Chefinfo Magazin 1-23

1/2023 | CHEFINFO | 61 60 | CHEFINFO | 1/2023 FOTOS: HAPPYPHOTON / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS FINANZEN beigesteuert. Mit dem Linzer Strategieberater Wolfgang Berger an der Seite wurde die Übergabe eineinhalb Jahre intensiv vorbereitet. „Uns war wichtig, für Kontinuität bei Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern zu sorgen und die eigenständige r&r-Kultur und weiteres Wachstum bestmöglich zu unterstützen“, sagt Siegfried Enzenhofer. Die Aussichten dafür sind gut: Trotz des schwierigen Gesamtumfelds liegt der aktuelle Auftragsstand bei r&r deutlich höher als im Vergleichszeitraum der vergangenen Jahre. n Viele Firmenchefs planen in den nächsten Jahren einen Rückzug aus dem operativen Geschäft und wünschen sich Nachfolger aus der eigenen Familie. Doch das wird immer schwieriger. „Die Situation ist in Österreich ähnlich wie in Deutschland, Familienunternehmen können immer weniger damit rechnen, dass die nächste Generation das Unternehmen übernimmt“, sagt Andreas Szigmund, Vorstandsvorsitzender der Invest AG, im Interview. Die Invest AG ist Teil der Raiffeisen Invest Private Equity Gruppe und einer von vier rechtlich selbstständigen Partnerfonds. Finanziert werden die Fonds von der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich, mit dabei sind auch Raiffeisenlandesbank Steiermark und Raiffeisenverband Salzburg. Beteiligungsunternehmen sind gefragt, wenn innerfamiliär in Unternehmen nicht übergeben werden kann. Die Private-Equity-Fonds begleiten den gesamten Übergabeprozess, stellen Kapital und Expertise bereit. „Als verlässlicher Partner für Nachfolgelösungen in Familienunternehmen nehmen wir Verantwortung für die Region wahr und stellen sicher, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung am Standort erhalten bleiben“, sagt Gernot Hofer, Vorstand Invest AG, Aufsichtsratsmitglied Raiffeisen KMU Invest AG. Diese Intention wird auch an einem aktuellen Übernahmebeispiel gut sichtbar: der r&r Objekttischlerei GmbH. Neue WachstumsChancen Der von Siegfried Enzenhofer 1990 in Linz gegründete Betrieb ist im wahrsten Sinne des Wortes in einer Nische tätig. Mit Türlösungen für beinahe jede Raumsituation ist er österreichischer Marktführer. An den vier Standort Linz, Wien, Salzburg, Graz werden mehr als hundert eigene Mitarbeiter und ebenso viele Submonteure beschäftigt. Nichts dem Zufall überlassen haben Siegfried Enzenhofer und Miteigentümer Rudolf Enzenhofer auch bei der Nachfolgeplanung, die in einen Übergabe- und Buyout-Prozess mündete. Die beiden Eigentümer haben sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und übergaben die Geschäftsführung den langjährigen Mitarbeitern Christian Schmid, Gerhard Jagsch, Christian Mühlbacher und Peter Pongratz. Intensiv begleitet wurde die Nachfolge von Invest AG und Raiffeisen KMU Invest AG. Dabei wurde die knappe Mehrheit der r&r Objekttischlerei GmbH übernommen, die restlichen Anteile halten Alteigentümer und Management. Neben dem Eigenkapital wurde auch Expertise aus dem Beteiligungsnetzwerk Offene Tür für Nachfolge in Familienbetrieben BETEILIGUNGSFONDS. Invest AG und Raiffeisen KMU Invest AG bringen in Übergabeprozesse Eigenkapital, Knowhow sowie ein breites Netzwerk ein. Aktuell wurde die Mehrheit bei einem österreichischen Marktführer im Türenbereich übernommen. TEXT: Klaus Schobesberger Als verlässlicher Partner für Nachfolgelösungen in Familienunternehmen nehmen wir Verantwortung für die Region wahr. Gernot Hofer Vorstand Invest AG, Aufsichtsratsmitglied Raiffeisen KMU Invest AG INTERVIEW. Andreas Szigmund, Vorstandsvorsitzender der Invest AG, über fehlende Nachfolger und antizyklisches Investieren. CHEFINFO: Für viele Familienunternehmen wird die Nachfolgefrage zum echten Problem – wie sehen Sie die Entwicklung in Österreich und nach welchen Kriterien wählen Sie Beteiligungen aus? Andreas Szigmund: Die Situation ist in Österreich ähnlich wie in Deutschland, Familienunternehmen können immer weniger damit rechnen, dass die nächste Generation das Unternehmen übernimmt. Folgende Kriterien sind für uns bei einemNachfolgethema wichtig: ein funktionierendes Management bzw. eine funktionierende zweite Führungsebene. Es muss sich um ein nachhaltiges erfolgreiches Geschäftsmodell handeln, idealerweise sind die bestehenden Eigentümer bereit, sich für eine gewisse Zeit rückzubeteiligen, um die Kontinuität im Unternehmen sicherzustellen. Ein ManagementBuyout scheint eine vielfach bevorzugte Lösung bei der Unternehmensnachfolge zu sein, warum? Szigmund: Ein Management-Buyout ist eine gute Lösung, falls der Eigentümer keinen Nachfolger hat und er das Unternehmen nicht an einen Mitbewerber oder strategischen Investor verkaufen will. Mit dieser Lösung wird im Regelfall sichergestellt, dass die Unternehmensidentität gewahrt bleibt. Zinsen, Teuerung, Konjunktur: Wie schätzen Sie die Entwicklung des Übernahme und Beteiligungsgeschäfts für 2023 ein? Szigmund: Steigende Zinsen, höhere Inflation und Konjunkturdellen sind Entwicklungen, auf die alle Unternehmen vorbereitet sein müssen. Gut gemanagte Unternehmen können mit solchen Herausforderungen gut umgehen und so die Betriebe erfolgreich durch derartige Krisen führen. Trifft das Schlagwort von „Krise als Chance“ zu und wie können Sie dabei unterstützend helfen? Szigmund: Krisen erfordern oft antizyklische Investitionen, die bei restriktiver Fremdfinanzierung seitens der Banken durch eigenkapitalähnliche Finanzierungsformen, wie sie die Invest AG anbietet, optimal finanziert werden können. Damit können diese Unternehmen gestärkt und mit einem Wettbewerbsvorteil in die nächste Wachstumsphase starten. „Gestärkt in die nächste Wachstumsphase starten“ FOTOS: INVEST AG n Szigmund: „Wir suchen Familienunternehmen mit nachhaltigen, erfolgreichen Geschäftsmodellen.“ Fortführung gesichert: Manuel Kienbacher und Andreas Szigmund, beide Invest AG, mit Rudolf und Siegfried Enzenhofer von r&r Objekttischlerei.

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