Chefinfo Startup 03-21

CHEFINFO SPEZIAL | 35 34 | CHEFINFO SPEZIAL W ie haben Sie aus Sicht des Investors das letzte Jahr erlebt? Haben sich Firmenbewertungen nach unten korrigiert? Hofer: Eine Firma ist immer das wert, was man bereit ist dafür zu zahlen, das hat sich nicht verändert. Daher sind die Bewertungsvorstellungen für uns nicht erkennbar gesunken. Gute Unternehmen stehen nach wie vor hoch im Kurs. Einige unserer Beteiligungen konnten in 2020 ein Rekordjahr verbuchen und sind auch 2021 bestens unterwegs Natürlich muss man sagen, dass wir keine Gastronomie, Hotel- lerie oder kleine Dienstleister im Portfolio haben. Es ist nach wie vor sehr viel Geld am Markt und es gibt eine rege Investiti- onstätigkeit unbeeindruckt von COVID. In welche Art von Startup würden Sie investieren? Hofer: Für Managementteams ohne Erfahrung lediglich mit einer guten Idee sind wir nicht der richtige Partner. Aber gerne bei erfahrenen Unternehmern mit einem neuen Konzept. So investierten wir gemeinsam mit Partnern 50 Millio- nen Euro in ein industrielles Startup bzw. Greenfield-Projekt, bei dem gestandene Unternehmer dahinterstehen. Wir sind Equity-Partner beim Bau des weltweit modernsten Glasfaser-Preform-Werks, der NBG Fiber in Gmünd. Produktions- start erfolgt im Sommer dieses Jahres. Was raten Sie jungen Startups – vor allembeimThema Eigenkapital? Hofer: Man sollte den möglichen End- zustand im Auge haben. Wenn ich kleine Finanzierungsrunden wie über Crowdfun- ding absolviere, wird meine Gesellschaf- terstruktur immer komplexer. Anstatt zu viele unterschiedliche Partner an Bord zu holen, sollte man gleich einen finanzstar- ken Partner auf Zeit ansprechen. Hier gibt es die Raiffeisen KMU Invest AG mit bis zu 1,5 Millionen Euro. Nach der Startup- Phase braucht es solide Equity-Partner, um KMUs den Sprung zu internationalen Industrieunternehmen zu ermöglichen. Österreich hinkt beim Thema VC nach. Sollte da der Staat unter- stützen? Hofer: Eine quasi-Verstaatlichung der heimischen Startup-Szene macht meines Erachtens keinen Sinn. Aber man könnte steuerliche Anreize für heimische Inves- toren schaffen, wie die früheren Verlust- beteiligungsmodelle. Leider nimmt auch die Regulierungsdichte und der Verwal- tungsaufwand beständig zu, professio- nelles Investieren sollte wieder leichter gemacht werden. ¢ Die Kompetenzen bei der Bereitstellung von Eigenkapital wurden mit der Raiff- eisen Invest Private Equity unter einer Dachmarke gebündelt. Die vier rechtlich und organisatorisch selbstständigen Gesellschaften Invest AG, Raiffeisen KMU Invest AG, Raiffei- sen Innovation Invest GmbH und Raiffei- sen OÖ Invest GmbH & Co OG wurden unter einer Dachmarke zusammenge- fasst – der Raiffeisen Invest Private Equi- ty. Diese ist mit einem Fondsvolumen von rund 400 Millionen Euro die größte Pri- vate Equity-Gruppe Österreichs. Ziel ist es, diesen Wert in 2021 auf 500 Millio- nen Euro zu steigern. Seit der Gründung der Invest AG 1994, dem Flaggschiff der Gruppe, wurden über 800 Millionen Euro in mehr als 250 Unternehmen investiert. Das Hagenberger Bezahlsystem-Start- up ventopay kann sich über Kapital der Invest AG freuen. Geschäftsführer Johannes Reichenberger will die Expan- sion ankurbeln. Die ventopay GmbH mit Hauptsitz in Hagenberg im Mühlkreis sowie zwei Standorten in Deutschland ist Innova- tions- und Technologieführer für bargeld- lose Kassen-, Bezahl- und Bestellsysteme in der Gemeinschaftsverpflegung. 2012 gegründet, will der Full-Service-Dienst- leister mit neuem Managementteam und frischem Kapital der Invest AG weite- re Wachstumsschritte setzen. „Durch den Einstieg der Invest AG können wir das Unternehmen stabil für die nächsten Wachstumsschritte aufstellen – zunächst in Deutschland, später auch über die Grenzen des D-A-CH-Raumes hinaus. Besonders wichtig ist uns dabei, regiona- le Arbeitsplätze zu sichern und nachhal- tig auszubauen“, erzählt Geschäftsführer Johannes Reichenberger. REGIONALE JOBS SICHERN Gernot Hofer, Vorstand der Invest AG unterstützt dabei mit frischem Kapi- tal: „ventopay ist ein sehr gut etabliertes Unternehmen, welches für seine Inno- vationskraft und höchst qualitativen Produkte bekannt ist. Mit dem Netz- werk der Raiffeisen Invest Private Equi- ty-Gruppe werden wir einen optimalen Mehrwert für die nachhaltige Weiterent- wicklung bieten und für Stabilität in der weiteren Expansion sorgen.“ EIGENKAPITAL-BOOSTER NEUE MÄRKTE IN SICHT Vier rechtlich und organisatorisch selbstständige Gesellschaften wurden unter dem Dach der Raiffeisen Invest Private Equity zusammengefasst. ventopay-Geschäftsführer Johannes Reichenberger setzt neue Wachstumsschritte über die Grenzen des D-A-CH-Raumes. FOTOS: VENTOPAY, INVEST AG, BSD555 / ISTOCK / GETTY IMAGES PLUS STARTUP STARTUP Invest AG-Vorstand Gernot Hofer über unverändert hohe Firmenbewertungen, Eigenkapital bei Startups und warum der Staat kein guter Investor ist. „ÜBERLIQUIDITÄT TRIFFT AUF NACH WIE VOR HOHE BEWERTUNGEN“ Invest AG-Vorstand Gernot Hofer rät Startups, sich in punc- to Liquidität gleich an einen Profi zu wenden. Gernot Hofer Vorstand Invest AG NACH DER START- UP-PHASE BRAUCHT ES SOLIDE EQUITY PARTNER, UM KMUS DEN SPRUNG ZU INTERNATIONA- LEN INDUSTRIEUN- TERNEHMEN ZU ERMÖGLICHEN.

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