Chefinfo Magazin 8-22

76 | CHEFINFO | 8/2022 FOTOS: PRIVAT Kurzarbeit, Umsatzeinbrüche, Entlassungen: Einigen Branchen setzte die Coronakrise gewaltig zu. Viele, die etwa in der Gastronomie oder Kunst tätig waren, orientierten sich aufgrund der langen Perspektivenlosigkeit völlig um und fanden eine ganz neue berufliche Heimat. Fern ihrer eigentlichen Ausbildung als Quereinsteiger in einem völlig neuen Feld. Ehemalige Köche arbeiten jetzt als Verkäufer im Supermarkt, Schauspieler als Hausmeister. Auch Künstlerin Christa Pitschmann fand aus der Not heraus eine völlig neue Bestimmung. Vor Corona selbstständig Die 51-Jährige arbeitet seit einem Jahr als Tapeziererin bei Schantl Interiors in Linz. Eigentlich hatte die geborene Tragweinerin im Alter von 30 Jahren nach zehn Jahren Pause ihren drei Kindern zuliebe erst noch ihr Studium der Bildhauerei und des transmedialen Raums an der Kunstuniversität Linz wieder aufgenommen und mit Erfolg abgeschlossen. Bildende Künste sind brotlose Künste? Nicht unbedingt. Christa Pitschmann war einige Jahre selbstständig tätig, mit eigenen Ausstellungen und Aufträgen, wie etwa die Neugestaltung der Seitenkapelle der Kirche in Neufelden und der Kirchenfassade in Lichtenberg. Sessel-Ausstellung geplant Doch dann kam die Pandemie. „Es gab keine Ausstellungen mehr, keine Aufträge, nichts. Nur noch Ungewissheit. Deshalb suchte ich eine Fixanstellung“, erzählt die sympathische Linzerin. Doch das war gar nicht so einfach: Sie bekam einige Absagen auf Bewerbungen mit der Begründung, sie sei überqualifiziert. Im August 2021 fing Christa Pitschmann dann bei Schantl Interiors an: Statt ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, ist hier handwerkliches Geschick gefragt beim Möbel-Beziehen oder -Aufbauen, Tapeten-Aufbringen und Vorhänge-Nähen. Spaß macht es ihr trotzdem: „Man sieht sofort sein Tagwerk.“ Und sie sammelt hier Ideen für ihre künstlerische Arbeit, die sie nicht völlig ad acta gelegt hat: Sie will bald eine Ausstellung mit Sesseln machen, die nicht mehr nach Sesseln aussehen. „Jeder Schritt im Leben bringt dich weiter. Man muss sich einfach bewegen und weiterentwickeln. Der momentane Stillstand in der Pandemie war das Schlimmste.“ n Wenn aus der Not eine Tugend wird QUEREINSTEIGERIN. Eine Tapeziererin mit Kunstuni-Abschluss? Die Linzerin Christa Pitschmann war vor Corona als freie Künstlerin tätig. In der Krise suchte sie sich einen neuen Brotjob – wie viele aus der Kunst- und Gastronomiebranche. TEXT: Jessica Hirthe Bei ihrer Arbeit für Schantl Interiors ist das handwerkliche Geschick von Christa Pitschmann gefragt. PERSONAL

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