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WIRTSCHAFT FOTOS: ELXENEIZE / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, INDUSTRIE WKOÖ rale Brückentechnologie bleiben. Und Frommwald setzt auf verstärkte Eigenförderung: „Jeder Kubikmeter Gas, der durch konventionelle Technologie oder Fracking gefördert wird, reduziert die Abhängigkeit von Importen.“ Schätzungen gehen davon aus, dass mit den heimischen Gasvorkommen Österreich seinen Jahresverbrauch 20 bis 30 Jahre decken könnte. JoachimHaindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriel lenvereinigung OÖ, weist darauf hin, dass die Montanuniversität Leoben ein Verfahren entwickelt hat, das Bio-Fracking ohne Verwendung von Chemikalien und damit eine saubere Gewinnung von Schiefergas in Österreich ermöglichen könnte. „Stattdessen wird amerikanisches Fracking-Gas, das über LNG-Tanker nach Europa transportiert wird, eingekauft. Hohe Kosten, hoher Energieeinsatz und damit CO2Emissionen, keine eigene wirtschaftliche Wertschöpfung, keine Nutzung eigener Technologien sowie neue Abhängigkeiten sind die Folge.“ Auch mit dem Ausbau der Wasserkraft & Co sollten wir uns sputen. Das Problem: Genehmigungsverfahren dauern zu lange. Insgesamt stecken 14 Terawattstunden in Österreich in der Warteschleife. n Erich Frommwald Spartenobmann Industrie WKOÖ Die Situation ist existenzbedrohend. Viele Betriebe stehen am Rande des Abgrunds. Die angepeilte Klima- neutralität bis 2040 ist für Industrievertreter „illusorisch“. Erdgas wird länger eine zentrale Brückentechnologie bleiben müssen. STATISTIK. Laut KMU Forschung Austria kämpfen vier von fünf Betrieben mit stagnierenden oder sinkenden Umsätzen, jeder dritte erwartet weniger Auftragseingänge und Erlöse – Gründe: Pandemie, Energie und Inflation. Die Zeiten sind herausfordernd für Unternehmen. „Es gibt kaum einen Betrieb, der nichtmit fehlendenFachkräften, steigenden Energiekosten, befeuert durch den Ukraine-Krieg und Rückgängen bei Umsätzen und Auftragseingängen zu kämpfen hat. Wir gehen in eine sehr ungewisse Zukunft“, berichtet Michael Pecherstorfer, Obmann des oö. Gewerbes und Handwerks. Doch bleibt der Experte trotz der herausfordernden Lage und dem einzigartigen Umfeld grundsätzlich optimistisch. Ärmel hochkrempeln Vier von fünf Betrieben kämpfen. Hauptgründe sind die massiv steigenden Preise in den Lieferketten und die Energiekosten. Die Strom- und Gasrechnungen der Betriebe sind imDurchschnitt um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen. Die Mehrkosten weiterzugeben sei kaum machbar. „Der beschlossene Energiekostenzuschuss ist ein erster richtiger Schritt, dem weitere folgen müssen. Entscheidend seien rasche Maßnahmen zur Energiepreissenkung auf europäischer Ebene, etwa das Aussetzen des Merit-Order-Prinzips.“ Denn steigen die Energiekosten weiter an, sei der Verlust von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in den Regionen durch Insolvenz oder ein „stilles Schließen“ so mancher Betriebe zu befürchten. Handwerk und Gewerbe unter massivem Druck ANZEIGE FOTO: SABINE STARMAYR Michael Pecherstorfer, Obmann des oö. Gewerbes und Handwerks 9/2022 | CHEFINFO | 27 Drei Förderausschreibungen wurden in Oberösterreich bereits zu den Handlungsfeldern der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 durchgeführt. Und das mit großem Erfolg: 35 Unternehmen, 24 Forschungseinrichtungen sowie die Johannes Kepler Universität mit verschiedenen Instituten arbeiten in 14 Projekten an Zukunftslösungen rund um Digital Health, Kreislaufwirtschaft und Digitale Transformation. Kürzlich startete eine neue Förderausschreibung zu Future Mobility. „Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Forschungseinrichtungen soll der Wissenstransfer von der Forschung in die wirtschaftliche Anwendung beschleunigt werden“, erklärt Werner Pamminger, Geschäftsführer der Standortagentur Business Upper Austria. Digitaler roter Faden für den Maschinenbau „TraceMe“ ist ein Leitprojekt für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau. Immer mehr Produkte werden nachgefragt, die individuell auf das jeweilige Kundenbedürfnis abgestimmt sind. Dazu braucht es ein durchgängiges, digitalisiertes Vorgehen – einen digitalen roten Faden. Dieser sogenannte Digital Thread ist eine organisatorische Herangehensweise, die Daten durchgängig erfasst und sicherstellt. Fötaler Herzsimulator Der pränatale Ultraschall ist die wichtigste nicht invasive Untersuchung zum Check des Fötuswachstums und zur Erkennung von angeborenen Fehlbildungen. Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Validierung eines Simulators für das pränatal schlagende Herz, umbestehende und neuartige Ultraschall-Bildgebungsalgorithmen zu testen und zu validieren. Ein Prototyp soll nicht nur das Herz, sondern auch die Umgebung inklusive Fruchtwasser und Bauchdecke simulieren. Verpackung statt Brennstoff Nicht wiederverwertbare Kunststoffabfälle werden derzeit als Ersatzbrennstoffe eingesetzt. Dabei bieten sie eine ergiebige Recyclingrohstoffquelle. Im Labor werden minderwertige Ersatzbrennstoffe durch chemisches Recycling in hochwertige Materialien für technische Kunststoffe und Lebensmittelverpackungen umgewandelt. Damit wäre es möglich, Lebensmittelverpackungen künftig zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial herzustellen. Aktuell sind es nicht einmal 10 Prozent – abgesehen von PET-Flaschen. KOOPERATION. Unternehmen & Forschungseinrichtungen arbeiten an innovativen Lösungen. ANZEIGE FOTOS: © TAT-TECHNOM-ANTRIEBSTECHNIK / © NGE / © FHOÖ Mit einem Simulator wird das Herz eines ungeborenen Kindes dargestellt, um Ultraschalluntersuchungen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Maschinen und Anlagen generieren nicht nur Umsatz, sondern auch wertvolle Informationen. In einem geförderten Projekt wird ein roter Faden für die Nutzung dieser Daten entwickelt. Land OÖ fördert 14 Forschungsprojekte Mittels Pyrolyse wird Öl aus Kunststoffabfällen zurückgewonnen. 26 | CHEFINFO | 9/2022

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