Chefinfo Startup 03-21

CHEFINFO SPEZIAL | 41 40 | CHEFINFO SPEZIAL STARTUP S tartups setzen sich Meilen- steine, so auch die Gründer der Dorfladenbox. „Wir woll- ten 2021 fünf Dorfladenboxen verkaufen, dieses Ziel haben wir im Februar schon erreicht“, erzählt der Softwareentwickler Thomas Fellinger. Die allererste steht bei dem Landwirt und Co-Gründer Johan- nes Fischerleitner. „Die Dorfladenbox ist ein smarter physischer Verkaufsraum für sämtliche handwerklich produzierte Produkte aus der Region. Kunden kön- nen mittels App 24/7 bargeldlos einkau- fen. Die verknüpfte Dorfladenbox-Cloud automatisiert imHintergrund die Verwal- tung der Lieferanten, die Nachbestellun- gen der Produkte und die Dokumentati- onen wie Zutritt, Kühlkette etc.“ HIGHTECH TRIFFT DORF Die Geschichte des fixfertigen High- tech-Dorfladens begann vor fünf Jahren. Fellinger und seine Frau schworen, sich regionaler zu ernähren und stießen gleich auf das Grundproblem: die oft begrenz- ten Öffnungszeiten. Neben all den Arbei- ten am Hof sollten die Landwirte auch noch im Laden stehen, für viele einfach nicht schaffbar. Dazu bekam man gewis- se Produkte nur bei bestimmten Landwir- ten. Das alles wird mit der Dorfladenbox gelöst. „Jede Dorfladenbox benötigt einen regionalen Betreiber, der sich um die Lie- feranten und Kunden kümmert. Meis- tens ist das einer der Lieferanten selbst. Der eigentliche Betrieb der Dorfladenbox erfolgt dann von der Nachbestellung bis hin zur Buch- haltung weitestgehend automatisiert und hält dadurch den Arbeitsaufwand für den Betreiber stark in Grenzen.“ VOLLERWERB ZAHLT SICH WIEDER AUS Johannes Fischerleitner hatte in seinem Hofladen bereits Produkte von 14 Bau- ern vereint, doch konnte er den Laden nur freitags bis 17 Uhr öffnen. „Im Herbst 2019 beschlossen wir dann, unsere Kräf- te zu bündeln und eine zeitgemäße Ver- kaufslösung für regionale Produkte zu ent- wickeln.“ Während des ersten Lockdowns wurde der Prototyp geordert. Fellinger schrieb die Software dazu. Im August 2020 ging der erste Hightech-Dorfladen am Hof von Johannes Fischerleitner in Betrieb. Das Kundeninteresse war enorm. Mit der Hilfe von tech2b konnte an der Skalierung gearbeitet werden. Mittlerweile ist Fischerleitners Dorfladen umgesiedelt. Der Bürgermeister von Schleißheim regte an, den Laden ins Ortszentrum zu stellen, um noch mehr Kundschaft zu begeistern. JAHRESSOLL IN NUR ZWEI MONATEN „Mit Anfang des Jahres haben wir nun den ersten weiterentwickelten Prototyp bestellt, der wird nun Anfang April in Sip- bachzell aufgestellt.“ Fünf Dorf­läden sind bereits bestellt und das, obwohl die bei- den Gründer erst dabei sind, einen Ver- trieb aufzubauen. „Man benötigt nur rund 15 m 2 Stellfläche und einen Starkstrom- anschluss. Um alles andere kümmern wir uns.“ Damit will das Team dem Sterben von Kleinbauern, Fleischerei- und Bäcke- reibetrieben entgegenwirken. „Unser eigentliches Ziel ist es, der kleinstruktu- rierten Lebensmittelproduktion wieder eine Zukunft zu geben und unsere Lebens- mittelproduktion wieder regionaler, resili- enter und nachhaltiger zu machen. Klein- strukturierte Lebensmittelproduktion soll wieder im Vollerwerb funktionieren.“ Und es funktioniert! Aus diesem Grund wollen Fellinger und Fischerleitner bis 2026 Hun- dert Standorte schaffen. „Unser Konzept eignet sich auch gut zur Internationalisie- rung, die ist für Mitte 2022 geplant.“ FOTOS: DORFLADENBOX STARTUP FOTOS: GREEN SENTINEL / TATWORT D er Firmenname „Green Sen- tinel“ klingt wie ein Super- held aus den Marvel Studios und tatsächlich könnte die Innovation des Welser Unternehmens Superkräfte entfachen – und zwar aus Klärschlamm. „Durch meine Ausbildung als Biotechno- loge und meine Projekterfahrung imAnla- genbau sowie im Kläranlagenbereich kam die Initialzündung über Nacht“, schildert Gründer Daniel Scheiböck-Ortner. Sein Grundgedanke: Es muss eine einfache Lösung geben, um aus Klärschlamm einen Wertstoff zu machen. Scheiböck-Ortner entwickelte ein erstes Grobkonzept zum RSR-Verfahren (RSR = Recovered Sludge Resources). Dieses Verfahren verwertet Schlamm aus kommunalen Kläranlagen mit Trockensubstanz-Gehalten und berei- tet ihn zu einem Ersatzbrennstoffpro- dukt bzw. einem Düngemittel-Ausgangs- stoff auf. „Unsere Innovation macht die sonst teure Schlammentsorgung als einzi- ges Verfahren weltweit zu einem lukrati- ven Geschäftsmodell. Gleichzeitig leisten wir damit einen entscheidenden Beitrag, um den ökologischen Fußabdruck zu ver- ringern und tragen so zur Erreichung der internationalen Klima- und CO 2 -Ziele bei.“ GEWINNE STATT KOSTEN Green Sentinel bietet seinen Kunden einen „One-Stop-Shop“: von der Erstana- lyse des Schlamms über die Planung bis hin zur Errichtung sowie Wartung und Instandhaltung der RSR-Anlagen. „Unse- re Anlagen werden modular je nach Kun- denanforderung geplant und vor Ort fix installiert oder auch mobil in mehreren Containern im ISO-Format geliefert.“ Schlamm wird dabei durch den RSR-Pro- zess und mehrere Aufbereitungsstufen zu einem flüssigem NPK-Dünger-Ausgangs- stoff (Stickstoff-Phosphor-Kalium) und einem vollwertigen Ersatzbrennstoff ver- arbeitet. Es fallen keine zusätzlichen Ent- sorgungskosten an, die Wertschöpfung wird im Prozess generiert. AUS KLÄRSCHLAMM WIRD ENERGIE Mittels Radlader oder Bagger wird der Schlamm in den optionalen Schlamm­ annahmecontainer transportiert. Die- ser Container dosiert die notwendige Schlamm-Menge für den Hauptprozess. Alternativ kann die Aufgabe auch direkt aus demBestand über einen Rohranschluss erfolgen. Im Prozessmodul geschieht der Kern des RSR-Verfahrens zur Schlamm- aufbereitung. „Mithilfe des speziellen Lösungsmittels PecuLeach® werden bis zu 80 Prozent der anorganischen Kom- ponenten aus dem Trockengut heraus- gelöst.“ Diese werden zur weiteren Ver- wertung als NPK-Düngemittel für die chemische Industrie abgefüllt. Der raffi- nierte Schlamm kann in einem weiteren Schritt getrocknet werden. „Es entsteht ein Ersatzbrennstoff vergleichbar mit Pellets, der durch Verbrennung thermisch genutzt werden kann und Wärme zurück ins Sys- tem abgibt.“ Die erste Anlage wird an der belgisch-deutschenGrenze imHerbst 2021 entstehen. „In weiterer Folge wollen wir mit dem RSR-Verfahren Kläranlagen in Öster- reich, Deutschland, Schweiz, den Benelux- Ländern und Osteuropa bestücken und somit einen ökologischen und ökonomi- schen Mehrwert für die Umwelt und die Anlagenbetreiber generieren.“ Green Sen- tinel wurde imAugust 2020 gegründet und hat bereits acht Mitarbeiter. Der „grüne Wächter“ wurde 2020 zu den Top-3-Start­ up-Unternehmen von greenstart gereiht. GREEN SENTINEL: GRUNER SUPERHELD Daniel Scheiböck-Ortner Gründer Green Sentinel UNSERE INNO- VATION MACHT DIE SONST TEURE SCHLAMMENT- SORGUNG ALS EIN- ZIGES VERFAHREN WELTWEIT ZU EINEM LUKRATI - VEN GESCHÄFTS- MODELL. Die Idee zu Green Sentinel kam Daniel Scheiböck-Ortner quasi über Nacht. Das Potenzial des Welser Startups ist gigantisch. DORFLADENBOX: LOCAL VILLAGE Thomas Fellinger Co-Gründer Dorfladenbox KLEINSTRUKTU- RIERTE LEBENS- MITTELPRODUK- TION SOLL WIEDER IM VOLLERWERB FUNKTIONIEREN. Die erste Dorfladenbox steht bei Co-Gründer Johannes Fischerleitner. Bis 2026 soll es 100 solcher Standorte in ganz Europa geben. >>

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