Chefinfo Magazin 8-22

54 | CHEFINFO | 8/2022 FOTOS: SINA SCHULDT / DPA / PICTUREDESK.COM XXXXXX Krise, welche Krise? Diese Frage stellten sich Besucher der Ende September stattfindenden Monaco Yacht Show. Im kleinen Fürstentum an der französischen Mittelmeerküste ist Protzen Alltagskultur. Nirgendwo ist die Dichte an geparkten Ferraris und vor Anker liegenden Luxusjachten größer. Das Prunkstück der Show war die 115 Meter lange Superjacht „Ahpo“, die im November 2021 beim deutschen Schiffsbauer Lürssen in Bremen vom Stapel lief und ihre Jungfernfahrt in der Karibik absolvierte. Das rund 300 Millionen Euro teure Schinakel gehört dem Vernehmen nach dem kanadisch-jamaikanischen Milliardär und Investor Michael Lee-Chin. Ein „Stammkunde“ bei Lürssen, wie es heißt. Horrende Verlustbringer Luxusschiffe sind ein antizyklisches Geschäft. Sie stehen wie kein anderes Objekt für Reichtum – und sie werden immer größer. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Länge der durchschnittlichen Luxusjacht um ein Drittel auf rund 50 Meter gestiegen. Die Preise beginnen bei etwa zehn Millionen US-Dollar. Im Unterschied zu Immobilien oder Kunst sind Jachten horrende Verlustbringer. Allein der Unterhalt beläuft sich auf 10 Prozent der Baukosten jährlich, besagt eine Faustregel. Für die erwähnte Superjacht Ahpo wären das 30 Millionen Euro pro Jahr. Auch ohne Russen läuft es gut Trotz der enormen Kosten ist die Beliebtheit der schwimmenden Statussymbole ungebrochen. Inzwischen gibt es etwa 10.000 Superjachten weltweit. Allein im Vorjahr wurden 887 von dieser Klasse verkauft – ein Rekord. 2022 dürfte diesen Wert noch einmal toppen: 1.024 Superjachten wurden heuer beauftragt. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine glänzt die Welt der Jachten nicht mehr ganz so hell. Für russische Oligarchen wird der Seegang immer rauer. Die Sanktionen haben zu einer Reihe von Beschlagnahmungen von Jachten geführt. Aktuell machen deutsche Steuerbehörden Jagd auf Putin-Gefolgsmann Alischer Usmanow (69), dessen Megajacht „Dilbar“ in Bremen vor Anker liegt. Man geht davon aus, dass fast 10 Prozent der weltweit größten Jachten Russen gehören. Auch der enorme CO2-Fußabdruck der Schiffe sorgt für Kritik. Eine durchschnittliche Superjacht stößt pro Jahr etwa 7.000 Tonnen CO2 aus, 1.500mal mehr als ein Familienauto. Dennoch dürften die Auftragsbücher der Werften auch in Zukunft gut gefüllt bleiben. Laut Forbes gab es 1990 weltweit 271 DollarMilliardäre; heute sind es fast 2.800. Die Zahl der Superreichen, also Menschen mit einemVermögen jenseits von 50 Millionen Dollar, vergrößert sich pro Jahr um gut 25.000. Und das überschüssige Geld muss ja irgendwo hin. n Im Visier deutscher Steuerbehörden: Die 156 Meter lange Megajacht „Dilbar“ des Oligarchen Alischer Usmanov sitzt in Bremen fest. Warum Luxusjachten trotz Krise boomen STATUSSYMBOLE. Russische Oligarchen und eine obszöne CO2-Bilanz sorgen für schlechte Presse. Dennoch sind die Auftragsbücher der Jachtwerften voll wie nie. TEXT: Klaus Schobesberger

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy