chefinfo 9-22

SCHÖNHEIT VITAL DANK MODERNER MEDIZIN ANDREA OSSBERGER NETZWERK LINKEDIN ALS RECRUITINGPLATTFORM ANDI SCHWANTNER CHANGE DIGITALES UMDENKEN GEFRAGT MARKUS ROTH D A S M A G A Z I N D E R F Ü H R U N G S K R Ä F T E NOVEMBER 2022 NOVEMBER 2022 / 32. JG. / NR. 9/ 2,50 EURO, ÖSTERREICHISCHE POST AG, GZ 02Z031559 M, ZIELGRUPPEN-ZEITUNGSVERLAGS GMBH, ZAMENHOFSTRASSE 9, 4020 LINZ MARKETING. Wie Firmen den VideoHype für sich nutzen können. QUANTEN DIE SUCHE NACH DER WELTFORMEL INNOVATION KRISTALLE ALS KLIMA- SCHÜTZER GELDANLAGE WAS TAUGEN BRIEFMARKEN? TikTTookk DIE SUCHTMASCHINE

Cyrus Rahmat Tel.: 0732 650350-22 | Mobil: 0664 1006505 | E-Mail: cyra@cyra.at Cyra Immobilien GmbH | Berggasse 23 b | A-4040 Linz | www.cyra.at Neuson Real GmbH Zollamtstraße 7 | A-4020 Linz | Tel. 0732 673500 office@neuson-real.com www.neuson-real.com B E R A T U N G | V E R M I T T L U N G | P R O J E K T E N T W I C K L U N G IHRE NEUE IMMOBILIE 2022 Verkauf eines Top-Logistikstandorts neben Autobahn A1 (Abfahrt Oberwang) Hallenbau bis 30 Meter Höhe zulässig. Es sind bereits einige Logistikfirmen vor Ort. Adresse: 4882 Oberwang, Gewerbestraße Größe Grundstück: 16.000 m² + 3.000 m² Moderne Lagerflächen in St. Pölten auf 3 Ebenen zu vermieten Adresse: Karl-Pfeffer-Gasse 4, 3100 St. Pölten Lagerfläche: 11.441 m² Büro. Nebenflächen: 622 m² Lagerkapazität: ca. 19.000 – 22.000 Paletten. Sofort verfügbar! Mietkonditionen: auf Anfrage OBJEKT 4 P R O V I S I O N S F R E I F Ü R M I E T E R OBJEKT 3 OBJEKT 2 Moderne Gewerbeimmobilie in Ennser Toplage zu vermieten Adresse: Dr. Theodor Körner Straße 4, 4470 Enns Größe Halle: 1.865 m², Höhe: 8,50 Meter Größe Büro: 560 m², 35 – 50 Pkw-Stellplätze Mietbeginn: 1. März 2023, Mietdauer: 7 – 10 Jahre HWB: 74 kWh/m²a Mietkonditionen: auf Anfrage OBJEKT 3 Attraktive Bürofläche Linz Stadt Lage: Raimundstraße, 4020 Linz Mietfläche: ca. 900 m². Ausstattung: Klima, Qualitätsböden, Lift, Parkplätze etc. Großraum- oder Einzelbüros – Innenausbau nach Wunsch! Bus und Straßenbahn fußläufig erreichbar Miete: auf Anfrage. HWB: 88 kWh/m²a, fGEE 0,93 Ein Campus für innovative Unternehmen Lage: Linz Zentrum vis-à-vis Wifi OÖ, BT 2: 400 m² (2022); BT 1: 2.000 m² (ab 2023), teilbar; BT 3 & 4: je 5.800 m² (ab 2024), teilbar, MIETERWÜNSCHE können noch berücksichtigt werden! Benefits: Konferenzzentrum, Restaurant, Nahversorger, Kinderbetreuung, Hotel, direkte Anbindung an Straßenbahn, Bus und Autobahn, Miete: auf Anfrage, HWB: 16 kWh/m²a, fGEE: 0,78 OBJEKT 1 Büroflächen im TECHBASE LINZ OBJEKT 1 Neubauprojekt in Traum-Aussichtslage mit 16 Eigentumswohnungen und 32 Tiefgaragenplätzen in Kirchschlag bei Linz Adresse: Kirchschlag 17, 4202 Kirchschlag bei Linz Wohnungen in den Größen 47 m², 65 m², 76 m², 87 m², 92 m² und 2 Dachterrassenwohnungen mit 105 m² und 115 m² Die Wohnungen im Erdgeschoß haben Eigengärten. Niedrigenergiebauweise: Klasse A++. Hochwertige Ausstattung Fertigstellung: Q1/2024. HWB: 37 kWh/m²a Kaufpreis: auf Anfrage Bürohaus 1210 Wien, Strebersdorf Erstbezug – Ausbau nach Mieterwünschen Lage: 1210 Wien, Strebersdorf Direkte Autobahnanbindung, Bus, Bahn Mietfläche: ab 670 m² bis 4.800 m²; individuelle Raumaufteilung, top Ausstattung, Klima, Parkplätze Miete: auf Anfrage. HWB: 83 kWh/m²a, fGEE 1,51 OBJEKT 4 Gewerbepark Franzosenhausweg Linz Moderne Bürofläche Linz Süd Lage: Franzosenhausweg, Linz. Mietfläche: ca. 350 m² Hochwertige Ausstattung, Klima, Lift, ausreichend Parkplätze Gute Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz Miete: auf Anfrage. HWB: 123 kWh/m²a, fGEE: 2,58 OBJEKT 2 OBJEKT 5 Moderne Büroflächen mit Lagerhalle am Franzosenhausweg zu vermieten Büro: 1.835 m² – teilbar ab 750 m². Halle: 556 m². Parkplätze: 48 Mietkonditionen: auf Anfrage

9/2022 | CHEFINFO | 5 4 | CHEFINFO | 9/2022 COVERFOTOS: ESKYMAKS / FIZKES / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, 400TMAX / E+ / GETTY IMAGES, MARKUS WENZEL, REINHARD WINKLER, CHRISTIAN HUBER, PIXELATELIER CHRISTIAN HOLZINGER FOTOS: SIPHOTOGRAPHY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS / FREMDNAKSY / ANDI SCHWANTNER / MARKUS WENZEL / APA PICTURE DESK, DOROTHEUM PFAND Klaus Schobesberger Chefredakteur Die Stunde der Wahrheit k.schobesberger@chefinfo.at In Krisen heißt es, Abschied von Illusionen nehmen. Abschied von der Illusion, dass mit dem technischen Fortschritt auch die menschliche Natur Fortschritte machen würde. Abschied von der Illusion, dass wir wie Süchtige ewig an der Nadel des billigen Geldes hängen können. Abschied von der Illusion, dass sich Handel und Globalisierung auf Dauer von der Sicherheitspolitik abkoppeln könnten. Abschied von der Illusion, dass mit ein paar Windrädern mehr alles gut wird. Gerade in puncto Strom-/Energiesicherheit muss das Machbare rasch umgesetzt werden. Stichwort Geothermie bis Fracking – und wenn es sein muss Atomkraft. Wir haben ausgezeichnete Bildungseinrichtungen und Österreichs Ingenieure zählen zu den Besten der Welt. Ihre fortschrittlichen Verfahren sind überall gefragt. Wenn unser Energieproblem erst gelöst ist, ist alles möglich. Wir könnten sogar Taiwan den Rang in der Chipproduktion ablaufen. Just do it! Viel Gewinn beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Editorial Wirtschaft im Stresstest Für viele Unternehmen bedeutet die Verteuerung von Gas und Strom eine Existenzbedrohung. Leondinger Kristallwelten Ebner Industrieöfen verschrieb sich ganz der Effizienz und der Nachhaltigkeit. Neues Image für Plastik Oberösterreichs Innovationen auf der K in Düsseldorf überzeugen die Welt. Kampf der Lieferdienste Zuletzt erlebten Lieferdienste einen Boom. Jetzt wird nach neuen Konzepten gesucht. 22 28 38 40 Wirtschaft Schätze im Album Briefmarken erzielten zuletzt Höchstpreise. Lohnt sich ein Engagement? Bares für Wahres Viele Menschen brauchen jetzt Geld und setzen auf kurzfristige Darlehen vom Pfandhaus. Retten Sie Ihre Geld Sparbuch, Aktien & Co: Womit komme ich am besten durch die hohe Teuerung? 46 48 51 62 54 58 Der Flügelschlag des Bullen Warum die Idee von Red Bull in Konzernzentralen niemals eine Chance gehabt hätte. Die irre Welt der Quanten Der Physiknobelpreis an Anton Zeilinger richtet die Aufmerksamkeit auf den Quantencomputer. Schöne Aussichten Beauty-Treatments wie Gesichtsbehandlungen heben das Selbstwertgefühl. Ausgezeichnete Werbung Was macht gute Werbung heute aus? Wir fragten bei CEASARPreisträgern nach. Digitales Netzwerken Die Businessplattform LinkedIn bietet für Unternehmen Sichtbarkeit und Reichweite. 22 48 Inhalt Finanzen Werbung 54 74 Die Suchtmaschine TikTok ist die erfolgreichste App der Welt. Wie können Unternehmer in Österreich vom Hype rund um die Videoplattform profitieren? 14 Coverstory Management 58 IT&More Lifestyle 74 88 Andi Schwantner LinkedIn-Experte & Unternehmensberater IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: +43 (0)50 6964-0, E-Mail: redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Geschäftsführung: Mag. Johanna Lengauer, Hans Huber. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Jürgen Philipp Bakk. Komm. MBA, Jessica Hirthe, Verena Schwarzinger. Verlagsverkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Mirijam Mayer, Isolde Kainz, Roswitha Lang, Romana Gerard, Gerold Rachlinger. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Cindy Mair. Grafik: Julia Pargfrieder, Julian Kastenhuber, Rebecca Falmbigl. Bildbearbeitung: Andrea Laban, Frank Garzarolli. Korrektur: Mag. Dorrit Korger. Druck: Radin print d.o.o., Sveta Nedelja, Kroatien. Abo-Hotline: Tel.: 0506964-4091. E-Mail: abo@chefinfo.at. Internet: www.chefinfo.at. Gültig ist die Preisliste 2022. Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet. moments ● CHEFINFO ● WEEKEND MAGAZIN ● Corporate Publishing CHEFINFO IST EIN PRODUKT IM

9/2022 | CHEFINFO | 7 6 | CHEFINFO | 9/2022 FOTOS: MOVEFFECT, SAMEEROZO, VOGUE TAIWAN, HASAN BRATIC / EXPA / PICTUREDESK.COM FOTOS: WINDHAGER, DEBBIE ROWE, DEUTSCHER BUNDESTAG / KIRA HOFMANN / PHOTOTHEK Radar Österreicher des Jahres 2022 Roman Heinzle, Gründer und CEO der moveeffect GmbH, erhält den Sonderpreis in der Kategorie „Digitalisierung“. Die Jury würdigte die digitale Lösung fürs betriebliche Gesundheitsmanagement. Diese fokussiert auf die Stärkung der mentalen und physischen Gesundheit der Mitarbeitenden, um so Motivation und Produktivität zu steigern. moveeffect vereint die analoge und digitale Welt. So können Mitarbeiter die betriebliche Gesundheitsvorsorge eigenständig anwenden. Elon Musk (51) 144-Zeichen-König Nach langem Hin und Her nun doch: Musk kauft für rund 44 Milliarden US-Dollar den Kurznachrichtendienst Twitter. Shakira (45) Popsternchen Die Musikerin soll 14,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Jetzt muss sich die Sängerin in Barcelona vor Gericht verteidigen. Kylie Jenner (25) Alles-unter-einem-Hut-Star Insta-Queen, Geschäftsfrau, Topmodel und Mama. Der Spross aus dem Kardashian-Clan ist die jüngste Selfmade-Milliardärin. Alfons Schuhbeck (73) Küchen-Meister Mehr als 2,3 Millionen Euro soll er zwischen 2009 und 2015 hinterzogen haben. Das Landgericht München verurteilt ihn zur Freiheitsstrafe. TOP DOWN Der positive Drall des Geldes Der negative Drall des Geldes Dietrich Mateschitz († 78) Red-Bull-Gründer „Ich gehöre zu den Menschen, die erst denken und dann reden.“ Dahin gesagt Woran arbeiten Sie gerade? Stefan Gubi, Geschäftsführer bei Windhager, investiert in einen der modernsten Produktionsstandorte für Heizungen in Europa. In den kommenden eineinhalb Jahren entsteht in Pinsdorf bei Gmunden ein hochmodernes Werk. Das Produktions- und Entwicklungszentrum für Produkte, die nachhaltig Energie schaffen und Europa unabhängiger von fossilen Energieträgern machen, erstreckt sich auf 27.000 m2. Gemeinsam mit Partnern arbeitet man engagiert an der Energiewende. Ab 2024 werden unter anderem gemeinsam mit dem Wärmepumpenspezialisten M-TEC – dessen Sitz nur wenige Meter vom neuen Standort entfernt liegt – bis zu 20.000 Wärmepumpen pro Jahr hergestellt. ZAHL Quelle: APA Prozent Lohnerhöhung bieten Arbeitgeber den Metallern. Dazu kommt eine Erfolgsbeteiligung bis zu 2,2 Prozent. Das wäre eine Brutto-KV-Erhöhung von bis zu 6,3 Prozent. Best of 4,1 Nachgefragt Der Sinn des Klebens Der CHEFINFO-Gastkommentar über ein Phänomen, das uns lange anhaften wird. Work-Life-Balance war gestern. Firmen verordnen sich sinnstiftend einen Corporate Purpose. Journalisten outen sich als Gesinnungs-Blogger. Und wer nicht „Umwelt-Aktivist:in“ im Lebenslauf anführen kann, muss befürchten, vom Recruiting-Algorithmus der HR-Abteilungen gnadenlos aussortiert zu werden. „Ich klebte drei Tage unter einemMonet in der Albertina fest“ macht sich gut für die berufliche Zukunft. Bald ist der Corporate Glue, also der unternehmerische Klebstoff, der allerletzte Schrei für die allerletzte Generation. Pionierrolle. Kleben und kleben lassen, lautet auch die Devise in der heimischen Politik. Österreich darf für sich beanspruchen, auf diesem Gebiet Vorreiter gewesen zu sein. Über Jahrzehnte haben Rot und Schwarz in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern den Zweikomponenten-Sesselkleber entwickelt. Die Formel ist wie bei Red Bull streng geheim. Der Kleber wurde erfolgreich im bahnbrechenden Proporzverfahren hergestellt. Eine Ingenieurleistung, die alle Innovationen überdauert und als Artefakt in einem nicht mehr allzu fernen Industriemuseum ausgestellt wird. Wer wissen will, wie der unsichtbare und völlig geruchlose Klebstoff heute wirkt, kann sich die Mühe machen, ab Jänner ins renovierte Parlament zu pilgern: Es ist alles neu und frisch, außer die handelnden Personen. Ihr Anonymus Anonymus Klima Kartoffelbrei-Attacke Aktivisten haben ein Gemälde von Claude Monet – Schätzwert rund 111 Millionen Euro – im Potsdamer Museum Barberini mit Kartoffelbrei beworfen und sich unterhalb festgeklebt. Königreich Puppenchaos Zwei Schokoladenkuchen landeten im Gesicht von König Charles III. Im Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in London beschmierten Umweltaktivisten von „Just Stop Oil“ seine Figur. Regierung Regierungsdesaster Feueralarm löste die Aktivistengruppe bei einigen Kongressen mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Finanzminister Christian Lindner und Verkehrsminister Volker Wissing aus. KUNST Aktivistencoups, die mehr zerstören als helfen ROYALS POLITIK

8 | CHEFINFO | 9/2022 FOTOS: ISABEL INFANTES / AFP / PICTUREDESK.COM Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Wenn am 6. Mai kommenden Jahres Charles III. zum König gekrönt wird, verlässt ein hinduistischer Premierminister mit seiner indischen Frau Downing Street No. 10 in Richtung Krönungszeremonie. Der muslimische Bürgermeister von London wird bereits imWestminster Abbey anwesend sein, ebenso die Innenministerin, die buddhistischen Glaubens ist. Der einzige Weiße mit einer wichtigen Regierungsfunktion ist Jeremy Hunt, der mit seiner chinesischen Frau dem royalen Spektakel folgen wird. In Großbritannien mag politisches Chaos herrschen, aber es ist wohl der bedeutendste Schmelztiegel verschiedener Nationalitäten weltweit. Das neue Kabinett von Premier Rishi Sunak strahlt eine wortlose Botschaft in die Welt aus: Bei uns kann es jeder schaffen, wenn er sich anstrengt. Mit seiner Geschichte, seiner Kultur und den herausragenden Bildungseinrichtungen zählt der Inselstaat trotz aller wirtschaftlichen Verwerfungen und Verirrungen immer noch zu den Talentmagneten dieses Weltkreises. Was ein Land arm macht Auf der anderen Seite steht Russland mit Wladimir Putin, der ein Beispiel für miserables Leadership abgibt. Hundertausende großteils junge Fachkräfte haben seit dem Einmarsch in die Ukraine Russland verlassen, darunter Techniker, Wissenschaftler, Banker und Ärzte. Der Aderlass ist gewaltig und macht ein rohstoffreiches Land arm. Denn letztlich kommt der Reichtum eines Landes „von Geist und Köpfen der Menschen“, sagt Nobelpreisträger Serge Haroche. Österreich ohne Plan Und wo stehen wir? Ohne Plan irgendwo zwischen Russland und Großbritannien. Schlüpft man in die Rolle eines Personalchefs der „Firma Österreich“, ergeben sich einige unangenehme Fragen bei denThemen Asyl und Migration: Warum dauern Aufnahmeverfahren oft Jahre? Warum sind die Besten aus Drittländern bei uns meist nur auf Durchreise, und es bleiben oft jene, die schwer zu integrieren sind? Warum gibt es im Sinne des Employer-Branding keinen Masterplan, wie wir abseits des Sozialsystems unser Land für Talente attraktiv machen? Der in Berlin lebende Migrationsforscher Gerald Knaus wies kürzlich auf eine dieser Verrücktheiten hin: Während die deutsche Innenministerin illegale Migranten aus Bangladesch nach Hause schickt, plant der andere Minister wegen des Arbeitskräftemangels mit Bangladesch in puncto legaler Arbeitsmigration Verhandlungen zu führen. Ähnlich unkoordiniert agiert Österreich. Gibt es niemanden in Kanzlernähe, der für Österreich die HR-Agenden übernehmen kann? n MIGRATION. Erfolgreiche Führungskräfte machen ihre Länder zu Magneten für internationale Talente. Österreich braucht einen HR-Profi in der Regierung PROBIEREN SIE DEN RUM AUS ÖSTERREICH www.peter-affenzeller.at Dass ein Whiskyproduzent aus dem oberöster- reichischenMühlviertel auchedlenRumproduziert, ist nicht alltäglich. Wir machen das. Für den RuMonkey wird feinstes Zuckerrohr aus karibischer Herkunft in echter Handarbeit und in höchster Vollendung schonend destilliert. Ein achtjähriger Reifungsprozess in vorbelegten Whiskyfässern verleiht ihm über die Jahre seine fein strukturierte Komplexität. Das Ergebnis ist ein subtiler Mix aus exotischen Früchten, begleitet von süßer Vanille und dunkel geröstetem Holz. Ein Spiel der Aromen, das auch Experten begeistert. Entspanntes Karibik- Feeling trifft auf traditionelle heimische Brennkunst.

9/2022 | CHEFINFO | 11 10 | CHEFINFO | 9/2022 FOTOS: XXXXXXXX XXXXXX FOTOS: MEDCH GMBH, AMAG, HAI GROUP, STIWA GROUP Wirtschaft Neuer EPU-Sprecher Michael Stingeder, WKOÖ-Obmann der Fachgruppe der persönlichen Dienstleister, wurde mit der neuen Funktion eines „EPU-Sprechers“ der Wirtschaftskammer OÖ betraut. Potenziale heben Britta Warnke wurde von Borealis zur Vice President Mobility & Advanced Products ernannt. In dieser Funktion soll sie Geschäftsbereiche mit den Kreislaufwirtschaftszielen vorantreiben. 100 Millionen Invest von HAI Hammerer Aluminium Industries aus Ranshofen in- vestiert 100 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe. Mit zwei neuen Strangpresslinien inklusive Bearbeitungszentren sowie dem Bau eines Logistikzentrums werden die Weichen gestellt. Alle geplanten Investitionen entsprechen den neuesten Standards hinsichtlich Umweltschutz, Energieverbrauch und Sicherheit. Entrepreneur des Jahres 2022 Peter Sticht. Zum 17. Mal wurde der EY Entrepreneur Of The Year-Award vergeben. In der Kategorie „Innovation & Hightech“ wurde der Geschäftsführer der STIWA Holding für seine Motivation des Innovationsdenkens bei den Mitarbeitern ausgezeichnet. n GOOGLE. Kronsdorf wird zum zentralen Knoten für den IT-Giganten. Bis 2030 sollen 15.000 Jobs geschaffen werden. Laut Google bietet Oberösterreich ein wirtschaftsfreundliches Umfeld, exzellente Fachleute vor Ort und sehr gute infrastrukturelle Voraussetzungen.

9/2022 | CHEFINFO | 13 12 | CHEFINFO | 9/2022 Halbe Million Wallboxen von KEBA Der Automatisierungsexperte KEBA gilt als Pionier im Bereich Ladeinfrastruktur. Jetzt wurde die Verkaufsmarke von einer halben Millionen Stück überschritten. Intelligente Ladelösungen werden bis Ende 2022 ausschließlich auf klimaneutrale Produkte umgestellt werden, so Christoph Knogler und Gerhard Luftensteiner von KEBA. Branchen Wirtschaftspreis an Silhouette Group Der Linzer Brillenhersteller punktet mit seiner wirtschaftlichen Performance. Vor allem in den vergangenen drei Jahren legte die Silhouette Group wirtschaftlich zu. Der erste Platz beim Award der Austria’s Leading Companies ging an das Linzer Unternehmen. Im Bild der Vorstand Thomas Windischbauer, Reinhard Mahr und Michael Schmied. Für nachhaltige Digitalisierung – Verringerung und Einsparung wertvoller Rohstoffe – wurde der Ranshofner Aluminiumhersteller Amag von ICT Austria mit dem „Juwel für nachhaltige Digitalisierungsprojekte“ ausgezeichnet. Im Bild sind Staatssekretär Florian Tursky, Amag-Datenanlystin Manuela Schreyer, Amag CIO Werner Aumayr und Wolfgang Ennikl von Amag-Partner ACP Cubido. MANAGEMENT & ERFOLG redaktion@chefinfo.at Jubiläum für McDonald’s In Oberösterreich eröffnete das ersten Restaurant 1980 in der Linzer Landstraße. Heute erwirtschaften die McDonald’s-Franchisenehmer in OÖ 93 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und beschäftigen 1.947 Mitarbeiter, sagt McDonald‘s-Geschäftsführer Nikolaus Piza. Energiepartner: Linz AG und Pappas Pappas Automobilvertriebs GmbH setzt auf Nachhaltigkeit und installiert an den Standorten Linz und Regau Photovoltaikanlagen, die gemeinsam mehr als 120 Tonnen Co2 produzieren. Partner bei Planung und Umsetzung ist die Linz AG. Amag erhielt „Juwel“ für Nachhaltigkeit BBA Award für Biohort Biohort ist bei der Produktion von Gerätehäusern, Boxen und Pflanzbeeten aus Metall Marktführer in Europa. Das Familienunternehmen beschäftigt 650 Mitarbeiter. Jetzt hat Biohort in Passau eine weitere große internationale Anerkennung erhalten: Das Unternehmen wurde beim Best Business Award in der Kategorie Großbetriebe mit dem 3. Platz ausgezeichnet. Die Auszeichnung nahm Eigentümer Josef Priglinger von Alexander Stahl, Geschäftsführer der Handwerkskammer, in Passau entgegen. GEWERBE & DIENSTLEISTUNG redaktion@chefinfo.at Energy Globe 300 Umweltprojekte nahmen am heurigen Energie Globe Austria teil. In der Kategorie Erde räumte my-PV GmbH mit Markus Gundendorfer und Gerhard Rimpler ab. Der Haustechnik-Hersteller punktete mit dem Projekt „Bauteilaktivierung mit Photovoltaik“. Dabei werden im Fundament Elektroheizdrähte eingegossen, die zum Wärmespeicher werden. Ruff Indoor Golf kommt nach Leonding Markus Gaggl, Ruff-Master-Franchisenehmer für Österreich, Deutschland und Schweiz, eröffnet die erste Indoorgolfanlage. Das Ganzjahresangebot entsteht am ehemaligen Uno-Shopping-Gelände. Golfsimulatoren des Weltmarktführers TrackMan sorgen für witterungsunabhängigen Golfspaß. FOTOS: RUFF, KEBA, MY-PV, BBA FOTOS: SILHOUETTE GROUP, MC DONALDS ÖSTERREICH, AMAG AG, LINZAG/FOTOKERSCHI n SPEISEKASTL. Im virtuellen Hofladen bestellen User Obst und Gemüse aber auch Wurst oder Veganes. Bio-Nahversorger setzen auf diese zeitgemäßen Zugang zu handverlesenen Bioprodukten höchster Qualität. Bestellen und entweder ab Hof abholen oder direkt nach Hause liefern lassen. n TEAM 7. Das Unternehmen wurde mit dem Umweltmanagement-Award ausgezeichnet. Stifter ist das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Geehrt wurde Team 7 in der Kategorie Beste EMAS Umwelterklärung. n GRAUMANNLOFTS. HAND Immobilien eröffnete nach 18 Monaten Bauzeit die Graumann-Lofts im Trauner Zentrum. Die innerstädtische Projektentwicklung kombiniert New Work auf nutzbaren und individuell gestaltbaren Flächen. Ein weiterer Bauabschnitt mit 90 Wohnungen wird Anfang 2023 fertiggestellt. n MÖBEL AUSTRIA. Die wichtigste Messe für Österreich und Süddeutschland rund um Kochen, Wohnen und Schlafen ist Möbel Austria. Von 3. bis 5. Mai 2023 zeigen in Salzburg mehr als 200 Aussteller und Marken Trends und Must-haves. Eine zusätzliche Onlinemesse schafft noch mehr Reichweite.

FOTOS: 400TMAX / E+ / GETTY IMAGES, DIMITRIS66 / DIGITALVISION VECTORS, ESKYMAKS / FIZKES / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS TEXT: Jürgen Philipp SuchttDie Such maschine Sie ist die schnellste, bunteste und erfolgreichste App der Welt: In nur sechs Jahren hat es TikTok zur Nummer eins geschafft. Rund 1,6 Milliarden – meist junge – Menschen nutzen sie täglich. Was ist das Erfolgsgeheimnis? Warummacht TikTok so süchtig? Nehmen die Chinesen nach Facebook und Instagram nun auch Netflix und Spotify ins Visier? Und wie können Unternehmer in Österreich vom Hype rund um die Videoplattformprofitieren? Tauchen Sie ein in dieWelt der „Suchtmaschine“. 9/2022 | CHEFINFO | 15 14 | CHEFINFO | 9/2022 COVERSTORY COVERSTORY TikTokk

9/2022 | CHEFINFO | 17 16 | CHEFINFO | 9/2022 COVERSTORY Es ist eine Ironie des Schicksals. Der CEO und Gründer von ByteDance, der Inhaberkonzern von TikTok, Zhang Yiming, arbeitete unter anderem für Microsoft. Und er verließ Microsoft, weil er sich von den Unternehmensregeln des USKonzerns zu eingeengt fühlte. Vor zehn Jahren gründete er ByteDance und hat neben klassischen Positionen CEO, CTO, CFO auch einen Vizepräsidenten und Stellvertreter namens Zhang Fuping imUnternehmen. Der ist aber keine herkömmliche Führungskraft, sondern Parteikomitee-Sekretär der chinesischen KP. Großen chinesischen Unternehmen wird eine solche „Kraft“ beiseitegestellt, die darauf schaut, dass auch die strategische Partnerschaft mit demMinisterium für Öffentliche Sicherheit gewährleistet wird. Wie eng die Unternehmensregeln da wohl sind? Weit genug jedenfalls, um die erfolgreichste App der Welt ihren Siegeszug rund um den Globus antreten zu lassen. Eingebaute Menschenkenntnis Ein Siegeszug, der mit einer von Louis Yang und Alex Zhu 2014 entwickelten App namens musical.ly begann, die ByteDance übernahm. Eine App, die Selfies mit Musikvideos verband. Die Lippen werden synchron zur Musik bewegt. Nichts Aufregendes, aber Yang und Zhu hatten ein Ass im Ärmel. Sie hatten ein Büro und damit einen Sitz in den USA. ByteDance hingegen war zu dieser Zeit auf den chinesischen Markt fokussiert. Aus dem News-Aggregator ByteDance – das Unternehmen war und ist auf starke lernfähige Algorithmen fokussiert und beliefert chinesische Abonnenten mit für ihre Interessen speziell zusammengestellten News – und der Spaß-App musical.ly wurde TikTok. Und damit ist bereits der gigantische Vorteil von TikTok erzählt. Kein anderes soziales Netzwerk lernt seinen User schneller kennen. Bereits nach wenigen Minuten kennt der Algorithmus das individuelle Nutzerverhalten und spült den Usern relevante Inhalte in Form von Videos auf ihr Handy. Kurzvideos mit dem „Wenn i nur aufhören könnt’“-Effekt. Tatsächlich verglich das Forbes Magazine TikTok mit der Droge Crack. Schlagartig ließen die Chinesen Facebook oder Instagram alt aussehen. Mit drei Milliarden Downloads ist die App die erfolgreichste der Welt, 1,6 Milliarden Menschen nutzen sie aktiv, so viel wie keine andere. In den USA nutzen zwei Drittel aller Teenies die chinesische Videoplattform, und zwar auch als Suchmaschine. Für 40 Prozent aller Jugendlichen ist TikTok das neue Google. Chinesische Kulturrevolution 2.0. Der Wert von TikTok wird mit über 300 Milliarden Dollar beziffert – im Vergleich: Die Einnahmen des österreichischen Staates 2021 betrugen rund 200 Milliarden Euro. Und das nicht nur wegen hoher Userzahlen allein, sondern vor allem wegen einem: TikTok ist mittlerweile der Motor der globalen Pop- und Jugendkultur. Eine Art chinesische Kulturrevolution 2.0. Eine Revolution, deren Auswirkungen man schon spürt. So führt unter anderem der US-Streamingdienst Netflix seinen Abonnentenschwund nicht zuletzt auf TikTok zurück. „TikTok ist unheimlich business-­ driven“, erzählt Adil Sbai, Gründer von WeCreate, der ersten TikTok-Agentur im deutschsprachigen Raum (siehe Interview). Mit anderen Worten: TikTok greift disruptiv durch und ist sehr nahe am User bzw. am Content-Creator. TikTok versteht wie kaum eine andere App seine Nutzer. So greift es nun frontal den Musikstreamingmarkt an: Spotify und Co sind gewarnt und versuchen, ihrerseits in den sozialen Netzwerken zu punkten. Die chinesische App könnte also eine ganz neue Form von Musikproduktion populär machen, schneller, bunter, jünger. Und TikTok entlohnt seine FOTOS: DIMITRIS66 / DIGITALVISION VECTORS, GRINVALDS / PHEELINGS MEDIA / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS 300 Milliarden US-Dollar ist TikTok wert. Österreichs Staatseinnahmen 2021 betrugen 200 Milliarden. Ô COVERSTORY

18 | CHEFINFO | 9/2022 COVERSTORY COVERSTORY FOTOS: DIMITRIS66 / DIGITALVISION VECTORS, STRINGER / AP / PICTUREDESK.COM, BFA / ACTION PRESS / PICTUREDESK.COM Creators deutlich großzügiger. Während junge Musiker bei Spotify oder YouTube mit Centbeträgen abgespeist werden, kann man mit TikTok reich werden. Die reichste TikTokerin ist die heute 18-jährige Charli D’Amelio, die mit ihren Tanzvideos 17,5 Millionen Dollar verdiente. Wird TikTok zum Netflix- und Spotify-Killer? TikTok nutzt ganz geschickt die Schwächen anderer sozialer Netzwerke und Plattformen aus. Während Facebook, YouTube oder Instagram auf Status basieren, sprich je mehr Follower ich habe, desto relevanter bin ich, blendet TikTok das komplett aus und geht rein auf den Content. Man kann also mit dem ersten Video viral gehen und Millionen von Clicks generieren. Das hat natürlich Folgen. Der Schlagerstar Michael Wendler zerstörte so innerhalb von Sekunden seine Karriere. Ein unbedachtes Video, ein Verriss bei TikTok – aus die Maus. Und TikTok wird mit diesem Speed auch zur Fake-Maschine, denn User können völlig anonym Dinge in die Welt setzen. Auch wenn die App nach eigenen Angaben 96 Prozent aller Inhalte, die gegen die Communityregeln verstoßen, löscht, bevor sie veröffentlicht werden, und das schneller als alle anderen Netzwerke. Dennoch kann beim „Durchrutschen“ solcher Inhalte die rasante Verbreitung kaum eingefangen werden, wenn das Video zeitverzögert gelöscht wird. Es könnte sich schon millionenfach verbreitet haben, auch auf andere Plattformen undMessenger-Diensten. Das ist der USP von TikTok, der Algorithmus ist unheimlich schnell. Die Verbreitung von Fake News ist aber kein TikTok-spezifisches Problem. Der aus der analogen Medienwelt übernommene Slogan „Bad News are good News“ ist auch für Soziale Netzwerke ein Clickgarant. Fake News oder vermeintliche Aufreger, Skandale und Co erregen eben mehr Aufsehen und generieren so potenzielle Viralität. Schattenseiten der Suchtmaschine Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt. Die lange populären Challenges, bei denen Kids waghalsige Stunts zeigten, führten zu tödlichen Unfällen. Auch Psychologen warnen vor dem Suchtpotenzial. Die ständige Reizüberflutung durch immer schnellere, buntere, lautere und kürzere Inhalte kann zu Konzentrationsschwächen und ADHS führen. Der fast gänzliche Verzicht auf geschriebene Texte wirkt sich auf den messbaren Anstieg von sekundärem Analphabetismus aus. Immer weniger Kids können Texte sinnerfassend lesen – quer durch alle Bildungs- und gesellschaftlichen Schichten. Auch Sbai erkennt das Problem, gibt aber zu bedenken, dass „das kein TikTok-Spezifikum ist. Das gab es auch schon beim linearen TV, allerdings wird ein TV-Programm kuratiert. TikTok und andere Plattformen beschleunigen nochmals qualitativ und quantitativ. Vielleicht braucht es hier stärkere Reglementierung.“ Eine Reglementierung, wie sie ausgerechnet der chinesische Staat eingeführt hat. China hat etwa Gamingunternehmen wie Tencent dazu verpflichtet, die Spielzeit pro Kind auf drei Stunden pro Woche zu begrenzen. „Das ist zwar eine gesellschaftliche Einschränkung, aber es ist ja auch eine Einschränkung, sich im Auto anzuschnallen, und das macht gesellschaftlich natürlich Sinn.“ Und dann bleibt noch die politische Dimension, die sogar zu einem Streit mit Donald Trump führte. TikTok-User stellten den Ex-Präsidenten bloß. Sie orderten unzählige Platzkarten für einen seiner Wahlkampfauftritte und ließen die Plätze leer. Damit zogen sie den Zorn Trumps auf sich. Trump forderte einen Besitzerwechsel von TikTok bzw. den Verkauf an ein US-Unternehmen, ansonsten würde er es in den USA verbieten. Die Macht der TikTok-süchtigen US-Jugend hätte Trump wohl aber unterschätzt. Auch wenn es Trumps Ego war, das eine stärkere Kontrolle der App forderte, allein steht er damit nicht. Wird die enorme Macht missbraucht? So zensierte TikTok Videos über die Freiheitsbewegung in Hongkong, filtert Videos über Taiwan und indexierte sogar Begriffe wie „LGBTQ“ oder „Homosexualität“. Andererseits ist TikTok eines der wichtigsten Tools der iranischen Frauen imKampf gegen das Mullah-Regime. Eine Macht, die abnehmen könnte, und zwar dann – wie bereits bei Facebook vorexerziert –, wenn die ältere Generation TikTok entdeckt. Dann könnten neue Apps in welcher Form auch immer die Evolution der sozialen Netzwerke vorantreiben. Wie diese aussehen wird, weiß noch niemand. Experten gehen aber davon aus, dass die nächste Generation sich vom Device Smartphone gelöst haben wird. Noch ist es aber ein äußerst mächtiges Instrument, und das wird auch den Vizepräsidenten von TikTok, den Parteikomitee-Sekretär Zhang Fuping, freuen. Ô Im Grunde funktionieren TikTokKampagnen ähnlich wie auf anderen sozialen Netzwerken auch. Es lassen sich Budget, Dauer der Ausspielung, Alter, Land, Geschlecht und Interessen festlegen. Sie können aus reiner Werbung – TikTok-Ads – wählen, die in TikTok-Videos eingeblendet werden, oder auch Ihre eigenen Videos hochladen, an die Zielgruppe anpassen und dort ausspielen lassen. Ein dritter Weg wäre, über einen (lokalen) Creator zu gehen, der bereits eine Community besitzt. Eigene Agenturen vermarkten diese Influencer. Zusätzlich dazu bietet TikTok Sonderwerbeformate an, für die man aber ein größeres Budget benötigt, etwa Hashtag-Challenges, mit der die Community aufgefordert werden, eine vom Werbekunden lancierte Aktion weiterzutragen. Eigene neue Filter mit Ihrem Logo (Branded Lenses) setzen auf den Spieltrieb und puschen Ihre Marke. In-Feed-Ads werden über den Feed in 15 Sekunden mit Sound ausgespielt, und vieles mehr. Ziele festlegen Mit TikTok-Kampagnen können Sie aber auch Ihr Ziel festlegen. Die App gibt Ihnen mehrere Möglichkeiten. Mit „Erreichen“ steigern Sie die Bekanntheit Ihrer Marke und erzielen so viele Impressionen wie möglich. Mit der Option „Traffic“ erhöhen Sie die Besuchszahlen auf Ihrer Webseite. TikTok sucht dazu User aus, die das vorrangig tun. Mit „App installieren“ können Sie den Download Ihrer eigenen Apps puschen. Die Option „Videoansichten“ hilft, dass Ihr Video bis zum Ende gesehen wird. Schließlich zielt „Wertvolle Aktionen auf Ihrer Webseite“ darauf ab, Ihr Performance-Marketing zu steigern. Käufe oder andere Aktionen auf Ihrer Website (eben einen Bewerbungsbogen online auszufüllen) werden mittels Tracking erfasst. Mit diesen Daten lassen sich künftige Kampagnen optimieren. Guter Support für Unternehmen Dank einer eigenen TikTok-BusinessSeite können Kampagnen sehr einfach geschaltet werden. Sie führt Schritt für Schritt durch den Prozess. Doch trotz aller Simplizität, das Um und Auf bleibt der Content. Auch wenn TikTok Business einige perfekte Beispiele zeigt, müssen Sie den richtigen Inhalt zur richtigen Zielgruppe selbst finden. Der Support bei TikTok ist im Vergleich zu anderen Plattformen deutlich besser. Go bigger. Be better – das Motto von ByteDance und deren Gründer Zhang Yiming, der aus zwei Apps TikTok formte. Wie funktionieren TikTok-Kampagnen? MARKETING. TikTok hat neben seiner riesigen, jungen Community einen weiteren Vorteil. 92 Prozent der User werden – laut Eigenangaben – selbst aktiv. Das bietet Chancen für die Unternehmenskommunikation. 92 Prozent aller TikTok-User werden aktiv – im besten Fall in Form einer Jobbewerbung. Charli und Dixie D’Amelio sind TikTok-Stars. Die 18-jährige Charli verdiente mit ihren Videos 17,5 Millionen US-Dollar. 67 Prozent aller US-Teenager nutzen TikTok täglich. 9/2022 | CHEFINFO | 19

20 | CHEFINFO | 9/2022 TIKTOK FÜR UNTERNEHMEN. Adil Sbai gründete mit WeCreate die erste TikTok Agentur im deutschsprachigen Raum in Hamburg und hob in Wien mit influData die umfassendste Influencer-Suchmaschine der Welt aus der Taufe. Sbai darüber, wie man TikTok als Unternehmen nutzt, was zu beachten ist und über die Grenze zwischen Mehrwert und Peinlichkeit. INTERVIEW: Jürgen Philipp „Generation Z hat einen Bullshit-Detektor“ COVERSTORY CHEFINFO: Wie können Unternehmen von TikTok profitieren? Adil Sbai: In erster Linie bei der Mitarbeitersuche. Man spricht nicht mehr von Arbeitslosigkeit, sondern von Arbeiterlosigkeit. Auch wenn es auf TikTok schon spannende B2B-Cases gibt, ist Recruitment das Hauptziel von Unternehmen auf der Plattform. TikTok ist hochgradig potent, wenn es um die Generation Z geht. Keine andere Plattform ist so beliebt. Im Schnitt verbringen die User 90 Minuten am Tag auf TikTok. Der Algorithmus ist sehr schlau undWerbung kostet nicht viel. Die User sehen den Content, der zu ihnen passt. Wenn etwa jemand vor dem Abi steht, ist man für den Arbeitsmarkt natürlich interessant, der Algorithmus versteht das. Das hat, wenn man es richtig macht, sofort einen Impact. Einer unserer Kunden erzielte eine substanzielle Steigerung an Bewerbern durch eine TikTok-Kampagne. Dabei ging es um mehrere Videos, welche die reale Arbeit gezeigt haben, keine Augenauswischerei und keine Hochglanzwelt, wie es andere Firmen oft machen. Die Generation Z hat einen Bullshit-Detektor. Ist etwas nicht authentisch, machen sie sich über das Video lustig. Was muss man als Unternehmen beim Generieren von TikTok-Content beachten? Sbai: Unternehmen müssen umdenken. Einen Obstkorb zur Verfügung zu stellen ist Old School. Die Generation Z will Freiheit und Flexibilität und sie ist nicht faul. Man muss daher ein wenig selbstironisch vorgehen, mit einem Augenzwinkern, aber auf Augenhöhe. Es gibt einige erfolgreiche witzige Formate von Unternehmen, etwa wenn der Chef sich selbst vor die Kamera stellt. Allerdings sollten das Chefs sein, die sich selbst nicht zu ernst nehmen. Eine Volksbank Hessen ist nicht N26 und dennoch erzielen sie mit gutem TikTok-Content einen spürbaren Effekt. Einen Effekt durch gute und ehrliche Performance. Wie sollen Unternehmen TikTokKampagnen anlegen bzw. können sie das überhaupt? Sbai: Zuerst einmal sollten sie schauen, ob es interne Ressourcen gibt. Man muss nicht viel Geld für Agenturen in die Hand nehmen, sondern schauen, ob man selbst Leute hat, die das können. Dann geht es in die Grundrecherche, um einen Plan zu finden, wenn man den Plan hat, spart man sich viel Zeit. Natürlich kann man Agenturen zurate ziehen, es gibt Agenturen, die helfen beim Kreativen, welche, die beim organischen Wachstum unter die Arme greifen, und solche wie wir, die eigene Creators haben. Aber zuerst sollte man intern schauen: Was haben wir und was wollen wir? Wenn man Mitarbeiter hat, die Megabock haben, ein Konzept auszuarbeiten oder selbst Creators sind, dann sollte man diese Ressourcen nutzen. Dann muss man das richtige Setting schaffen. Es reicht schon ein kleines Invest für Kamera, Green Screen und Equipment. Idealerweise richte ich einen kleinen Raum dafür ein. Wenn es keine internen Ressourcen gibt, kann man sich Creators einkaufen, aber natürlich auch Mitarbeiter fortbilden. Und nicht vergessen: Man macht das nicht für TikTok allein, sondern bespielt mit dem Content zwei weitere Kanäle wie Instagram Reels oder YouTube Reels, die ebenfalls auf das displayfüllende 9:16-Format setzen. Damit schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe. Auch Wahlkämpfe scheinen ohne den Einsatz von TikTok nicht mehr vorstellbar. Manch ein Politiker macht sich dabei regelrecht „zum Affen“. Muss man das, um aufzufallen? Sbai: Sich zum Affen machen ist nicht nötig. Wir haben etwa mit Christian Wulff gedreht und eine inhaltliche Ebene gefunden. Wenn man diese inhaltliche Ebene gefunden hat, ist es nicht peinlich. Er hat nichts mit Trends und Tänzen gemacht. Mit einem Augenzwinkern – ja –, aber sich zum Affen machen – nein. Sonst ist es cringe. Man muss sich immer fragen: Wofür will man stehen? Stichwort Trends: Wie entstehen diese bei TikTok? Sbai: TikTok macht die heutige Popkultur. Trends poppen innerhalb weniger Tage auf. Madonna – Trendsetterin der analogen Welt – brauchte dafür Monate. Die Kunst ist es, den jeweiligen Trend zu verstehen und auf sich zu adaptieren. Die großen Creators nehmen eine Entwicklung, einen Trend und passen ihn an ihre Person an. Man nimmt den Trend und packt ihn in die Welt des Protagonisten. Einfach nur mitzumachen wäre stumpf, jeder kann tanzen. Die Kunst ist also, wie ich das in meine Welt holen kann. Die User sehen dann: Die haben uns verstanden. Es geht bei TikTok immer um Mehrwert. Die drei groben Ziele sind: Inspiration, Infotainment und reine Unterhaltung. Wenn der Content nichts von dem erfüllt, ist es schnell eine Art Selbstbeweihräucherung. n Adil Sbai gründete WeCreate, die erste TikTok-Agentur im DACH-Raum, sowie influData, das größte Influencer-AnalyseUnternehmen mit Sitz in Wien und Hamburg. Adil Sbai CEO WeCreate TikTok ist die heutige Popkultur. Trends poppen innerhalb weniger Tage auf. Madonna – Trendsetterin der analogen Welt – brauchte dafür Monate. 9/2022 | CHEFINFO | 21 FOTOS: DIMITRIS66 / DIGITALVISION VECTORS, OLE BADER / SANDWICHPICKER-BERLIN.COM

9/2022 | CHEFINFO | 23 22 | CHEFINFO | 9/2022 WIRTSCHAFT FOTOS: SIPHOTOGRAPHY / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, ERWIN WIMMER/RLB OÖ Seit nahezu drei Jahren befindet sich die heimische Wirtschaft in einem fast ununterbrochenen Stresstest. Pandemie, Lieferkettenengpässe, Arbeitskräftemangel, Teuerung – und jetzt die Energieversorgung. Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist Energie so teuer wie nie zuvor. „Eine Vervielfachung der Gas- und Strompreise bringt die gesamte europäische Wirtschaft in eine existenzbedrohende Situation, viele Betriebe stehen am Rande des Abgrunds“, sagt Erich Frommwald, Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Große Teile der oberösterreichischen Industrie sind energie- und rohstoffintensiv. Der österreichische Strompreisindex, der Strom-Großhandelspreise erfasst, hat sich im November innerhalb eines Jahres mehr als vervierfacht. Schließung, Produktionsstopp Die Energiepreisexplosion hat bereits zwei prominente Opfer aus Oberösterreichs Industrie gefordert. Der Faserhersteller Lenzing musste Mitte September in seinem Werk in Heiligenkreuz (Burgenland) die Reißleine ziehen. Die Produktion wurde gedrosselt, zwei von drei Produktionslinien heruntergefahren. Ein Großteil der 340 Mitarbeiter wurde zur Kurzarbeit angemeldet. 90 Prozent der eingesetzten Energie ist Erdgas, das teuer am Spotmarkt eingekauft werden musste. Auch die Linz Textil sieht sich aufgrund nicht mehr international wettbewerbsfähiger Energiekosten gezwungen, eine hochwertige Baumwollspinnerei in Landeck (Vorarlberg) mit März 2023 dauerhaft zu schließen. Insbesondere der Kostenvorteil asiatischer Mitbewerber sei unüberbrückbar hoch geworden. Für die betroffenen Beschäftigen wird es einen Sozialplan geben. „Was die Energiekosten betrifft, kann hier derzeit von einer absoluten Ausnahmesituation für Unternehmen und den europäischen Standort allgemein gesprochen werden. Eine Weitergabe der Preissteigerungen ist in diesem Ausmaß vielfach nicht ENERGIEKOSTEN. Für viele heimische Unternehmen bedeutet die Verteuerung von Gas und Strom eine Existenzbedrohung. Es braucht rasche Lösungen auf nationaler und EU-Ebene. Sonst droht eine De-Industrialisierung. TEXT: Klaus Schobesberger CHEFINFO: In der Wirtschaft herrscht Alarmstimmungwegen der steigenden Energiekosten. Die Firmenpleiten mehren sich. Sie haben als Bank einen guten Einblick in die Lage. Wie dramatisch ist die Lagewirklich – vor allemunter KMU? Heinrich Schaller: Die stark steigenden Energiekosten sind natürlich ein Problem, mit dem jedes Unternehmen konfrontiert ist. Hier muss man abwarten, wie sich das Ganze in den nächsten Monaten entwickelt. Bei den Firmeninsolvenzen gibt es derzeit einen Nachzieheffekt, weil die Coronahilfen dazu geführt haben, dass manche Firmen mit Problemen länger überlebt haben als in normalen Zeiten. Aber in Summe bleiben die Insolvenzen derzeit unter dem Durchschnitt. Es wäre also übertrieben, die aktuelle Situation bei den Firmeninsolvenzen als „dramatisch“ zu bezeichnen. Wir gehen ins vierte Krisenjahr, eine Stagflation steht ins Haus. Wie sind Unternehmen auf den Abschwung vorbereitet? Schaller: Nicht nur die großen Industriebetriebe, sondern auch die KMU haben aus den vergangenen Krisen gelernt und sich stabil aufgestellt. Da geht es nicht nur um Eigenkapital, sondern auch viel um die generelle Organisation und Flexibilität innerhalb der Betriebe. Wie reagieren und helfen Sie als Bank? Sehen Sie erhöhten Kapitalbedarf bei Unternehmen? Schaller: Nächstes Jahr werden große Herausforderungen auf die Wirtschaft zukommen. Als Bank haben wir die Aufgabe, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden Konzepte entwickeln, wie man am besten mit diesen Herausforderungen umgeht. Wichtig ist hier zum Beispiel, dass man als Unternehmen die betriebswirtschaftlichen Daten und Zahlen immer aktuell hält. Das erleichtert es natürlich, richtig und vorausschauend reagieren zu können. Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Entwicklung 2023/24 ein? Schaller: Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession im Jahr 2023 ist meiner Meinung nach größer als 50 Prozent. Allerdings erwarte ich keine abrupte Bauchlandung wie in der Finanzkrise 2008, sondern einen Prozess über mehrere Monate. Das gibt den Unternehmen die Chance, zu reagieren. Wir müssen uns aber sicherlich darauf vorbereiten, dass die Anzahl der Insolvenzen in den Jahren 2023 und 2024 steigen wird, das bringt ein starker wirtschaftlicher Abschwung leider mit sich. Wirtschaft im STRESSTEST INTERVIEW. RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller über die Lage in der Wirtschaft und die Aussichten für 2023. „Firmen haben aus Krisen gelernt“ Heinrich Schaller, Generaldirektor, RLB OÖ: „Nächstes Jahr werden große Herausforderungen auf die Wirtschaft zukommen.“ Ô

WIRTSCHAFT WIRTSCHAFT FOTO: ICON TREUHAND FOTO: CHINAFACE / E+ / GETTY IMAGES Arbeitnehmer trifft Arbeitgeber 20. bis 25.3. 2023 jobweek.at möglich“, sagt Andreas Mitterlehner, Partner der Linzer ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, über die Probleme seiner Klienten. Der Druck nimmt zu Nach bald drei Jahren Pandemie habe sich Mitterlehners Branche schon fast an diesen „Ausnahmezustand“ gewöhnt. „Bei energieintensiven Unternehmen wird oft der gesamte Cashflow durch die hohen Energiekosten aufgezehrt. Für diese Firmen wird es mittelfristig eng“, sagt Mitterlehner. Was es jetzt seitens der Regierung brauche, seien klare, nachvollziehbare und in der Praxis auch umsetzbare Hilfsmaßnahmen, bei denen es auch rasch zu einer Auszahlung kommt. Viele Unternehmen hätten nicht mehr die Zeit, dass ähnlich zu den COVID-19-Förderungen zuerst langwierige Prüfungen erfolgen, bis Förderungen ausgezahlt werden. Die Auszahlung des von Finanzminister Magnus Brunner präsentierten 1,3 Milliarden Euro schweren Energiekostenzuschusses für energieintensive Unternehmen lässt noch auf sich warten. Die Förderrichtlinien benötigen den wettbewerbsrechtlichen Sanctus der EU-Kommission, heißt es. „Das geht uns zu langsam“, warnt voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. Der Druck durch hohe Energiepreise sei jetzt da, die Hoffnung ist schon, dass die Umsetzung jetzt beschleunigt wird. Positiv sieht Eibensteiner die Befüllung der heimischen Gasspeicher, die zu 90 Prozent voll sind. Strom- und Gaspreis „gehören auf europäischer Ebene entkoppelt“. Derzeit richtet sich der Strompreis am teuersten eingesetzten Energieträger Gas, der zur Stromerzeugung verwendet wird. Gaspreisdeckel & Co Doch in ein bestehendes Marktdesign einzugreifen, um die durch die Gasknappheit verursachten Strompreissteigerungen in den Griff zu bekommen, fällt der EU-Kommission offenbar nicht leicht. Während für einen dynamischen Preisdeckel und gemeinsamen Einkauf beim Gas Vorschläge auf dem Tisch liegen, fehlen sie beim Strom. Entschieden wurde auf EU-Ebene von den Regierungschefs noch nichts. Dafür aber in Deutschland. Im Nachbarland ist eine Gas- und Strompreisbremse für Bürger und Unternehmen für Anfang 2023 geplant. Außerdem sollen Übergewinne von Energieunternehmen abgeschöpft werden. Eine Entscheidung, die für heimische Unternehmen Wettbewerbsnachteile bringt und die Österreichs Regierung unter Druck setzt, ebenfalls mit einem Gaspreisdeckel nachzuziehen, ist Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer überzeugt. Derzeit können energieintensive Branchen jedoch etwas aufatmen, weil die Gas- und Strompreise an den Spotmärkten auf das niedrigste Niveau seit Monaten gefallen sind. Die Gasspeicher sind voll in Europa. Das ist ein Zeichen, dass die Mechanismen von Angebot und Nachfrage am Energiemarkt trotz allem funktionieren. Raschen Ausbau nutzen Die angepeilte Klimaneutralität bis 2040 hält Frommwald für „illusorisch“. Neben dem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien werde Gas eine zentAndreas Mitterlehner ICON Treuhand GmbH, Linz Bei vielen Unternehmen wird der gesamte Cashflow durch die hohen Energiekosten aufgezehrt. 29 Prozent des energetischen Endverbrauchs entfallen in Österreich auf den produzierenden Bereich. Nach dem Verkehr der zweitgrößte Sektor (32 Prozent). Ô WINTERSERVICE. Maschinenring ist das leistungsstärkste Winterdienstunternehmen im Land und aufgrund regionaler Infrastruktur, modernster Technik und hoher Qualitätsansprüche erfolgreich. Maschinenring baut seine Marktführerschaft im Winterdienst weiter aus. Für Verkehrssicherheit und Mobilität im Winter sorgen rund 2.000 Mitarbeiter: „Menschen aus der jeweiligen Region verstärken unsere Winterdienst-Flotte. Diese Infrastruktur, die jahrelange Erfahrung und moderne Technik stellen verlässliche Schneeräumung sicher, auch bei Belastungsspitzen, starkem Schneefall oder Glatteisbildung“, so Christian Reiter, Geschäftsführer der Maschinenring Oberösterreich Service eGen. Bereitschaft rund um die Uhr Schneefall richtet sich selten nach Arbeitszeiten. Daher bietet Maschinenring eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Das Leistungspaket reicht von Räum- und Streudienst für Straßen, Gehsteige und Parkflächen bis hin zu Spezialleistungen wie Tauwetterkontrolle, Dachräumungen oder Schneefräsearbeiten. Je nach Anforderung kommen schwere Geräte bis zur Handschaufel zum Einsatz. 30 Prozent weniger Streusalz Durch Investitionen in moderne Technik wie wegeabhängige Streuung oder Dosierung beim Streumitteleinsatz wird bis zu einem Drittel an Streusalz eingespart. Sicherheit für Kunden Maschinenring erbringt alle Leistungen unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Umweltauflagen. Und übernimmt für die Kunden sämtliche rechtliche Haftungen. Maschinenring Oberösterreich Service eGen Auf der Gugl 3, 4021 Linz Telefon: 05 9060 400 Maschinenring: Nr. 1 im Winterdienst ANZEIGE FOTO: MASCHINENRING Mit einsatzstarker, umweltschonender Technik sorgt der Maschinenring für Sicherheit auf Oberösterreichs Straßen. 9/2022 | CHEFINFO | 25

WIRTSCHAFT FOTOS: ELXENEIZE / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS, INDUSTRIE WKOÖ rale Brückentechnologie bleiben. Und Frommwald setzt auf verstärkte Eigenförderung: „Jeder Kubikmeter Gas, der durch konventionelle Technologie oder Fracking gefördert wird, reduziert die Abhängigkeit von Importen.“ Schätzungen gehen davon aus, dass mit den heimischen Gasvorkommen Österreich seinen Jahresverbrauch 20 bis 30 Jahre decken könnte. JoachimHaindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriel lenvereinigung OÖ, weist darauf hin, dass die Montanuniversität Leoben ein Verfahren entwickelt hat, das Bio-Fracking ohne Verwendung von Chemikalien und damit eine saubere Gewinnung von Schiefergas in Österreich ermöglichen könnte. „Stattdessen wird amerikanisches Fracking-Gas, das über LNG-Tanker nach Europa transportiert wird, eingekauft. Hohe Kosten, hoher Energieeinsatz und damit CO2Emissionen, keine eigene wirtschaftliche Wertschöpfung, keine Nutzung eigener Technologien sowie neue Abhängigkeiten sind die Folge.“ Auch mit dem Ausbau der Wasserkraft & Co sollten wir uns sputen. Das Problem: Genehmigungsverfahren dauern zu lange. Insgesamt stecken 14 Terawattstunden in Österreich in der Warteschleife. n Erich Frommwald Spartenobmann Industrie WKOÖ Die Situation ist existenzbedrohend. Viele Betriebe stehen am Rande des Abgrunds. Die angepeilte Klima- neutralität bis 2040 ist für Industrievertreter „illusorisch“. Erdgas wird länger eine zentrale Brückentechnologie bleiben müssen. STATISTIK. Laut KMU Forschung Austria kämpfen vier von fünf Betrieben mit stagnierenden oder sinkenden Umsätzen, jeder dritte erwartet weniger Auftragseingänge und Erlöse – Gründe: Pandemie, Energie und Inflation. Die Zeiten sind herausfordernd für Unternehmen. „Es gibt kaum einen Betrieb, der nichtmit fehlendenFachkräften, steigenden Energiekosten, befeuert durch den Ukraine-Krieg und Rückgängen bei Umsätzen und Auftragseingängen zu kämpfen hat. Wir gehen in eine sehr ungewisse Zukunft“, berichtet Michael Pecherstorfer, Obmann des oö. Gewerbes und Handwerks. Doch bleibt der Experte trotz der herausfordernden Lage und dem einzigartigen Umfeld grundsätzlich optimistisch. Ärmel hochkrempeln Vier von fünf Betrieben kämpfen. Hauptgründe sind die massiv steigenden Preise in den Lieferketten und die Energiekosten. Die Strom- und Gasrechnungen der Betriebe sind imDurchschnitt um das Fünf- bis Zehnfache gestiegen. Die Mehrkosten weiterzugeben sei kaum machbar. „Der beschlossene Energiekostenzuschuss ist ein erster richtiger Schritt, dem weitere folgen müssen. Entscheidend seien rasche Maßnahmen zur Energiepreissenkung auf europäischer Ebene, etwa das Aussetzen des Merit-Order-Prinzips.“ Denn steigen die Energiekosten weiter an, sei der Verlust von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in den Regionen durch Insolvenz oder ein „stilles Schließen“ so mancher Betriebe zu befürchten. Handwerk und Gewerbe unter massivem Druck ANZEIGE FOTO: SABINE STARMAYR Michael Pecherstorfer, Obmann des oö. Gewerbes und Handwerks 9/2022 | CHEFINFO | 27 Drei Förderausschreibungen wurden in Oberösterreich bereits zu den Handlungsfeldern der Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 durchgeführt. Und das mit großem Erfolg: 35 Unternehmen, 24 Forschungseinrichtungen sowie die Johannes Kepler Universität mit verschiedenen Instituten arbeiten in 14 Projekten an Zukunftslösungen rund um Digital Health, Kreislaufwirtschaft und Digitale Transformation. Kürzlich startete eine neue Förderausschreibung zu Future Mobility. „Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen mit Forschungseinrichtungen soll der Wissenstransfer von der Forschung in die wirtschaftliche Anwendung beschleunigt werden“, erklärt Werner Pamminger, Geschäftsführer der Standortagentur Business Upper Austria. Digitaler roter Faden für den Maschinenbau „TraceMe“ ist ein Leitprojekt für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau. Immer mehr Produkte werden nachgefragt, die individuell auf das jeweilige Kundenbedürfnis abgestimmt sind. Dazu braucht es ein durchgängiges, digitalisiertes Vorgehen – einen digitalen roten Faden. Dieser sogenannte Digital Thread ist eine organisatorische Herangehensweise, die Daten durchgängig erfasst und sicherstellt. Fötaler Herzsimulator Der pränatale Ultraschall ist die wichtigste nicht invasive Untersuchung zum Check des Fötuswachstums und zur Erkennung von angeborenen Fehlbildungen. Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Validierung eines Simulators für das pränatal schlagende Herz, umbestehende und neuartige Ultraschall-Bildgebungsalgorithmen zu testen und zu validieren. Ein Prototyp soll nicht nur das Herz, sondern auch die Umgebung inklusive Fruchtwasser und Bauchdecke simulieren. Verpackung statt Brennstoff Nicht wiederverwertbare Kunststoffabfälle werden derzeit als Ersatzbrennstoffe eingesetzt. Dabei bieten sie eine ergiebige Recyclingrohstoffquelle. Im Labor werden minderwertige Ersatzbrennstoffe durch chemisches Recycling in hochwertige Materialien für technische Kunststoffe und Lebensmittelverpackungen umgewandelt. Damit wäre es möglich, Lebensmittelverpackungen künftig zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial herzustellen. Aktuell sind es nicht einmal 10 Prozent – abgesehen von PET-Flaschen. KOOPERATION. Unternehmen & Forschungseinrichtungen arbeiten an innovativen Lösungen. ANZEIGE FOTOS: © TAT-TECHNOM-ANTRIEBSTECHNIK / © NGE / © FHOÖ Mit einem Simulator wird das Herz eines ungeborenen Kindes dargestellt, um Ultraschalluntersuchungen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Maschinen und Anlagen generieren nicht nur Umsatz, sondern auch wertvolle Informationen. In einem geförderten Projekt wird ein roter Faden für die Nutzung dieser Daten entwickelt. Land OÖ fördert 14 Forschungsprojekte Mittels Pyrolyse wird Öl aus Kunststoffabfällen zurückgewonnen. 26 | CHEFINFO | 9/2022

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