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50 | CHEFINFO | 9/2022 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, ISTOCK / THINKSTOCK FINANZEN Klaus Schobesberger Kellogg Cornflakes, Pringles & Co: Der US-Lebensmittelkonzern konnte mit gesunden Produkten Gewinn und Umsatz kontinuierlich steigern. Jetzt sollen aus Kellogg drei Unternehmen werden. Anleger dankten es, der Kurs schoss um 10 Prozent hoch. Kewpie Ein weiterer, eher unbekannter Lebensmittelhersteller aus Japan. Das 1919 gegründete Unternehmen verkauft neben Mayonnaise auch Babynahrung und Fertiggerichte. Die Dividendenrendite ist mit 2 Prozent solide, die Aktie ist günstig bewertet. Krisenfest Zweistellige Inflationsraten, historische Kursverluste am Aktien- und Anleihenmarkt seit Jahresbeginn, ein starker Dollar, der außerhalb Amerikas für Turbulenzen sorgt. Von politischer Seite ist in den kommenden Monaten kaum Entspannung zu erwarten. Stichworte: Midterm-Elections in den USA oder Chinas rigoroser Kurs unter Xi Jinping, dessen Wiederwahl zum Präsidenten den Hang Seng Index der Hongkonger Börse abstürzen ließ. Anleger sollten trotz dieser Gemengelage die Nerven nicht verlieren, den langfristigen Veranlagungshorizont im Auge behalten und nach Aktien für Krisenzeiten Ausschau halten. Es gibt tatsächlich Titel, die in den letzten 25 Jahren ihre Dividende nicht gesenkt haben. Aktuell konnten etwa Nahrungsmittelhersteller sowie Öl- und GasUnternehmen punkten. n SCHULDEN. Laut Internationalem Währungsfonds stehen mit dem Ende des billigen Geldes 60 Prozent der Entwicklungsländer am Rand einer Staatsschuldenkrise. Zum Verhängnis wird vielen der starke Dollar. n LINDE. Das wertvollste deutsche Börsenunternehmen kehrt dem Dax in Frankfurt den Rücken und wechselt an die Börse in New York. Die Bedeutung des deutschen Kapitalmarkts schwindet damit weiter. 78 68 58 52 27.10.2021 01.03.2022 03.10.2022 KURSENTWICKLUNG 01.06.2022 20 18 16 14,8 27.10.2021 01.03.2022 03.10.2022 KURSENTWICKLUNG 01.06.2022 Stand: 27.10.2022 Stand: 27.10.2022 Märkte Kurzmeldungen Kommentar FINANZEN FOTOS: FREIE-KREATION / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Die Inflation frisst sich heimlich durch Portemonnaies, Konten und Vermögen. Rund 30 Milliarden Euro Spareinlagen haben Österreicher auf Konten und Sparbüchern geparkt. Geld, das keine oder kaum Zinsen abwirft und bei einer zuletzt gemessenen Inflation von 10,5 Prozent immer weniger wert wird. Eine kleine Rechnung: 10.000 Euro täglich verfügbares Bargeld auf dem Sparbuch hat in einem Jahr eine Kaufkraft von nur noch 9.000 Euro, weil Preise für Wohnen, Energie oder Lebensmittel steigen. Da brennt nicht nur der Hut, sondern – bildlich gesprochen – auch das Geld. Stimmt schon: Der Geldbetrag am Sparbuch ist sicher, nicht aber der Geldwert. Was also tun gegen den schleichenden Wohlstandsverlust? Ohne Risiko keine guten Renditen In der Geldanlage ist derzeit nur Schadensbegrenzung und kein Inflationsausgleich möglich. Aber man kann mit einem clever ausgewählten Portfolio bestehend aus Liquidität, Sparformen und Aktien die Teuerung zumindest abfedern. Und es braucht eine wichtige Einsicht: Wer höhere Renditen will, muss auch mehr Risiko eingehen. Hat das Sparbuch also ausgedient? Ja, was die langfristige Geldanlage betrifft, nicht aber als liquide Anlageform. Jeder sollte einen „Notgroschen“ am Sparkonto haben – so groß wie nötig und so niedrig wie möglich. Das soll die Basis jedes Sparplans sein. Mehr Zinsen gibt es inzwischen auf Festgeldkonten. Auch manche Bausparkassen locken mit 3 Prozent Startzins. Der Grund dafür: Die Europäische Zentralbank hebt den Leitzins kräftig an. Derzeit liegt er bei 1,25 Prozent. 1 Prozent könnte bis Jahresende noch dazukommen. Endlich steigen die Zinsen! Direktbanken bieten im Festgeldbereich die attraktivsten Zinssätze. Laut bankenrechner.at sind 2,3 Prozent Verzinsung bei einer Bindung von drei Jahren das beste Angebot im Bereich Onlinesparen. Mindest-Sparsumme: 2.500 Euro. Das ergibt einen Zinsertrag am Ende der Laufzeit von 176,50. Bei 10.000 Euro Kapitaleinsatz sind es 706,9 Euro – vor Steuern. 25 Prozent KESt gehen automatisch ans Finanzamt. Manche Experten raten, beim Festgeldabschluss noch zuzuwarten, weil die Zinsen noch steigen werden. Jeder Bürger sollte einen Teil seines Geldes in risikoarme Anlagen stecken. Dazu zählen auch topbewertete Staatsanleihen, die ebenfalls von steigenden Zinsen profitieren. Österreichische Staatsanleihen, die als sehr sicher gelten, bieten bei einer zehnjährigen Laufzeit eine Rendite von 2,152 Prozent. Ein lange nicht mehr gesehener Wert, der allerdings immer noch weit unter der Inflation liegt. Aktien langfristig unschlagbar Seit dem Jahr 1900 haben Aktien weltweit trotz Kriege, Börsencrashs, Wirtschaftskrisen und Pandemien pro Jahr rund 7 Prozent Rendite abgeworfen. Inflationsbereinigt, also nach Abzug der Teuerung, beträgt der Wertzuwachs 5,3 Prozent. Andere Anlageklassen wie Wohnimmobilien, Staatsanleihen, Spareinlagen, Gold oder Rohstoffe kommen da im direkten Vergleich nicht mit. Wer vor 40 Jahren am Beginn seines Berufslebens 10.000 Euro in einen Aktienfonds investierte, der durchschnittlich 7 Prozent Rendite jährlich abgeworfen hat, hat heute rund 150.000 Euro beisammen. Doch Vorsicht: Kurz- und mittelfristig kann es böse Überraschungen geben. Das Jahr 2022 beispielsweise ist laut „Economist“ das schlimmste Jahr für Anleger seit den 1980ern. Aktien sind weltweit – in Dollar gerechnet – um 25 Prozent gefallen. Wer nicht die Nerven bewahrt und bei Buchverlusten verkauft, realisiert auch diese Verluste. Dieses Risiko und der kurzfristig fehlende Inflationsschutz sind der Preis der hohen Langfristrendite von Aktien. n Retten Sie Ihr Geld INFLATION. Sparbuch, Aktien & Co: Womit komme ich am besten durch die Teuerung? TEXT: Klaus Schobesberger 9/2022 | CHEFINFO | 51

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