chefinfo 9-22

68 | CHEFINFO | 9/2022 MANAGEMENT die Ökologie, die Jugend und die Älteren in den Fokus zu nehmen. Der PolitikerTypus, den wir in den letzten Jahrzehnten möglich gemacht haben, ist einer, der jetzt wenig taugt, die Probleme zu lösen. Dadurch, dass wir auch als Kollektiv ständig betonen, dass die Politik kein „anständiger“ Job ist, ziehen wir nicht die Richtigen an. Ich kenne junge Leute, die aktivistisch tätig sind und sich engagieren, aber für sich vollkommen ausschließen, jemals in die Politik zu gehen, weil das so ein „schmutziges Geschäft“ sei. Daran müssen wir arbeiten. Das hat nicht nur mit den jetzigen Politikern zu tun, sondern auch mit uns als Zivilgesellschaft, die sagen muss: Wir wollen eine andere politische Kultur. Sind also nicht die Politiker böse, sondern die Bürger? Hirn: Weder noch. Aber wir kreieren ein Stück weit die Möglichkeit für Korruptionsszenarien, indem wir nicht hinschauen, uns selbst nicht engagieren wollen und uns in einen Fatalismus begeben. Die Frage ist ja nicht, gehe ich in die Politik, sondern gehe ich überhaupt wählen und interessiere ich mich für das, was in meiner Gemeinde, meinem Bezirk vor sich geht, und bin ich bereit, mich dort beispielsweise ehrenamtlich zu engagieren. Ihr Buch heißt „Macht Politik böse?“. Verändern sich Menschen mit ihren Ämtern? Hirn: Ja, es macht etwas mit ihnen. Das trifft zweifellos auch auf andere Jobs zu, aber Politiker bekommen Macht von uns verliehen, unsere Stimme. Was passiert, wenn einer mehr Macht bekommt als alle anderen? Führt das unweigerlich zu Machtmissbrauch? Natürlich ist das möglich, auch in den bestfunktionierenden Demokratien. Deshalb war von Anfang an mitgedacht, dass es Institutionen und Mechanismen braucht, Menschen nach Verfehlungen oder bei Vertrauensverlust aus ihren Ämtern zu heben und Freunderlwirtschaft in Grenzen zu halten. Man darf alles, so lange es keiner mitbekommt – herrschte früher genauso viel Freunderlwirtschaft, doch jetzt kommt durch die sozialen Medien mehr ans Tageslicht? Hirn: Früher war nicht alles besser, aber anders. Die sozialen Medien und die Digitalisierung bringen es natürlich schneller ans Licht und an eine breitere Öffentlichkeit. Das macht den Politiker-Job gleichzeitig immer unattraktiver, weil man kein Privatleben mehr hat, sich nicht mehr vom Amt abgrenzen kann. Man darf sich keinen Fehler leisten – es wird schwierig, den Job so zu verkaufen. Die Privatperson sollte stärker geschützt werden. Das würde den Beruf vielleicht für junge Leute wieder interessanter machen. Kann ein moralischer Politiker in dieser Welt überhaupt mitspielen? Hirn: Wenn Sie mit dem Wort „moralisch“ anständig meinen, dann ja, auf jeden Fall! Es ist ja lustig, dass es als Widerspruch gesehen wird, das ist ein neues Phänomen. Es geht ständig um Moral in der öffentlichen Diskussion, sie wird von allen Seiten politisch bemüht. Doch die Frage ist: Was sind die Grundzüge des politischen Handels in unserer Gesellschaft? Das Wort „Moral“ lässt sich auch mit Sitten übersetzen, also das, in was wir als Handelnde in der Gesellschaft eingebettet sind. Sie stellen im Buch selbst die Frage: Warum statt Politiker nicht lieber Manager an die Spitze eines Staates stellen? Hirn: Jemand aus der „freien“ Wirtschaft, der den Staat führt wie ein Unternehmen, das Gewinn machen muss, wird anders regieren, anders entscheiden und andere Kriterien ansetzen als ein Politiker, der verschiedene Interessen im Auge behalten muss. Das ist ein großer Unterschied. Bei Entscheidungen zum Beispiel, die sozial Schwächere betreffen, kann es nicht um schwarze Zahlen gehen, sondern um soziale Gerechtigkeit. Der Beruf des Politikers ist weder auf den des Managers noch auf den des Experten reduzierbar. Wie sieht es mit Ihren eigenen Ambitionen aus, in die Politik zu gehen? Hirn: Das habe ich sozusagen schon hinter mir. Mit den Jahren verliert man schnell die rosaroten Vorstellungen. Was ich mir von den Erfahrungen als Bezirksrätin mitgenommen habe, ist, dass man damit auf jeden Fall etwas verändern kann und dass jeder Bürger diese Erfahrung einmal machen sollte, um zu sehen, warum manches in einer Demokratie so bedrückend langsam geht. Für meine berufliche Aufgabe ist allerdings ein gesunder Abstand nötig, um nicht den kritischen Blick zu verlieren. n FOTO: GEORG HOCHMUTH / APA / PICTUREDESK.COM BUCHTIPP LISZ HIRN Macht Politik böse? Leykam Verlag 15 Euro ZUR PERSON Lisz Hirn (38) ist Polit-Philosophin und Autorin. Die gebürtige Grazerin ist Obfrau des Vereins für praxisnahe Philosophie und im Vorstand der Gesellschaft für angewandte Philosophie. Sie betreibt in Wien eine Philosophie-Praxis, arbeitet in der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie als freiberufliche Künstlerin. JUNGE TALENTE. Die größte eigenständige Bank im Bezirk ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Besonderes Augenmerk wird auf die junge Generation und die Qualität der Ausbildung gelegt. Die Lehrlingsausbildung genießt bei Raiffeisen Region Kirchdorf einen hohen Stellenwert. „Neben der Vermittlung des gesamten fachlichen Know-hows liegen uns die Persönlichkeitsentwicklung und die Steigerung der sozialen Kompetenzen unserer Auszubildenden am Herzen,“ so Vorstandsvorsitzender Dir. Mag. Christian Hager. Flexible Ausbildungsprogramme Die Jugendlichen durchlaufen in ihrer Lehrzeit den kompletten Bankbetrieb, dürfen in verschiedenen Teams mitarbeiten und in alle Bereiche des Finanzwesens schnuppern. Damit können sie selbst ihre Interessen und Stärken entdecken. Drei verschiedene Ausbildungsvarianten werden im Moment in Anspruch genommen: die Lehrausbildung zur Bankkauffrau/zum Bankkaufmann, die Lehre mit Matura und die „Duale Akademie – Banking & Finance“. Mit diesem breit gefächerten Ausbildungsprogramm schafft die Raiffeisenbank Region Kirchdorf großartige Perspektiven und Chancen für die Zukunft der jungen Berufseinsteiger in der Region. Raiffeisen Region Kirchdorf – Next Generation! ANZEIGE FOTOS: CHRISTOPH WEIERMAIR FOTOGRAFIE Vorstandsvorsitzender Dir. Mag. Christian Hager ist stolz auf die motivierten jungen Talente der Raiffeisenbank Region Kirchdorf. rbregionkirchdorf.at Wir auch! #lebeteamraiffeisenregionkirchdorf nimmst deine Zukunft in die Hand. Du

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