Chefinfo Magazin 4-22

C HEFINFO: Sie wurden bereits mehrfach für Ihre Arbeit als Interim Manager ausge­ zeichnet. Was macht einen guten Übergangsmanager aus? Siegfried Lettmann: Grundvorausset- zung ist: Er muss natürlich sein Fach beherrschen, ganz aktuelles fachliches Know-how haben, auch Führungser- fahrung. Die klassische Karriere ist zu Ende als Interim Manager: Wenn man bisher Abteilungsleiter war, wird man als Interim Manager nicht als Bereichs- leiter oder Geschäftsführer eingesetzt. Anders herum sehr wohl: Als frühe- rer Geschäftsführer kann man auch als Abteilungsleiter oder Berater eingesetzt werden. Auch Methoden und Werkzeu- ge zu haben ist wichtig. Und die Fähig- keit, Vertrauen aufzubauen. Werden Sie nur von Firmen geholt, bei denen Feuer unterm Dach ist? Lettmann: Ca. 15 bis 20 Prozent sind solche Fälle, in denen Interim Mana- ger geholt werden, um Unternehmen zumindest in Teilen zu retten – in die- sem Bereich bin ich nicht tätig. Da wer- den andere Kompetenzen gebraucht. Die reine Vakanzüberbrückung – ca. 20 bis 25 Prozent der Fälle – ist auch nicht so mein Ding. Die Hälfte des Marktes macht aus: Man macht zwar Vakanz- überbrückung der Funktion, also Füh- rung des Tagesgeschäfts, wobei der Auf- traggeber aber sagt: Bei der Gelegenheit möchte ich aber x, y oder z. In mei- nem Fall sind es Vertriebs- und Marke- tingthemen. Häufig geht es um Organi- sationsentwicklung. Oft bekommt man auch sehr unklare Aufgaben, denn die Leute wissen häufig, wo es hapert, aber nicht die Lösung. Genau das macht den Reiz für mich aus: Ich gehe hin, mache mir ein Bild und entwickle ein Konzept. Werden Interim Manager auch von Banken bei bevorstehenden Insol­ venzen als „Feuerwehr“ in die betref­ fenden Unternehmen geschickt? Lettmann: Der Auftrag kann nicht von der Bank kommen, sondern nur vom Unternehmen. Aber Banken beraten die betroffenen Eigentümer in die Richtung, einen Sanierungsmanager zu nehmen, oder empfehlen jemanden. Warum können Sie als Externer offenbar leichter Probleme lösen als die Verantwortlichen des Unterneh­ mens selbst? 4/2022 | CHEFINFO | 89 MANAGEMENT MANAGEMENT FOTOS: DETLEF SZILLAT Ausgezeichnet wurde Siegfried Lettmann bereits mehrfach für seine Arbeit als Inte- rim Manager, zuletzt für seinen Einsatz bei der Gmundener Firma Sihga. Manager TRANSFORMATION. Interim Manager sind immer gefrag­ ter – nicht nur als Feuerwehr kurz vor der Insolvenz eines Unternehmens, sondern auch als Vakanzüberbrücker oder einfach als Reformer. Siegfried Lettmann spricht darüber, was die Stärke der temporären, externen Rolle ausmacht. INTERVIEW: Jessica Hirthe kommt, Wenn ein 88 | CHEFINFO | 4/2022 ZUR PERSON Siegfried Lettmann (56) ist seit 2012 als Interim Manager tätig. In dieser Zeit betreute der gebürtige Norddeutsche und Wahlsalzbur- ger rund 15 Unternehmen. Zuvor war er in mehreren Unterneh- men, u. a. bei Miele, Kärcher und Mako als Geschäftsführer, Ver- triebs- und Bereichsleiter tätig. Sein Wunsch nach Selbststän- digkeit ließ ihn von der Festan- stellung ins Interim Management wechseln. Für seine Arbeit wurde er schon mehrfach ausgezeich- net, zuletzt zum zweiten Mal als „Interim Manager des Jahres“ von der Dachorganisation Öster- reichisches Interim Management für sein Mandat bei der Gmunde- ner Firma Sihga, wo er zuerst als Interims-Einkaufsleiter Liefereng- pässe beseitigen sollte. Innerhalb von 15 Monaten rekonstruierte er den Beschaffungs- und kaufmän- nischen Bereich und stellte den gesamten Vertrieb auf neue Beine. Ô Schnelle Erfolge erwarten die Auftraggeber von Siegfried Lettmann. Siegfried Lettmann Interim Manager Ich kenne die Situationen und Fallstricke. Die groben Schritte der Veränderung sind meistens sehr schnell klar. um zu gehen

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