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WIRTSCHAFT FOTO: EBNER Ebner schafft es als einziges Unternehmen weltweit 200 mm hohe monolithische Kristalle zu züchten, die zu Wafern, Trägerplatten von Mikrochips, verarbeitet werden. 30 | CHEFINFO | 9/2022 mit subventionierten Produkten überschwemmte. Aufgeben war für Ebner keine Option, also suchte man nach neuen Anwendungen und fand sie in der Kristallzucht. Nun schafft man es als einziges Unternehmen weltweit, 200 mm hohe monolithische Kristalle zu züchten, die in hauchdünne Scheiben – also zu Wafern – geschnitten werden. „Der Wafer ist wie ein LEGO-Baubrett für Schaltungen“. Der Schritt war goldrichtig, denn nicht nur der EU Green Deal ist Wasser auf den Mühlen Ebners, sondern auch der EU Chips Act. Der sieht vor, dass bis 2030 der Weltmarktanteil Europas in der Chipproduktion von 10 Prozent auf 20 Prozent steigen soll. „Und das bei einer Verdoppelung der Nachfrage, sprich es sollen bis 2030 viermal so viele Chips in Europa hergestellt werden.“ Die EU würde sich damit von Lieferkettenengpässen abkoppeln. Ebners Kristalle sind daher ein hochstrategisches Gut, das auch in der EU bleiben soll. Mehr Reichweite durch Leondinger Kristalle Doch nicht nur in der Bildschirmtechnologie, auch bei der Verkehrswende sind Kristalle aus den „Farmen“ von Ebner „hochspannend“. In diesem Fall handelt es sich um Siliziumkarbid. Solche Halbleiter senken Leistungsverluste in der E-Mobilität um rund 15 Prozent. Elektrische Bauteile werden dank Siliziumkarbid energieeffizienter, sie ermöglichen höhere Schaltfrequenzen und haben weniger Energieverlust durch Wärme. „Die Batterien können damit kleiner werden, oder die Reichweite wird höher.“ Ebner strebt auch hier die EU-Marktführerschaft an. Radikale Innovation bleibt europäisch Europa steht dabei ganz klar im Fokus. Ebner sucht daher strategische Finanzpartner vor allem am alten Kontinent und will damit eine Schlüsselbranche wieder relokalisieren. „Auf der Saphirseite haben wir uns um die gesamte Supply Chain gekümmert. Europa könnte dadurch wieder unabhängiger werden.“ Aktuell sitzen 90 Prozent der weltweiten Saphirindustrie in China. Auch wenn die bahnbrechende Technologie aus Oberösterreich in Asien hochbegehrt wäre, will man keine Investoren aus Fernost. „Wir haben die Chance, mit grünem Strom, an dessen Ausbau ja fleißig gearbeitet wird, ökologisch und günstig in Österreich zu produzieren. Doch wir sind global gesehen nur ein kleiner Mittelständler in unserer Branche.“ Raus aus dem Gas Auch mit dem „Standardprogramm“ will Ebner seinen Kunden aus der Energie- und vor allem Gaskrise helfen. „Wir bieten alle Anlagen auch mit elektrischer Beheizung an. Der Fokus geht in Richtung Gasalternativen hin zu elektrischer Energie, die hoffentlich bald ganz nachhaltig gewonnen werden kann. Bei uns geht es immer um das Thema Total Cost of Ownership. Unsere Anlagen mögen zwar teurer sein als andere, aber durch mehr Effizienz, sprich weniger Energie- und Rohstoffkosten, spielt sich das schnell herein.“ So auch die künftige Generation an neuen TV-Geräten, Displays oder E-Autos, die mit kristallklarer Technologie aus Leonding künftig deutlich effizienter sein werden. n Stephan Puxkandl Senior Vice President, Ebner Industrieofenbau Unsere Technologie ermöglicht, dass 75 % der Emissionen bei der Herstellung eingespart werden können. Das bringt eine Million Tonnen weniger CO2 pro Jahr. Das Metallurgische Kompetenzzentrum K1-MET aus dem UAR Innovation Network hat sich eine saubere Stahlproduktion zur Mission gemacht und erforscht den Einsatz von Grünem Wasserstoff in der Stahlproduktion. Forscherinnen berichten über ihre Arbeit: Schlüsseltechnologie Wasserstoff „Grüner Wasserstoff gilt als vielversprechende Zukunftsoption für die Energiewende. Er verursacht keine Schadstoffe, weil er mit erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden kann. ImRahmen des von der EU geförderten Projekts H2FUTURE mit der Beteiligung von K1-MET wurde erstmals die großtechnische Herstellung über den Protonen-Austausch-MembranElektrolyseprozess in einer Demonstrationsanlage umgesetzt. Hier wird Wasser mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien an einer protonendurchlässigen Membran in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt. H2FUTURE ist mit 6 Megawatt (MW) eine der größten Anlagen weltweit und erzeugt 1.200 m3 Wasserstoff in der Stunde. Mit weiterführender Forschungsarbeit soll langfristig der Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff im Stahlerzeugungsprozess sukzessive erhöht werden“, erläutert DIin Dr.in Irmela Kofler, Leiterin des Forschungsbereichs „Low Carbon Energy Systems“. Digitalisierung als Hebel Auch demThema Digitalisierung kommt in Richtung CO2-neutraler Stahlproduktion ein großer Stellenwert zu. „Um grünen Wasserstoff als Schlüsseltechnologie zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie zu etablieren, gilt es, Kosten, Effizienz undWirkungsgrad von wasserstoffbasierter Stahlerzeugung zu optimieren. Außerdem wird in der Übergangsphase zu den neuen Technologien auch weiterhin der Betrieb der traditionellen Stahlproduktionsrouten nötig sein, deren negative Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering ausfallen sollten. Hier leistet die Digitalisierung einen entscheidenden Beitrag. Sie trägt zur Verbesserung der bestehenden Produktionsprozesse bei, umRessourcen zu schonen und Emissionen zu minimieren und begleitet die Erforschung neuer Technologien, etwa durch Prozesssimulationen, was wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung dieser Technologien liefert“, beschreibt Dr.in Christine Gruber, Leiterin des Forschungsbereichs „Simulation and Analyses“. Auf der Suche nach sauberem Stahl #DiversityInSciene. Eine nachhaltige Zukunft ist unbestritten das große Thema der Forschung. Dazu gehören maßgeblich die Gestaltung der Energiewende und das Vorantreiben der Dekarbonisierung von Wirtschaft und Industrie. ANZEIGE FOTOS: © VOESTALPINE / © K1-MET GMBH Mehr Einblicke in die vielfältigen Seiten der Forschung imUAR Innovation Network unter www.uar.at/insights. Der Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff soll im Stahlerzeugungsprozess sukzessive erhöht werden. 9/2022 | CHEFINFO | 31

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