Chefinfo Startup 03-21

80 | CHEFINFO SPEZIAL FOTOS: WOOD FASHION / ALEXANDER KAISER Text: Jürgen Philipp AUS WUT WIRD WOOD Der bekannte Gastronom Didi Hehenberger geriet in Rage. Aus Wut über die Baumwollproduktion gründete er ein Startup und bewies, dass echte ökologische Kleidung machbar ist. D a soll noch mal einer sagen, Fernsehen dient nur zur Berieselung. Im Fall von Guglwald-Kultwirt Didi Hehenberger wird aus der Wut im Bauch ein nach- haltiges Startup. „Eines Tages sah ich das ‚WELTjournal‘ über Baumwollanbau und erfuhr, dass es 12.000 Liter Wasser für ein Kilo Baumwolle braucht. Es war ein Bauer zu sehen, der Tränen in den Augen hatte, weil sein Vieh wegen des extensiven Baumwollanbaus kein Wasser mehr hatte. Ich hatte so eine Wut, dass ich nicht schlafen konnte.“ Die schlaflo- se Nacht nutzte der Gerechtigkeitsfana- tiker zum Umdenken. „Ich war so scho- ckiert, dass ich gesagt habe, ich kaufe nie wieder so ein Klump.“ KEIN „KLUMP“ MEHR Der 58-Jährige, der sich schon mit 19 selbstständig machte, stieß auf Tencel™, eine Holzfaser aus dem Hause Lenzing. Basierend auf diesem Ausgangsmateri- al und eigenen Forschungen, entwickel- ten Hehenberger und sein Team Kleidung, die ganz ohne zusätzliche Materialien aus- kommt und die – wenn man sie eingräbt – nach sechs Wochen rückstandsfrei und ohne schlechte Auswirkung auf die Umwelt – verrottet. Das Startup „Wood Fashion“ war geboren. „Es wurden bisher immer bis zu zehn Prozent Polyester, Baumwol- le oder Lycra bei Tencel™ eingewebt. Doch wir wollten ein reines Naturprodukt und das können nur wir.“ Als Ausgangspunkt wählte Hehenberger sein Lieblingshemd. „Ich wollte einen Stoff, der angenehm zu tragen ist und nicht eingeht.“ Hehenberger kannte einen Gast, der einen Textilbetrieb in Vorarlberg hat: „Er ließ sich von mir breitschlagen, Stoffe daraus zu machen.“ FÜNF NATÜRLICHE GEHEIMZUTATEN Nach unzähligen Versuchen gelang dem „Wood Fashion“-Team rund um den Gas- tronomen und Inhaber einer Bauträger- gesellschaft der Durchbruch. „Es dauer- te 13 Monate und acht Durchgänge, bis wir dort waren, wo wir jetzt sind. Ich wollte schon fast aufgeben.“ Die Lösung lag in fünf Bestandteilen, alle aus der Natur. „Ich verrate nur einen: Harz. Der Rest ist ein absolutes Betriebsgeheim- nis.“ Der Stoff war fertig, doch wer soll- te ihn verarbeiten? In ganz Österreich gibt es keine Lohnnäherei und Hehen- berger setzte von Beginn an auf 100 Pro- zent made in Austria: „Ich bekniete den Geschäftsführer von Löffler, dass er mir den Stoff näht und verarbeitet.“ Das Flehen hatte Erfolg und wie: „Wir haben teilweise acht Wochen Wartezeit, aber die Menschen nehmen das in Kauf.“ Und das hat auch einen Grund, denn: „Ich will an Wood Fashion nichts verdienen: 50 Prozent des Gewinns gehen in die Produktentwicklung, 50 Prozent wer- den an Umwelt- und Sozialeinrichtun- gen gespendet.“ Die „Didi Hehenberger Story“ beweist: Auch die Wut über Miss- stände kann Startups ins Leben rufen. ¢ Didi Hehenberger und sein Team sind die Einzigen, die aus Holzfasern Kleidung produzie- ren können, ohne herkömm­ liche Fasern einzuweben. Didi Hehenberger Co-Founder Maptivity ICH WILL AN WOOD FASHION NICHTS VER- DIENEN: 50 PROZENT DES GEWINNS GEHEN IN DIE PRODUKTENT- WICKLUNG, 50 PROZENT WERDEN AN UMWELT- UND SOZIALEINRICH- TUNGEN GESPENDET. ANZEIGE FOTOS: VOG.PHOTO I m Kulturbereich ist die Ars Elec- tronica das internationale Aus- hängeschild der oberösterrei- chischen Landeshauptstadt. Für den Wissenschaftsstandort Linz ist die Ars Electronica in einer federführenden Rolle bei der Technischen Universität für digitale Transformation mitbetei- ligt. Ja, sie ist sogar mit ein Grund, wa- rum Linz der beste Standort für eine solche neuartige TU in Österreich ist. Seit 1979 widmet sich die Ars Electoni- ca dem Spannungsdreieck Kunst, Tech- nologie und Gesellschaft. Seit 2015 wird auch der im gleichen Bereich angesie- delte STARTS-Prize der EU von Ars Electronica organisiert. BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN KUNST UND WIRTSCHAFT Jährlich bewerben sich weltweit tausende Künstler, Wissenschaftler, Universitäten, Betriebe und Aktivisten um diese Prei- se und um beim Festival in Linz dabei zu sein. Dieses Know-how und Potenzi- al soll für die heimischen Betriebe leich- ter zugänglich gemacht werden. Denn Corona hat den technologischen Wan- del in vielen gesellschaftlichen Bereichen massiv beschleunigt. „Die Herausforde- rungen, die vor uns liegen, könnten grö- ßer nicht sein – und genau hier kann die Kunst entscheidende Impulse bei- steuern. Mit den neuen ‚Home Delive- ry SERVICES‘ hat Ars Electronica For- mate entwickelt, die das künstlerische Innovationspotenzial und den Innova- tionsbedarf der Wirtschaft perfekt und auch maßgeschneidert miteinander ver- binden“, betont Stadträtin Doris Lang- Mayerhofer, Beirats-Vorsitzende der Ars Electronica. MASSGESCHNEIDERTE PRO- GRAMME FÜR DIE WIRTSCHAFT ‚Ars Electronica Home Delivery SERVI- CES‘ richtet sich an Kunden, deren Bran- chen sich allesamt im Umbruch befin- den“ „Wir helfen interessierten Betrieben, zu verstehen, was die technologiegetrie- benen Veränderungen für unsere Gesell- schaft und ihre Zielgruppen bedeuten und unterstützen sie dabei, die für sie entschei- denden Fragestellungen für die Zukunft zu entwickeln“, so Lang-Mayerhofer. Präsen- tiert, ausprobiert, diskutiert und reflek- tiert wird inmitten der Ausstellungen, Labs oder im Deep Space 8K des Ars Electro- nica Center. Angeboten werden die indi- viduellen Programme und Services für die Bereiche Education, Innovation, Events und Art. Das virtuelle Schulprogramm ist schon jetzt ein Renner. 40 bis 50 Buchun- gen pro Woche zeigen, dass die Work- shops, Führungen und Talks für alle mög- lichen Schulstufen und - typen richtig gut ankommen. Jeder der von üblichen Video- konferenzen und herkömmlichen Online- Formaten nicht restlos überzeugt ist, kann sich mit Home Delivery Services von einer neuen Art der digitalen Kommunikation überzeugen lassen und diese unter www. ars.electronica.art buchen. In Zeiten des digitalen Umbruchs wird die ARS ELECTRONICA mit dem Format Home Delivery Services zum Matchwinner für Linz, sagt Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer STANDORTFAKTOR ARS ELECTRONICA Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer: Themen wie Künstliche Intelligenz werden durch die Ars Electronica verständlich. STARTUP

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