Chefinfo Magazin 8-22

52 | CHEFINFO | 8/2022 FINANZEN Yvon Chouinard stand mit 22 Jahren vor einer steilen Herausforderung. Er wollte die „Big Walls“, also die riesigen Felsen im Yosemite-Tal erklettern, doch dieses Vorgehen hatte einen Haken – bzw. genau genommen keine Haken –, denn dem US-Amerikaner fehlte das Geld für die Ausrüstung. Big Walls sind so „big“, dass man, um sie zu bezwingen, im Fels biwakieren muss, dazu sind besondere Haken vonnöten – und die kosteten viel Geld. Der junge US-Amerikaner schritt daher selbst zur Tat, besorgte sich Schmiedewerkzeug und fertigte seine eigenen Haken. Haken, die so gut waren, dass seine später gegründete Firma Chouinard Equipment 1970 zum größten Unternehmen für Bergsteigerausrüstung wurde. Doch es gab wieder einen Haken. Der heute 83-Jährige wollte mit seinen Produkten die Felswände nicht mehr verschandeln und stieg 1972 aus dem eigenen Unternehmen aus. Es sollte etwas Nachhaltigeres entstehen, etwa Outdoorkleidung, die aus recyceltem Kunststoff besteht – Patagonia, benannt nach seiner Lieblingsregion, war geboren. Drei Milliarden Dollar an die Allgemeinheit abzugeben Patagonia war von Beginn an anders. Ein Prozent des Umsatzes sollte im Rahmen der von ihm gestarteten Initiative „One Percent for the planet“ an Umweltprojekte gehen. Und nun der ultimative Coup: Yvon Chouinard verschenkt alle seine Anteile an Patagonia an zwei Stiftungen, die sich für Klimaschutz und Artenvielfalt einsetzen. Seine Frau und seine Kinder machten es ihm nach. Anteile im Wert von drei Milliarden US-Dollar. „Anstatt an die Börse zu gehen, kann man etwas Sinnvolles damit machen“, meinte er im Zuge der Bekanntgabe dieses Deals. Zugegeben nicht der erste Deal dieser Art – vor allem US-Startups werden von ihren Gründern des Öfteren gemeinnützig verschenkt – aber der wohl spektakulärste. Steuerbefreiung bei Gemeinnützigkeit Wäre Patagonia ein österreichisches Unternehmen, wäre dieses Verschenken Firma zu verschenken GEMEINNÜTZIG. Der milliardenschwere US-Sportartikelhersteller Patagonia wurde von seinem Gründer verschenkt. Doch wie verschenkt man ein Unternehmen und ist das in Österreich überhaupt möglich? TEXT: Jürgen Philipp Christoph Szep sieht exzellente Rahmenbedingungen für gemeinnützige Stiftungen in Österreich, dennoch sind sie äußert selten. Christoph Szep Partner Haslinger Nagele Im Fall von Patagonia wurden in den USA sogar Steuern ausgelöst, die man sich in Österreich sparen hätte können.

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy