leoben das Lagerpotenzial in Österreich geschätzt werden soll, hat Pröll einen pragmatischeren Zugang: „Nicht jedes kleine Land braucht eigene Speicher. Das ist politisch und sicherheitstechnisch langwierig und die Zeit haben wir nicht.“ Realistischer ist wohl der Ausbau der Transportinfrastruktur zu den bereits funktionstüchtigen Speichern unter dem Nordseeboden. Pipelines, Schiffe und als Übergangslösung Tankzüge wären Möglichkeiten, das Emissionsprodukt in den hohen Norden zu verlagern. „Deutschland plant eine CO2-Pipelineinfrastruktur von den HUBs an der Nord- und Ostsee bis Bayern. Hier wären die österreichischen Bedürfnisse einzuplanen.“ Traum von grüner Industrie CCS ist aber nichts, was der Industrie von Politik und Wissenschaft aufs Auge gedrückt wird. Denn auch die Wirtschaft wird am CCS-Ausbau Interesse haben, wenn in letzter Instanz dekarbonisierte Industriegüter vielleicht eines Tages den europäischen Standard bilden. „In einigen wichtigen Bereichen der Industrie fallen nicht vermeidbare CO2-Prozessemissionen an“, weiß Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ. Bereits in der März-Ausgabe des CHEFINFO-Magazins hat er sich für CO2-Speicherung ausgesprochen. Diese „unverbesserlichen CO2-Sünder“ sind viele Grundstoffproduzenten, beispielsweise Stahl-, Zement- oder Chemische Industrie. „Auch in diesen Branchen wird die Nachfrage nach klimaneutralen Produkten steigen.“ Vor allem das Industrie-Bundesland Oberösterreich darf hier nicht den Anschluss verlieren. „Ist Österreich hier säumig, drohen Wettbewerbsnachteile gegenüber Regionen mit einer ambitionierteren CCS-Strategie“, warnt Frommwald. Klar ist aber auch, dass die Industrie die Kosten für CCS kurzfristig nicht stemmen kann. Österreich steht in seiner Ich bin dafür, das Gesetz zum Verbot der geologischen Speicherung von Kohlenstoffdioxid aufzuheben. Nur so können wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen. Magnus Brunner Finanzminister Ist Österreich hier säumig, drohen Wettbewerbsnachteile gegenüber Regionen mit einer ambitionierteren CCS-Strategie. Erich Frommwald Obmann der Sparte Industrie der WKOÖ und Geschäftsführer Kirchdorfer Gruppe FOTOS: EVA MANHART / APA / PICTUREDESK.COM n In manchen Bereichen der Industrie fallen CO2-Prozessemissionen an, die nicht vermieden werden können. Unsere Erde ist nicht erneuerbar. Energie schon. Damit unsere Welt auch in Zukunft noch lebenswert bleibt, müssen wir uns und unsere Energie ändern. Deshalb stecken wir schon heute unsere Kraft in die Erzeugung erneuerbarer Energien. energieabergut.at Entgeltliche Einschaltung

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