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4/2023 | CHEFINFO | 19 18 | CHEFINFO | 4/2023 FOTOS: NATALYA BOSYAK / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, WWW.ROBERTMAYBACH.COM, JKU COVERSTORY COVERSTORY den Besten gehören auf diesem Gebiet. Aber bei den Anwendungen digitaler Technologien – egal ob in der Medizin oder in der Industrie – können wir Spitzenleistungen erbringen und wirkliche Pioniere sein.“ Hunderte Millionen Mitarbeiter Ein solcher Pionier ist Philipp Pauer, Gründer des Startups Reploid in Wels. Pauer will nicht mehr und nicht weniger als die Transformation von flächen- und damit ressourcenintensiven Anbauflächen für Futtermittel schaffen. Im Fokus: Fliegenlarven. Um unsere Schweine-, Hühner- und Rinder zu füttern, wird global enormer Raubbau an der Natur betrieben, Stichwort: Regenwaldabholzung. „Der weltweite Sojaanbau benötigt eine Fläche, die so groß ist wie Spanien, Portugal und Frankreich zusammen. Ersetzt man Soja durch Larven, reicht die Fläche von Linz Land. Wir sind also um das 3.000-Fache effizienter als Soja.“ Philipp Pauer hat mehrere Hundert Millionen Mitarbeiter, wie viel genau, weiß er selbst nicht. Seine Mitarbeiter transformieren organischen Abfall in Wertstoffe. Der Welser verfolgt damit das Cradle-to-cradle-Prinzip, ein geschlossenes Kreislaufwirtschaftssystem ohne Ressourcenverschwendung. Persönliche Transformation als Ausgangspunkt Reploid baut gerade an der größten Larvenfabrik Europas. Die Larven werden zu Futtermittel oder Rohstoffen für die Kosmetikindustrie verarbeitet. Pauer selbst erlebte dabei eine persönliche Transformation. „Ich war Berufssoldat, kam dann zur Gendarmerie und war Österreichs jüngster Einsatztrainer.“ Nebenbei absolvierte er ein Studium und wechselte 2005 in die Finanzdienstleistungs- branche. Als seine Kinder zur Welt kamen, war klar: „Ich will etwas Nachhaltiges machen, will dem System etwas zurückgeben.“ CHEFINFO: Herr Professor Fellner, gibt es etwas Ähnliches an anderen Unis wie den medSPACE der JKU? Franz Fellner: Wir haben mit dem medSPACE immer noch eine weltweite Alleinstellung. Der Auftrag der Politik lautete von Anfang an, ohne eigene Leichenanatomie auskommen zu müssen und stattdessen eine virtuelle Anatomie einzuführen. Das löste jede Menge Kopfzerbrechen aus. Zu Hilfe kam uns der Zufall. Als ich bemerkt habe, dass ein gewisser Klaus Engel an der Princeton University mit Siemens eine neue Form des 3D-Renderings entwickelt hat – das Cinematic Rendering –, habe ich gesagt: Genau das ist es! Engel hatte damals nicht daran gedacht, seine Erfindung für die Anatomie zu verwenden, sondern als Routine-Medizinsoftware einzusetzen. Ich bat in Folge, das Programm im Deep Space des AEC einzuspielen, weil das vielleicht der Hit fürs Medizinstudium an der JKU werden kann. Das wurde 2015 gemacht. Es ist von Anfang an gut gelaufen und wurde sukzessive weiterentwickelt. Verbessert diese neue Art der Präsentation die Qualität der Lehre und macht es die Medizinische Fakultät für Studierende attraktiver? Fellner: Das ist mit Sicherheit so. Ich führe regelmäßig Evaluationen durch, wie diese neue Form des Unterrichts bei den Studierenden ankommt. Dabei stelle ich verschiedene Fragen – von der Qualität bis zum ganz persönlichen Nutzen. Diese anonymisierten Umfragen schneiden hervorragend ab. Die Studenten finden das wirklich klasse. Ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass die Teilnehmer in den Vorlesungen gegen Ende nicht weniger, sondern mehr werden. Können Sie ein Beispiel aus der Praxis bringen? Fellner: Bei Vorlesungen dieser Woche war die Wirbelsäule am Programm. Ich zeigte den Studierenden immedSPACE Computertomografie-Bilder einer kompletten Wirbelsäule eines Patienten, der aus neun Metern Höhe gestürzt ist. Die Person hat sich zahlreiche Wirbel gebrochen, unter anderem zwei, die therapienotwendig sind. Ich stellte die Fragen, was sich der Patient jetzt alles gebrochen habe und was therapiert werden müsse. Danach ist mir die volle Aufmerksamkeit sicher, jeder beginnt konzentriert zu suchen. Weil ich etwas Krankhaftes zeige, gewinne ich auch jene Studenten, die ich mit der schönsten Präsentation nicht begeistern kann. Kann man einen Blick in die Zukunft wagen? Fellner: Ich denke, dass die Bedeutung von KI nicht nur im Bereich der Diagnostik wächst, sondern beim DrugDesign, also der Entwicklung von Medikamenten. In diesem Bereich wird bereits intensiv geforscht. Auch bei der Auswertung der eigenen genetischen Hinweise auf mögliche Krankheitsrisiken im Alter steckt viel Potenzial. Und wenn es darum geht, universitäre Forschergruppen zu vernetzen und zu steuern, wird KI bei den Optimierungen der Abläufe eine entscheidende Rolle spielen. MEDIZIN. Franz Fellner, Dekan für Lehre und Studierende der Medizinischen Fakultät sowie Leiter des Zentralen Radiologie Instituts am Linzer Kepler Klinikum, über die revolutionäre Art des Unterrichtens im medSPACE. „Die Studenten finden das wirklich klasse“ Wir haben mit dem medSPACE immer noch eine weltweite Alleinstellung. Franz Fellner Dekan für Lehre und Studierende am Linzer Kepler Klinikum Professor Franz Fellner: Weltweite Alleinstellung mit dem medSPACE an der Medizinischen Fakultät in Linz Ô Cinematic Rendering ist die Zukunft der medizinischen Lehre. Meinhard Lukas Rektor der Johannes Kepler Universität Linz

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