Chefinfo Magazin 8-22

8 | CHEFINFO | 8/2022 FOTOS: DILOK KLAISATAPORN/ ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur Können Sie sich noch erinnern, als nach dem ersten Lockdown 2020 eine baldige Rückkehr zur Normalität verheißen wurde? Mehr als zwei Jahre später kommt uns die damals von der Politik bezeichnete „schlimmste Krise der zweiten Republik“ fast wie ein Kindergeburtstag vor. Diesmal bedrohen exorbitant gestiegene Energiepreise Existenzen von Bürgern und Betrieben und die einzige Normalität in einer aus den Fugen geratenen Welt scheinen die Staatshilfen zu sein. Nach dem „Koste es, was es wolle“-Prinzip spannte die Republik einen 50-MilliardenHilfsschirm über die bedrohte Wirtschaft. Heute fließen angesichts der höchsten Inflation seit 70 Jahren und des Energiepreisschocks wieder die Milliarden – diesmal für alle. Neue Ära der Rettungspakete Österreich ist mit dieser Art der staatlichen Krisenbekämpfung nicht alleine. In Deutschland präsentierte Kanzler Olaf Scholz Ende September den „DoppelWumms“: Bis zu 200 Milliarden Euro stehen gegen hohe Energiepreise zur Verfügung – als neue Schulden, versteht sich. Um einen ähnlich hohenWert will Großbritannien sein Staatsdefizit ausweiten. In den USA kündigte Präsident Joe Biden wiederum an, Hunderte Milliarden Dollar aufzuwenden, um Notleidende USBürger von ihren staatlichen Studentenkrediten zu befreien. „To big to fail“ gilt jetzt für alle. Und so lange nicht nur die ungeliebten Banken gerettet werden, finden das Linke und Neoliberale gleichermaßen gut und richtig. Wird Bruno Kreisky für seine viel kritisierte Aussage, ein paar Milliarden mehr Staatsschulden seien ihm lieber als ein paar Tausend Arbeitslose“, jetzt posthum rehabilitiert? Ende der Gießkanne Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats und damit oberster BudgetAufpasser, sagt, dass diese Maßnahmen richtig sind und in der Not „Staatsschulden auch steigen dürfen“. Die Schuldenquote von aktuell rund 80 Prozent der Wirtschaftsleistung ist immer noch tolerabel. Allerdings macht er auch deutlich, dass nach dem Ende dieser Krise wieder ein Konsolidierungspfad eingeschlagen werden müsse. Und der Ökonom spricht sich auch gegen ein Gießkannenprinzip wie bei den bisherigen Hilfsmaßnahmen aus. Unternehmen, insbesondere jenen mit hohem Energieverbrauch, muss in dieser schwierigen Phase schnell geholfen werden. Andererseits ist diese Krise viel komplexer und für Staaten schwieriger zu lösen. Während bei den Lockdown-Hilfen Einigkeit herrschte, streiten in Deutschland Bund und Länder über die Finanzierung der Hilfspakete. n STAATSHILFE. Was mit Rettungsmaßnahmen für Banken begann, hat sich auf die Realwirtschaft ausgeweitet. Rettungsschirm für alle: Wie lange kann der Staat sich das leisten?

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