Chefinfo Magazin 03-22

3/2022 | CHEFINFO | 55 54 | CHEFINFO | 3/2022 FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER, ISTOCK/THINKSTOCK Klaus Schobesberger Post AG 2021 war ein erfolgrei- ches Jahr für die öster- reichische Post. Der Umsatz erhöhte sich dank des Paketebooms um 15 % auf 2,52 Mrd. Euro. Das Ebit stieg um 27 % auf 204 Mrd. Euro. Aktionäre sollen eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie erhalten. Shell Der Rückzug des Öl­ konzerns Shell aus dem Russland-Geschäft wirkt sich mit bis zu 5 Milliar- den Dollar auf die Bilanz des 1. Quartals aus. Shell hat zudem beschlos- sen, seine Tankstellen in Russland zu schließen und die Betankung auf Airports einzustellen. Der Gas-Streit Eine der Erkenntnisse seit Aus- bruch des Ukraine-Kriegs ist die Abhängigkeit von russi- schem Gas. Die EU überweist täglich fast eine Milliarde Euro nach Russland für Energie und finanziert damit die Invasion Russlands. Unter Ökonomen tobt ein Streit über die Folgen eines sofortigen Gasausstiegs. Die Kosten: Zwischen drei und sieben Prozent des BIP. Ökono- mische Modelle funktionieren gut bei kleineren Anpassun- gen, sie funktionieren schlecht bei Schocks. Weil Erdgas so viele Bereiche der Gesellschaft betrifft, hängt es auch davon ab, wie Menschen reagieren. Wenn wir Energie sparen, hal- ten sich die Kosten im Rah- men. Wenn das nicht passiert, sind die Kosten enorm. Eine Prognose ist daher unseriös. Es ist und bleibt daher eine (politische) Wertefrage, ob wir bereit sind, auf russisches Gas zu verzichten. n INFLATION. Die Teuerung im Euro- Raum steigt auf 7,5 Prozent. Das ist die höchste Inflationsrate seit Ein- führung des Euro. Am stärksten verteuerte sich Energie (44,7 %). Lebensmittelpreise stiegen um 5 %. n CYBERCRIME. Rund 600 Millio­ nen Euro haben Cyberkriminelle aus dem Onlinespiel „Axie Infinity“ erbeutet. Gamer können für ihre Spielfiguren in Kryptowährungen bezahlen. Die Täter sind unbekannt. 50 45 35 30 08.04.2021 26.08.2021 24.03.2022 KURSENTWICKLUNG 04.11.2021 26 22 18 14 08.04.2021 26.08.2021 24.03.2022 KURSENTWICKLUNG 04.11.2021 Stand: 08.04.2022 Stand: 08.04.2022 Märkte Kurzmeldungen Kommentar FOTOS: HARALD DOSTAL / OÖ KRONE, WAKOLBINGER M ieter müssen ab 2023 keine Maklerprovision mehr bezah- len, wenn sie eine Wohnung mieten. 50 Millionen Euro jährlich flie- ßen nun aus der Tasche der Vermieter ins Börserl der Immobilienmakler. Die Verantwortlichen sprechen von großen Entlastungen vor allem für einkommens- schwache Familien, Lehrlinge oder Stu- dierende. So weit die Theorie. „Das vor- gestellte Bestellerprinzip ist weder gerecht noch sinnvoll. Es kostet Arbeitsplätze, weil sich viele Immobilienmakler aus der Ver- mietung zurückziehen werden und Mit- arbeiter entlassen müssen“, sagt Mario Zoidl, Fachgruppenobmann Immobilien- und Vermögenstreuhänder OÖ. Es wird sich auch die professionelle Betreuung für die Mieter reduzieren. „Es wird natürlich zu mehr Privatvermietungen kommen, da sich viele Immobilienmakler aus demVer- mietgeschäft zurückziehen werden“, weiß Zoidl und ergänzt: „Als große Verlierer sehe ich nicht nur die gut ausgebilde- ten Immobilienmakler, sondern auch die Mieter, welche nun allein dastehen.“ Das schlechte Vorbildmodell aus Deutschland, das 2015 eingeführt wurde, wurde nun auch über Österreich gestülpt, so Zoidl. Vorbild Deutschland In Deutschland ist das strenge Bestel- lerprinzip bereit seit 2015 in Kraft. „Ein Makler darf von einem Mieter nur eine Provision verlangen, wenn ihm das jeweilige Objekt vor der Kontaktaufnah- me des Mieters noch nicht bekannt war. Sagt dieser erste Mieter aber ab, dann darf die Immobilie niemand anderem mehr provisionspflichtig angeboten wer- den“, weiß Nicole Hager-Wildenrotter, Landesgeschäftsführerin der Mieterver- einigung Oberösterreich. In Österreich gilt „nur“, dass vomMieter nur dann eine Provision verlangt werden darf, wenn dieser an den Makler herangetreten ist und vor dessen Aktivwerden eine Provi- sionsvereinbarung getroffen wurde. Wer gewinnt und wer verliert? Die Wohnpreisspirale für Mieter ist seit Jahren dynamisch und dreht sich immer weiter nach oben. 58 Prozent der Öster- reicher sind davon betroffen. Heuer dro- hen zusätzlich erhebliche Energiepreis- steigerungen und die Erhöhung der Richtwertmieten berichtet die Interes- senvertretung der Mieter in Oberöster- reich. „Wohnen muss wieder leistbar wer- den. Die Einführung des Bestellerprinzips ist wichtig, denn mit der Kaution von drei bis vier Bruttomonatsmieten, der monat- lichen Miete und Möbeln kommen vie- le Ausgaben auf Mieter zu“, sagt Nicole Hager-Wildenrotter, die das Besteller- prinzip seit vielen Jahren forderte. n Ist alles Gold, was glänzt? MIETEN. Die Bundesregierung verabschiedet die Novellierung des Maklergesetzes: Ab 2023 zahlen Vermieter den Immobilienmakler. TEXT: Verena Schwarzinger Wohnen muss wieder leistbar werden. Private Mieter bezahlen drei bis vier Bruttomonats- mieten, Kaution, Möbel. Das sind enorme Ausgaben. Das Bestellerprinzip kostet in der Immobilienbranche Arbeits- plätze, weil sich viele Immobilien- makler aus der Vermietung zurück- ziehen werden bzw. Mitarbeiter entlassen müssen. CONTRA PRO Mario Zoidl, Fachgruppenobmann Immobilien- und Vermögenstreuhänder OÖ, sieht das neue Bestellerprinzip divers. Nicole Hager-Wildenrotter, Landesgeschäftsführerin der Mieterver- einigung Oberösterreich, befürwortet das neue Bestellerprinzip. FINANZEN FINANZEN

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