Chefinfo Magazin 03-22

GESUNDHEIT 3/2022 | CHEFINFO | 81 80 | CHEFINFO | 3/2022 rum etabliert. Im Bereich der Untersu- chungs- und Diagnosegeräte sind schon einige intelligenzbasierte im Einsatz. „Wir haben den Prototypen einer neu- er Generation für Darmspiegelungen bei uns: Er zeichnet uns verdächtige Stellen während der Untersuchung ein“, so Shamiyeh. „Als nächster Schritt kön- nen Menschen bald ins MR geschoben werden und am Ende kommt eine Diag- noseliste heraus, was der Computer auf- grund bestehender Daten gesehen hat.“ Konzerne sammeln bereits Datensätze Tausender Patienten, um die Maschi- nen damit zu füttern und Algorithmen zu programmieren. Computer überwacht Chirurg Überwacht der Robo-Doc den Chirur- gen oder der Arzt den Computer? And- reas Shamiyeh und der Uni-Professor Alois Ferscha von der Johannes Kep- ler Universität haben ein System entwi- ckelt, mit dem ein Computer die Auf- merksamkeit des Chirurgen während der OP überwacht. Das Gerät gibt einen Alarm ab, wenn der Arzt nicht mehr aufmerksam genug ist. Dafür werden viele Parameter über eine spezielle Bril- le vermessen. „Wie oft schaut der Chi- rurg auf Geräte und OP-Feld, Herzfre- quenz, Hautfeuchtigkeit, Körperhaltung, Anzahl der Augenschläge, Öffnung der Augen, Anzahl der unnötigen Manöver“, zählt Shamiyeh auf. Er will die Entwick- lung bis zur Marktreife bringen. MedTech in Oberösterreich Es ist eines von vielen MedTech-For- schungsprojekten in Oberösterreich. Bei „Medusa“ sind 13 Einrichtungen und Unternehmen beteiligt. Es soll ein neurochirurgischer Simulator als Trai- nings- und Planungsplattform für kom- plexe Clipping-Operationen von Gehirn- Aneurysmen entwickelt werden. Der erste Prototyp ist bereits fertig. In der finalen Version sollen Patientendaten importiert werden und individuelle prä- operative Planungen durchgeführt wer- den können. Startups arbeiten hier eng mit Uni-Instituten zusammen. Kuscheln mit der Roboterkatze Bei dem Projekt beteiligt ist unter ande- rem auch LIFEtool. Vor etwa 20 Jah- ren als Arbeitsgemeinschaft für Inte- gration durch Kompetenz gegründet (Haupteigentümerin: Diakoniewerk Gallneukirchen), beschäftigt man sich seit Jahren intensiv mit assistierenden Technologien. So hat man etwa einen E-Rollstuhlsimulator entwickelt: Mit- tels einer VR-Brille können Menschen mit Behinderung die E-Rollstuhlsteue- rung erlernen und trainieren. Alltags- situationen werden dafür mit der Brille simuliert. Die VR-Brille kommt auch bei Menschen mit Demenz zum Einsatz: Man lässt sie in eine virtuelle Welt ein- tauchen, was die Betroffenen entspannt und gleichzeitig zur körperlichen Akti- vität am Liege-Ergometer motivieren soll. In einigen oö. Pflegeeinrichtungen können pflege- und betreuungsbedürf- tige Menschen mit Roboterkatzen und -hunden kuscheln und spielen. „Durch die robotergestützte Assistenz bleibt mehr Zeit für die zwischenmenschli- che, soziale Komponente durch Pflege­ personal und Therapeuten“, ist Isabel Karlhuber, Forschungsleiterin bei LIFE- tool, überzeugt. Roboter als Krankenpfleger? Selbststeuernde Roboter, die in Pflege­ heimen Essen, Wäsche oder Medikamen- te ausliefern, Pflegebetten, die Bettlägrige vollautomatisch in regelmäßigen Abstän- den umlagern – schon Realität. So fas- ziniert Menschen von solchen Techno- logien sind, so skeptisch sind sie jedoch gleichzeitig auch, Automated Healthcare am eigenen Leib zu erfahren: In einer Stu- die vor einigen Jahren konnten sich nur knapp 20 Prozent damit anfreunden, dass sie von einem Roboter operiert würden. Immerhin mehr als die Hälfte der Befrag- ten fühlte sich mit dem Gedanken wohl, dass ein Roboter für ältere oder behin- derte Menschen Tätigkeiten erledigt oder diesen Gesellschaft leistet. n FOTOS: LIETOOL ROBOTER-HUNDE als Kuschelersatz: In sechs oö. Pflegeein- richtungen kommen diese Robo-Tiere zum Einsatz, um Effekte auf Psyche und Gesundheit zu testen. MIT DER VR-BRILLE können Alltagssitua- tionen simuliert wer- den. So können Men- schen mit Behinderung die Steuerung ihres E-Rollstuhls lernen und trainieren. D ie Digitalisierung des Gesund- heitswesens ist nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht eine große Chance. Zum einen kann damit die Ver- sorgung von Patientinnen und Patien- ten weiter optimiert und das Gesund- heitspersonal entlastet werden. Zum anderen besteht gerade für den Wirt- schaftsstandort Oberösterreich auf dem Zukunftsmarkt Medizintechnik viel Potenzial. „Wie groß dieses Potenzial ist, zeigen die Ergebnisse des Förder- calls ‚Digital Health‘, der im Rahmen der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 durchgeführt wur- de“, sagt Werner Pamminger, Geschäfts- führer der oö. Standortagentur Business Upper Austria. Aus elf Einreichungen wurden von einer internationalen Exper- tenjury sieben Projekte ausgewählt, in denen 13 Unternehmen, neun außeruni- versitäre Forschungseinrichtungen und die Johannes Kepler Universität zusam- menarbeiten. Das Wirtschaftsressort des Landes OÖ stellt insgesamt drei Millio- nen Euro Förderung bereit. Ideale Rahmenbedingungen Rainer Perneker, CEO von Greiner Bio One und Beiratssprecher des Medizin- technik-Clusters, bekräftigt: „Die Rah- menbedingungen in Oberösterreich sind ideal, um Innovationen und Forschung voranzutreiben und mit dem Cluster- netzwerk zu unterstützen.“ n App für pflegende Angehörige n Durch Einsatz von KI Erleichterung bei Dokumentation in der Pflege n Hilfsmittel für Menschen, beispielsweise mit Querschnittlähmung n Digitales System zur Ein- bindung von PatientInnen und fächerübergreifender Datenzugang n Fötaler Herzsimulator zur Entwicklung und Optimierung von Algorithmen für die prä- natale Ultraschallbildgebung n Epileptische Anfälle erkennen und prognostizieren mittels Sensornetzwerk und intelli- genter Algorithmen n Software-Tool zur Risiko- einschätzung bei zerebralen Aneurysmen www.uppervision.at Werner Pamminger, Geschäftsführer Business Upper Austria Innovationen für den Medizintechnik-Standort DIGITAL HEALTH. Sieben Projekte mit 27 Partnern aus Wirtschaft und Forschung werden vom Land OÖ mit 3 Mio. Euro gefördert. ANZEIGE FOTO: BUSINESS UPPER AUSTRIA DIE SIEGERPROJEKTE

RkJQdWJsaXNoZXIy NzkxMTUy