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42 | CHEFINFO | 4/2023 FOTOS: ©LINA RUMMLER/EONEREN/ E+ WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT Karl Nehammers Autogipfel hat einiges an Feinstaub aufgewirbelt. Von den einen als wichtiger Schritt für Technologieoffenheit gefeiert, von den anderen als Retropolitik diskreditiert. Im Zentrum dabei der Verbrennungsmotor und vor allem das Thema E-Fuels. Nehammer spricht dabei vom „grünen Verbrenner“ und fordert ein Ende „von Denkverboten“. Vor dem Bundeskanzleramt machte die Umweltschutzorganisation Global 2000 lautstark ihren Unmut kund. Auf Bobbycars karikierten sie den „Verbrennerfetisch“ des Bundeskanzlers. E-Fuels seien ökologischer Unsinn – sie seien teuer und ineffizient. Nur eine Woche später, gegenüber vom Bundeskanzleramt, fand in der Wiener Hofburg das Internationale Wiener Motorensymposium statt. Rund 1.000 Teilnehmer waren gekommen, um die Technologieoffenheit zu diskutieren. Ergebnis: Es gibt weit mehr als Verbrenner oder Elektroantrieb. Technologieoffen: 42 Technologien am Start Der Energiestratege von Ford, Ulrich Kramer, spricht von 42 Technologien, die es hochzufahren gilt. Kraftstoffe wie Wasserstoff, Brennstoffzelle, Power-to-liquid, Biofuels, Elektromotoren, Hybride und eben E-Fuels, um nur einige zu nennen. Kramer fehlt es allein am Willen. Er fordert nicht nur unternehmerische Entscheidungen, sondern auch politische. Wenn es gelänge, einen Corona-Impfstoff in einem statt in zehn Jahren zu entwickeln, dann müsse das auch bei der Mobilität machbar sein. „Auf der Erde steht drei Mal so viel Energie zur Verfügung, wie gebraucht wird, wir müssen sie nur ernten“, so Kramer. Energie, die auch für die Erzeugung von E-Fuels nötig ist. Die Kraftstoffe brauchen zwei Bestandteile: Kohlenwasserstoff und Wasserstoff. Dabei wird CO2 aus der Atmosphäre abgesaugt, eben dieses Entnehmen macht den Treibstoff CO2-neutral. Die Technologieoffenheit ist für Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance Österreich, notwendig, um die Mobilitätswende zu schaffen. „Wie man es auch dreht und wendet, das Szenario Mixed Technologies setzt sich immer als Sieger durch.“ Fuels oder Fools? E-FUELS. Umweltgift oder Wunderwaffe gegen den Klimawandel? E-Fuels sind heiß umfehdet und wild umstritten. Wie sehen die Fakten aus? Was können sie und was spricht gegen sie? Die Lobbygruppen haben sich bereits gerüstet. TEXT: Jürgen Philipp Industrie zurückhaltend Die Klima- und Energiesprecherin von Global 2000, Viktoria Auer, sieht das naturgemäß anders. „Es scheint so, als hätte die Porsche-Lobby E-Fuels als Rettung der Verbrennermotoren an Bundeskanzler Karl Nehammer verkauft. Doch der Einzige, der das Märchen noch nicht durchschaut hat, ist der Kanzler selbst.“ Sie sieht eine Planlosigkeit. Rückenwind bekommt sie vom Großteil der Autobauer selbst, die scheinbar wenig Anstrengungen zur Förderung von E-Fuels unternehmen. Stellantis (Citroën, Peugeot, Opel, FIAT, Chrysler, Jeep, Alfa Romeo, Dodge)-CEO Carlos Tavares bekräftigte kürzlich, dass seine Unternehmensgruppe bis 2038 Netto-null-CO2-Emissionen erreichen werde. Dennoch hat sich Stellantis das Potenzial von E-Fuels bei bestehenden Verbrennern der Gruppe angesehen. 28 Motorfamilien wurden auf E-Fuel-Tauglichkeit geprüft. Für Tavares ein Weg, rasch und ohne Ô Viktoria Auer (Mitte) sieht uns mit E-Fuels „an die Wand fahren“. Viktoria Auer Klimasprecherin Global 2000 Es scheint so, als hätte die PorscheLobby E-Fuels als Rettung der Verbrennermotoren an Bundeskanzler Karl Nehammer verkauft. bEYoND HorIZonS SEeiNG IS doING #ChangingPerspectives To improve our planet

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