Chefinfo Magazin 02-21

8 | CHEFINFO | 2/2021 Anders gedacht von Klaus Schobesberger Chefredakteur M AN Steyr und BMW Moto­ ren zeigen, wie unterschied­ lich Entwicklungen in einer Umbruchsphase verlaufen können und wie sehr Österreichs Arbeitsplätze vom Wohl und Wehe der deutschen Autoin­ dustrie abhängig sind. Während der Münchener LkwHersteller das Werk in Steyr zu schließen gedenkt, investiert der andere Bayer in denselben Standort und baut sogar aus. So schmerzhaft das eine sein mag und so posi­ tiv das andere ist: Die für ihre Behäbigkeit kritisierten Flagg­ schiffe der deutschen Industrie tanzen zaudernden Regierungs­ mitgliedern gerade Krisenmana­ gement vor. Strategische Klarheit „Jetzt wird in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozial­ produkt“: Es ist, als hätten die Vorstände von Volkswagen, Daimler oder BMW den „Neue Deutsche Welle“­ Song von „Geier Sturzflug“ von 1983 im Ohr. Die neue deutsche Welle von 2021 befindet sich nicht im Sturz, son­ dern im Steigflug. Investoren glau­ ben an die Zukunft der traditionellen Autohersteller – die Aktienkurse gehen seit Wochen kontinuierlich nach oben. Unter enormem politischem Druck zum Ausstieg aus der Verbrennertechnolo­ gie sowie dem gleichzeitigen Druck der Pandemie, die alle Lieferketten einem Stresstest unterzieht, haben VWChef Herbert Diess (Bild) & Co. zu alter Ent­ schlossenheit und strategischer Klarheit zurückgefunden. Deutsche Gazetten, die sonst „Systemabsturz“ und „Götterdäm­ merung“ titelten, sind nun selbst vom positiven Turnaround überrascht. Neue Ära der Mobilität Die Autohersteller haben die Fliehkräfte der Krise in eine Schubumkehr umge­ wandelt, um den Veränderungsprozess schneller voranzutreiben. Damit haben sie auch TeslaChef Elon Musk, den Pio­ nier der EMobilität, überrascht. Die Autokonzerne haben ihre Hausaufgaben gemacht: Die Kos­ tenstruktur wurde auf den Prüf­ stand gestellt, die Widerstands­ kraft erhöht. Daimler hat seine Gewinnziele gegenüber dem Vor­ jahr um 50 Prozent erhöht. Über­ rascht haben viele Beobachter auch das Tempo und die Kompro­ misslosigkeit, mit der Volkswagen ihren Konzern mit 664.000 Mit­ arbeitern in Richtung Elektrifi­ zierung trimmt und zum Tech­ Giganten umbaut. VW plant, dass bis 2030 die Hälfte ihrer verkauf­ ten Autos elektrisch sein soll. Die Autoindustrie hat ihre Altlas­ ten und ihr Verharren in der Vergangen­ heit abgelegt und macht sich fit für eine neue Ära der Mobilität, in der neue Play­ er aus der TechIndustrie wie Apple zu neuen Konkurrenten aufsteigen. Es ist ein faszinierendes Stück Industriegeschichte, das wir live erleben. n SCHUBUMKEHR. Wie Vorstände die Krise mit Ent- schlossenheit für eine neue Position der Stärke nutzten, sollten sich auch Regierungsmitglieder genau ansehen. Die Autoindustrie als Vorbild des Krisenmanagements FOTOS: WAKOLBINGER, ALBERT GEA / REUTERS / PICTUREDESK.COM ZUKUNFTSFIT 2030 Alle Infos auf: wir erzeugen zukunft .at Die OÖ. Industrie steht für Innovation, Effizienz und ständige Verbesserung. Wir wollen dazu beitragen, dass das Land OÖ über modernste Prozesse in der Ver- waltung, im Schulsystem wie im Gesundheitswesen verfügt und die umfassenden Möglichkeiten der Digi- talisierung ausschöpft – für bessere Leistungen für die Bevölkerung und die Unternehmen. UNSERE INNOVATIONEN FÜR OBERÖSTERREICH

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