Chefinfo Magazin 8-22

8/2022 | CHEFINFO | 17 COVERSTORY Bereitschaft, mehr für Bio zu zahlen, geht zurück Laut den Marketingerhebungen von Agrarmarkt Austria kaufte jeder österreichische Haushalt von Jänner bis Juni 2022 mindestens einmal ein Bioprodukt. Im Schnitt landeten insgesamt fast 31 Kilo Biolebensmittel in den Einkaufswägen. Allerdings: Die Frequenz der Einkäufe ging leicht zurück, die Kaufgewohnheiten würden sich langsam dem Vor-Corona-Niveau anpassen. Das beobachtet man auch bei der GfK Austria, die jeden Einkauf von 4.000 Haushalten erfasst. „Noch ist der Anteil der Biolebensmittel am Gesamtwarenkorb im Vergleich zu 2021 relativ stabil“, sagt GfK-Konsumentenforscherin Christina Tönniges. Doch sie rechnet damit, dass der Anteil künftig leicht zurückgehen wird: „Wie weit, ist halt noch ungewiss. Das wird maßgeblich davon abhängig sein, wie stark und lange die Inflation steigt.“ Denn schon jetzt sehe man, dass die zugleich erhobene Mehrpreisbereitschaft im Vergleich zum Vorjahr bereits um 3,3 Prozent rückläufig ist. „Die Mehrpreisbereitschaft, für Bioprodukte mehr auszugeben, sinkt natürlich vor allem in Haushalten, die gerade so mit dem Geld zurechtkommen oder sich schon jetzt nichts mehr leisten können.“ In gut situierten Haushalten liege sie nach wie vor bei 60 Prozent. Tönniges: „Und das spiegelt sich natürlich im tatsächlichen Kaufverhalten wider.“ Rewe meldet größere Nachfrage von Bioprodukten Noch verzeichnet etwa die Rewe Group „keine Kaufzurückhaltung im Biosegment“. Ganz im Gegenteil: „Die Artikel erfreuen sich aktuell sogar noch größerer Beliebtheit bei den Kunden“, heißt es auf CHEFINFO-Anfrage. Die Sortimentsbedeutung der Bio-Eigenmarken „Ja! Natürlich“ und „Billa Bio“ bei Gemüse und Rindfleisch liege bereits bei über 25 Prozent. „Und wir sehen dort auch zusätzliches Potenzial.“ Gleichzeitig sehe man aber auch bei der Eigenmarke „clever“ ein dynamisches Wachstum, speziell bei Grundnahrungsmitteln. Allerdings habe man das 650 Produkte umfassende Billigsortiment in den vergangenen Wochen intensiv beworben. Bei Hofer spricht man immerhin von einer „sehr zufriedenstellenden Nachfrage und einem anhaltend guten Abverkauf der BioEigenmarken „Zurück zum Ursprung“ und „Bio natura“. Insgesamt habe man rund 850 Bioprodukte im Sortiment. Morgentau sorgte für Etablierung von Biogemüse Einer der Vorreiter bei Biogemüse und dessen Etablierung in den Supermärkten ist Christian Stadler mit seinem Unternehmen Morgentau Biogemüse mit Sitz in Hofkirchen im Traunkreis. Im Juli 1993 hat der „Biobauer der ersten Stunde“ das Patent für seine Marke Morgentau angemeldet. Ab 1995 wurden dann praktisch alle österreichischen Supermarktketten beliefert. Stadler beweist, dass Bioanbau auch in großem Stil möglich ist. Er produziert jährlich rund 9.000 Tonnen Biogemüse und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 17 Millionen Euro – im Jahr 2016 waren es noch 7,7 Millionen Euro. Er profitierte deutlich von der CoronaFOTO: TURNERVISUAL / E+ / GETTY IMAGES 29,8 % 25,4 % 30,3 % 1. HJ 2020 1. HJ 2021 1. HJ 2022 Milch hat höchsten Bioanteil wertmäßige Bioanteile der Einkäufe im LEH in Prozent 11,1 Prozent aller gekauften Lebensmittel sind bio. Milch hat mit 30,3 % den höchsten Bioanteil, dicht gefolgt von Naturjoghurt mit 27,8. Gemüse kommt mit 23,1 % auf Platz 3. Kartoffeln werden zu 21,5 Prozent in Bioqualität gekauft, Eier zu 20 %, Obst zu 15,7 %, Butter zu 12,2 %, Käse zu 11,5 %, Fleisch und Geflügel zu 7,1 und Wurst/Schinken zu 3,9 %. QUELLE: © ROLLAMA/AMA-MARKETING, N = 2.800 HAUSHALTE IN A Ô

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